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Aus „Le Monde diplomatique“Unsere Lösung für Europa

Eine globale, solidarische und dauerhafte Lösung für das Schuldenproblem muss her. Noch nie war es so dringlich wie jetzt.

Alexis Tsipras widerspricht dem Image, die griechische Linke sei „EU-feindlich“. Bild: reuters

Es ist der 27. Februar 1953. Die Bundesrepublik Deutschland ächzt unter ihrer Schuldenlast und droht die übrigen europäischen Länder in einen Krisenstrudel hineinzuziehen. Die Gläubigerstaaten, darunter Griechenland, sind höchst besorgt über ihre eigene Zukunft.

Erst in dieser Situation begreifen sie, was außer den Neoliberalen längst allen klar war: Die Politik der "internen Abwertung" - gemeint ist eine Senkung der Lohnkosten - sorgt nicht dafür, dass die Schulden abbezahlt werden können. Ganz im Gegenteil.

Auf einem Sondergipfel in London beschließen 21 Staaten, ihre Forderungen in Bezug auf den Schuldendienst an die tatsächliche Leistungsfähigkeit ihres Partnerlands anzupassen. Sie streichen 60 Prozent der deutschen Schulden, gewähren dem Land ein fünfjähriges Zahlungsmoratorium (von 1953 bis 1958) und verlängern die Rückzahlungsfrist um 30 Jahre. Überdies führen sie eine Art Nachhaltigkeitsklausel ein: Demnach muss Deutschland nicht mehr als ein Zwanzigstel seiner Exporteinnahmen für den Schuldendienst aufwenden.

Alexis Tsipras

ist Vorsitzender der griechischen Oppositionspartei Syriza („Koalition der radikalen Linken“). Lesen Sie auch Niels Kadritzkes Parteienportrait: „Syriza-Regierungspartei im Wartestand“?

Diese Entscheidung Europas war also das genaue Gegenteil des Versailler Vertrags von 1919 und legte damit die Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung Westdeutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg.

Nichts anderes fordert heute die Koalition der radikalen Linken (Syriza). Wir sollten darangehen, all die kleinen Versailler Verträge, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Finanzminister Wolfgang Schäuble den europäischen Schuldnerstaaten aufgezwungen haben, wieder rückgängig zu machen. Lassen wir uns also von jenem großen Tag inspirieren, an dem das Nachkriegseuropa so viel Weitsicht wie selten unter Beweis gestellt hat.

Die verschiedenen Rettungsprogramme für die südeuropäischen Länder sind gescheitert. Sie haben ein Fass ohne Boden hinterlassen, das zu füllen die Steuerzahler aufgefordert sind. Noch nie war es so dringlich wie jetzt, eine globale, solidarische und dauerhafte Lösung für das Schuldenproblem zu finden. Umso unverständlicher ist es, wenn diese Lösung auf eine Weise vertagt werden soll, die der deutschen Bundeskanzlerin ihre Wiederwahl sichert.

Wir halten die von der Syriza vorgeschlagene europäische Schuldenkonferenz nach dem Vorbild der Londoner Konferenz über die deutschen Schulden von 1953 derzeit für die einzig realistische Lösung zum Nutzen aller Beteiligten. Sie wäre eine globale Antwort auf die Kreditkrise und das offensichtliche Scheitern der europäischen Politik.

Entsprechend sind unsere Forderungen für Griechenland:

- eine erhebliche Reduzierung des Nominalwerts der öffentlichen Gesamtverschuldung;

- ein Schuldendienstmoratorium, das finanzielle Mittel freimacht, um die Konjunktur anzukurbeln;

Bild: lmd

Dieser Beitrag erschien in der Februar-Ausgabe von Le Monde diplomatique, die noch bis Ende des Monats an jedem guten Kiosk zu haben ist.

- die Einführung einer "Nachhaltigkeitsklausel", um zu verhindern, dass der Schuldendienst die wirtschaftliche Erholung schon im Keim erstickt;

- die Rekapitalisierung der Banken, wobei die entsprechenden Summen nicht auf die griechische Staatsverschuldung angerechnet werden dürfen.

Diese Maßnahmen müssen mit Reformen einhergehen, die auf eine gerechtere Verteilung von Einkommen und Vermögen zielen. Die Krise zu beenden heißt, mit der Vergangenheit zu brechen, die ihre Entstehung erst ermöglicht hat. Und das wiederum heißt, für mehr soziale Gerechtigkeit zu kämpfen, für gleiche Rechte, für mehr Transparenz in Politik und Finanzen - kurz: für mehr Demokratie.

All das kann nur von einer Partei umgesetzt werden, die wirklich unabhängig ist. Unabhängig von der Finanzoligarchie, also einiger weniger Unternehmenschefs, die den Staat als Geisel genommen haben; unabhängig von den Reedern, die nur mit ihresgleichen solidarisch sind und bis vor Kurzem keine Steuern zahlen mussten; unabhängig von den Medienbossen und den Pleitebankern, die ihre Finger überall im Spiel haben - von Leuten also, die an der Krise die Hauptschuld tragen und jetzt alles unternehmen, um den Status quo zu erhalten. Die NGO Transparency International weist Griechenland in ihrer jüngsten Rangliste als das korrupteste Land Europas aus.(1 )

Nach unserer Auffassung stellt dieser Vorschlag die einzige Alternative zur weiteren exponentiellen Zunahme der Staatsschulden in Europa dar, die im EU-Durchschnitt bereits 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen. Genau dies ist der Grund, der uns optimistisch macht: Unser Vorhaben kann gar nicht zurückgewiesen werden, denn die Krise hat bereits auf die Kernländer der Eurozone übergegriffen. Jeder weitere Aufschub hat nur zur Folge, dass die wirtschaftlichen und sozialen Kosten weiter ansteigen, und zwar nicht nur in Griechenland, sondern auch in Deutschland und den übrigen Mitgliedern der Währungsunion.

Dem neoliberalen Dogma entsprechend funktionierte die Eurozone in den vergangenen zwölf Jahren als reine Währungsunion - ohne eine Entsprechung auf der politischen und sozialen Ebene. Die Handelsdefizite der südeuropäischen Länder waren das Spiegelbild der im Norden verzeichneten Überschüsse. Deutschland hat außerdem von der Gemeinschaftswährung profitiert, weil sie zu einer Abkühlung der Konjunktur nach der kostspieligen Wiedervereinigung beitrug.

Die Schuldenkrise hat dieses Gleichgewicht jedoch ins Wanken gebracht. Die Regierung in Berlin reagierte darauf mit dem Export ihrer Sparrezepturen. Diese Politik führte sowohl zu einer Vertiefung der sozialen Kluft in den südeuropäischen Ländern als auch zu verschärften ökonomischen Spannungen im Zentrum der Eurozone. Es begann sich eine Arbeitsteilung zwischen den Gläubigern im Norden und den Schuldnern im Süden herauszubilden, koordiniert von den reichsten Eurostaaten. Dabei kommt dem Süden die Rolle der Billiglohnländer zu, die sich auf arbeitsintensive Produkte und Dienstleistungen konzentrieren sollen, während der Norden auf Qualität und Innovation setzt, was ein höheres Gehaltsniveau - zumindest für einige - möglich macht.

In einem Interview mit Spiegel Online hat Hans-Peter Keitel, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), vorgeschlagen, "Griechenland sollte eine Art Sonderwirtschaftszone im Euroraum werden".2 Dieser Vorschlag wirft ein Licht auf die wahren Motive hinter dem Memorandum3 vom Mai 2010. Die in diesem noch mindestens bis 2020 laufenden Abkommen vorgesehenen Maßnahmen sind ein krachender Misserfolg, was inzwischen sogar der Internationale Währungsfonds (IWF) einräumt.

Für diejenigen, die sich dieses Abkommen ausgedacht haben, ist es allerdings von Vorteil, Griechenland unter eine Vormundschaft zu stellen, die dem Land den Status einer Finanzkolonie der Eurozone zuweist.

Die Aufkündigung dieses Abkommens ist daher die Voraussetzung für die Überwindung der Krise. Denn diese Arznei als solche wirkt tödlich, und nicht nur die Dosis, wie uns manche glauben machen wollen.

Vergessen wir jedoch nicht die anderen Ursachen der griechischen Finanzkrise. So hat sich nach wie vor nichts an der Verschwendung öffentlicher Gelder geändert. Nirgends in Europa kommt etwa der Bau eines Kilometers Straße teurer. Ein weiteres Beispiel: Die Privatisierung der Autobahnen dient angeblich der "Vorfinanzierung" neuer Strecken - deren Bau aber auf Eis gelegt wird.

Die wachsende Ungleichheit kann daher nicht einfach als Nebeneffekt der Krise erklärt werden. Das griechische Steuersystem ist ein Ausdruck des Klientelismus, der die Eliten des Landes zusammenschweißt. Dank zahlloser Ausnahmeklauseln ist es löchrig wie ein Sieb, wobei die Vergünstigungen speziell auf die Oligarchen zugeschnitten sind.

Dieses Arrangement beruht seit dem Ende der Diktatur auf einem informellen Pakt zwischen Unternehmern und der doppelköpfigen Hydra des Zweiparteiensystem aus Nea Dimokratia und Pasok. Das ist einer der Gründe dafür, warum der Staat bis heute, statt die so dringend benötigten Steuersummen einzutreiben, immer wieder die Löhne und Renten kürzt.

Aber das Establishment - das übrigens die letzten Wahlen nur überlebt hat, indem es die Angst vor einem Ausstieg aus der Eurozone schürte(4) - hat noch ein zweites Lebenselixier: die Korruption. Die geheimen Absprachen zwischen den politischen und wirtschaftlichen Eliten aufzubrechen, gehörte daher zu den Prioritäten einer von der Syriza geführten Volksregierung.

Wir fordern ein Schuldenmoratorium also auch, um in Griechenland einen Wandel herbeizuführen. Wenn der ausbleibt, wird jeder Versuch, die Staatsfinanzen zu sanieren, genauso zum Scheitern verurteilt sein wie die bekannten Bemühungen des Sisyphos. Nur dass sich das Drama nicht nur in der Stadt Korinth abspielt, sondern dieses Mal ganz Europa betrifft.

Fußnoten:

(1) Gemeint ist der Korruptionswahrnehmungsindex 2012, der Griechenland unter 174 Ländern an 94. Stelle führt, gleichauf mit Kolumbien, Indien und Senegal. Griechenland schneidet damit schlechter ab als alle übrigen EU-Mitglieder (inklusive Rumänien und Bulgarien). Von den europäischen Ländern werden nur Albanien und Staaten der ehemaligen Sowjetunion von ihrer eigenen Bevölkerung als noch korrupter wahrgenommen. Siehe: www.transparency.de/Tabellarisches-Ranking.2197.0.html.

(2) Spiegel Online, 10. September 2012.

(3) Das Wort Memorandum (griechisch: "mnimosio) bezeichnet das strenge Sparprogramm, das Athen im Gegenzug für ein milliardenschweres Rettungspaket auferlegt wurde.

(4) Mit 29,66 Prozent der Stimmen wurde die Nea Dimokratia zwar stärkste Partei, war aber zu einer Koalition mit der Pasok (12,28 Prozent) und der Demokratischen Linken (6,26 Prozent) gezwungen. Zweitstärkste Partei wurde Syriza, sie erzielte mit 26,89 Prozent 10 Prozentpunkte mehr als bei den Wahlen im Mai 2012, die keine regierungsfähige Mehrheit erbracht hatten. Die rechtsextreme "Goldene Morgenröte" blieb mit 6,92 Prozent der Stimmen nur knapp unter ihrem Wahlresultat vom Mai.

Aus dem Französischen von Nicola Liebert

Le Monde diplomatique vom 8.2.2013

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25 Kommentare

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  • W
    Wolfgang

    Ich denke viele der Ursachen wie es zu diesen Problemen gekommen ist sind nur bedingt bekannt. Die "Krisenländer" werden doch nur als Sündenböcke vorgeschoben. Darum möchte ich hier mal einen kleinen Lesetipp zur Anregung posten.

     

     

    Die Homepage diekriseverstehen.net präsentiert interaktiv und gut verständlich die Zusammenhänge, die zur aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise geführt haben.

     

    Das interaktive Konzept der Seite macht die Auseinandersetzung mit den wirtschaftspolitischen Herausforderungen der nächsten Jahre zu einer informativen Entdeckungsreise. Die Ursachen werden auf spielerische Weise nachvollziehbar gemacht.

  • U
    Uncas

    Ach diese Deutschen, können den sogenannten "Standortvorteilen" auch nur hinterherlaufen und produzieren und exportieren funktioniert auch nur, wenn immer weiter an der Sozialschraube gedreht wird, nach unten und dadurch ähnlich wie bereits in Griechenland und Spanien die zwei Drittel ein Drittel Gesellschaft vollends eingeführt wird, zwei Drittel hecheln jedem Job, jedem Euro hinterher und jeder Euro bekommt immer mehr den Charakter eines Almosens. Deutschland steht nur im Vergleich besser da und man kann sich natürlich insbesondere durch den Vergleich mit dem Süden Europas was einbilden und verpennt so, dass die Tendenz die gleiche ist. Dieses Gerede von Deutschland vs. Griechenland, Spanien vs. Deutschland, dass mag für Fussballwelt- und Europameisterschaften angemessen sein, ist aber eine dumme bis saudämmliche Kategorie, um sich mit den Binnen- und Aussenproblemen des europäischen Wirtschaftsraumes auseinanderzusetzen. In Griechenland und Spanien wird durchexerziert, was dann auch in Deutschland kommt. Vor Kurzem hat ein deutscher oder deutschstämmiger Consultant von Morgan Stanley in Spanien verlauten lassen, Spanien sei mit den neuen Arbeitsmarktbedingungen demnächst attraktiver als Deutschland und dann müsse Deutschland nachziehen und bis dahin sei das Spanien's Chance. Wohl bekomm's. In diesen Kategorien denken Banker, Konzerne, Finanzstrategen und ihre Politiker und Organisationen. Die interessieren Deutsche als Menschen, als Sozialgemeinschaften genau so wenig wie Spanier und Griechen.

  • S
    SLG

    Tsipras hat recht. Und ist trotzdem ein Heuchler.

    Die von ihm geforderten Maßnahmen sind notwendig, aber bringen allein Griechenland die Wettbewerbsfähigkeit nicht zurück. Eine Abwertung ist unumgänglich, wenn das Land nicht eine um Almosen bettelnde Kolonie Deutschlands unterhalb Hartz4-Niveau werden will.

    Eine Abwertung erfordert aber den Austritt aus der Zwangsjacke des Eurosystems. Der gleichzeitige Schuldenschnitt sollte dann aber gleich faktisch bei 100% liegen.

     

    Die Aufgabe der harten Devisenwährung Euro lässt sich aber politisch bei der griechischen Bevölkerung schlecht verkaufen.

    Also stellt Tsipras lieber ein Programm vor, dass nur halbgar ist und deshalb keine Hoffnung bietet.

     

    Es wäre aber die Aufgabe der Linken, rechtzeitig eine funktionierende(!) Alternative zu entwickeln, bevor Griechenland in ein paar Jahren eine faschistische Regierung und/oder ein Militärregime bekommt.

    Tsipras und seine Truppe sind in dieser Hinsicht feige Versager.

  • E
    ein_Liberaler

    Stellen wir uns einfach mal vor, Griechenland wäre nicht in der EU und nicht in der Eurozone. Dann ginge es allen Beteiligten besser.

    Wir würden dann einfach mit Griechenland genauso solidarisch sein, wie mit Kuba und mit Eritrea. Und Griechenland wäre froh und dankbar für jeden Euro, den es geschenkt bekommt.

    So aber werden die Deutschen von griechischen Medien als "Altnazis" dargestellt, Angela Merkel wird verhöhnt und von Dankbarkeit (ευγνωμοσύνη) keine Spur. Die griechische Lösung für Europa ist einfach keine Lösung. Wer glaubt, dass Griechenland jemals zurückgibt, was EU-Europa einzahlt, der glaubt auch an den Nikolaus. Aber richtig, der war ja auch ein Grieche. "Der Name leitet sich aus dem Griechischen ab: „Nikólaos“ entstand aus nikáo „siegen“ und laós „Volk“. Daraus resultiert die Bedeutung „Sieger des Volkes“."

  • G
    GeneralSolar

    @KFR

     

    Deutschland hat seine Reparationen für den 1. Weltkrieg letztes oder vorletztes Jahr zurückgezahlt, mit Zins und Zinseszins, war sogar in den Nachrichten;).

  • HT
    highway to hellas

    Nur ein erster europaweiter Riesenriot wird die Kapitalisten zum abdanken zwingen und Griechenland aus der Sklaverei befreien!

     

    > Hoch die internationale Solidarität!

    > Nieder mit den Nationastaaten!

  • GN
    Gewollter Niedergang

    Das Ausbluten Griechenlands ist gewollt- und erst der Anfang.

    Deshalb ist es leider nicht möglich, die im Artikel angesprochenen Sanierungs- und Umgestaltungsmöglichkeiten derzeit anzuwenden.

    Wer es noch nicht gemerkt hat:

    Seit EFSF und ESM hat Europa per Definition den Status einer Diktatur.

    Das ist kein Zufall.

    Repressive Systeme brauchen Unruheherde und Angst in der Bevölkerung, um repressive Maßnahmen dursetzen zu können.

    NY City ist inzwischen kameraüberwacht wie ein Gefängnis.

    Die Grabenkämpfe zwischen den Bevölkerungen der Länder sind durchaus gewünscht.

    Da heraus kommen können die Bevölkerungen nur, indem sie bei sich dafür sorgen, daß die alten Kleptokraten das Sagen verlieren.

    Es ist richtig, auf Deutschland Verantwortung nach dem 2.WK hinzuweisen.

    Aber mit Reparationszahlungen in die Taschen derer, die selbst am Krieg verdient haben ist keinem griechischen Bürger geholfen.

    Die ohnmächtige Wut vieler Griechen ist gut nachvollziehbar, aber glauben Sie mir, Herr Tsipras, die haben hier auch viele.

    Frau Merkel vertritt nicht Deutschland!

    Und es gibt auch genügend Menschen in D, die inzwischen aus den sozialen Sicherungssystemen herausgeschubst wurden und Massen von Jobbern und Zwangsselbständigen ohne Rentenansprüche.

    Ohne Abschaffung des Feudalkapitalismus, vulgo Neoliberalismus, landet das Geld aus Deutschland nicht in Griechenland, sondern auf den Cayman-Inseln oder den Bahamas.

    Was allerdings der deutschen Bevölkerung, wie den meisten in der EU, auch den Griechen, vorzuhalten ist: das dumme Festhalten am kapitalistischen System, immer in der Hoffnung, zu den Gewinnern zu zählen, obwohl die Karten im Spiel gezinkt sind.

     

    @ Mischka75: Extra nochmal für Sie:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=umFnrvcS6AQ

  • B
    Buerger1972

    Solidarität gerne, aber dann muss sich auch etwas in Südeuropa ändern! Machen wir uns doch mal einfach nichts vor, auch wenn das Linke Kommentatoren nicht wahrhaben wollen: meine angeheiratete Familie kommt aus "Südeuropa", aus einem Land, das demnächst der EU beitraten wird. Schon jetzt geht dort die Angst um, dass sich Griechenland wiederholt. Warum? Weil "man" keine Steuen zählt, weder Einkommenssteuer - so es irgend geht -, sei es Mehrwertsteuer. Solche Missstände auszugleichen fällt NICHT unter meine Solidarität trotz familiärer Verbindung und großer Symphatie für Länder und Menschen. Fördern und Fordern! Sonst will ich aus dieser Währungsunion und dieser EU raus, selbst wenn dies Einbußen für uns bedeutet.

  • M
    Mafia

    Premierminister Malakas Samaras hat jetzt über 30 MRD aus EU-Strukturfonds zur Verfügung und - natürlich unbeachtet von einer größeren Öffentlichkeit - schon mal verlauten lassen, daß diese Gelder nur ans Großkapital gehen werden. Kleingewerbetreibende und Mittelständler können dann um einen der angeblich 200.000 damit geschaffenen Arbeitsplätze anstehen und die geplante weitere Senkung des Mindestlohns auf unter 400 geniessen.

    Einer seiner besten Freunde wird beim großangelegten - von der sonstigen Presse ignorierten - Dieselschmuggel erwischt und läßt sich durch einen Parteifreund anwaltlich vertreten, um gegen einen Journalisten vorzugehen, den er unter Zeugen 20 Minuten lang mit Morddrohungen überhäufte. Gleichzeitig ist ausgemacht, daß dieser Freund die staatliche Lotterie für eine lächerliche Summe kauft.

    Schuldenschnitte erfüllen vor allem einen Zweck: Zu vertuschen, daß ein Drittel der Investitionen in Europa durch die Mafia getätigt werden und um sonstige Schwarzgelder zu waschen. Die Mafia hat Europa nach der Lehmanpleite gerettet.

  • K
    kassandra

    Sie haben offenbar noch nicht mitbekommen ,@mischka75 , dass Ihre VWL-Schulweisheiten auf dem geschichtlichen Müllberg gelandet sind . K e i n Konjunkturprogramm der Welt - egal wieviele (kreditfinanzierte !) Milliarden man in den Topf stecken würde - könnte noch dazu führen , dass es in Griechenland ,Italien , Spanien (usw?) zu einer selbsttragenden Konjunktur kommen könnte .

    Falls Sie anderer Meinung sind , sollten Sie uns vielleicht verraten , welche am Weltmarkt absetzbaren Produkte dabei (und zwar in riesigen Mengen !) produziert werden könnten/sollten .

  • K
    KFR

    zahlen Sie doch erstmal die offenen Rechnungen des WW2 und Reparationen des WW1 incl Zinsen , bevor sie irgendwelche Übrheblichen Kommentare über andere Staaten loslassen !

     

    Die BRD hat keinerlei Interessen-Ausgleich geleistet und Friedens-Vertrag bekommen,ist immer noch Feinstaat gemäss UN- Konventionen, das ist die Realität !

  • P
    Pups

    Brillant, wie ungefähr fast alle Kommentare hier den Text entweder nur überflogen oder schlicht nicht verstanden zu haben scheinen und dann sicherheitshalber erst mal wieder dazu übergehen, ihre ideologischen Grundthesen auszuscheißen. Bloß nicht inhaltlich und/oder tiefgründig werden, solange es so gut und so einfach klingt.

  • HH
    Haribald Hanf

    Es ist schon interessant, wie borniert hier eine ganze Reihe von Kommentaren in der als "links" geltenden taz sind.

    Wenn man so einen Stuss wie von "Alternative" liest, dass Griechenland wegen den Linken so pleite sei, dann kann mensch nur noch mit dem Kopf schütteln - solche Kommentare gibt's sonst nur bei welt-online.

     

    "Alternative", die Linken waren in Griechenland seit Äonen nicht mehr an der Regierung beteiligt! Woher hast du eigentlich deine Fehlinformationen? Wenn du den Text gelesen hättest, wüsstest du, dass die beiden neoliberalen Parteien der Mitte (Konservative und Sozialdemokraten) Griechenland kaputt gemacht haben.

     

    Und natürlich ist in den südlichen Ländern viel Geld in Form von Privatvermögen vorhanden (bis auf das was jetzt in der Schweiz liegt). Aber genau das will doch Tsypras wieder umverteilen!

    Wo ist denn bei den ganzen hochgebildeten Kritikern von Tsypras auch nur ein Wort über die irrsinnigen Kaputtspar-Richtlinien von IWF, Troika und EU an Griechenland? Wo kritisiert ihr auch nur einmal Merkel und Schäuble, weil Sie die normalen Griechen ausbluten lassen, während Sie die die Reichen mit Samthandschuhen anfassen.

     

    Leute, wacht doch endlich auf! Heute wird an den griechischen Arbeitenden das probiert, was in ein paar Jahren den Deutschen bevorsteht - aber dann wird natürlich wieder CDU & FDP gewählt...

  • M
    mischka75

    Diese neoliberale Ahnungslosigkeit ist erschreckend!

     

    Auszug Volkswirtschaftslehre, 1. Semester:

     

    Wer in der Krise spart, handelt prozyklisch.

     

    Wirtschaftskunde Lehrplan Klasse 8:

     

    Prozyklische Wirtschaftspolitik verschärft in der Krise die Krise.

     

    Wenn wir Europäer hier mit heiler Haut herauskommen wollen, dann bleibt uns gar nichts weiter übrig, als ein Schuldenschnitt und ein wohlsortiertes Konjunkturpaket, das direkt auf eine Erholung der europäischen Binnenkonjunktur zielt. Wir Deutschen täten gut daran, endlich (nach 20 Jahren Austerität) die Löhne zu heben, und damit beginnend, die europaweite Kaufkraft zu stärken.

     

    Diese Wirtschaftspolitik nennt man antizyklisch.

     

    Antizyklische Wirtschaftspolitik in der Krise mildert die Krise.

     

    Das lernt mein Sohn in der achten Klasse.

     

    Das Beispiel Island zeigt, es funktioniert.

     

    Noch einmal ganz deutlich: Die deutsche Krisenpolitik hat die Kreditkrise der Banken bisher nur befeuert. Statt die Banken zu zügeln, hat sie ganze Volkswirtschaften zum Spielball der Finanzmärkte werden lassen. Gesetze regeln heutzutage die Sozialisierung der Bankenschulden durch den europäischen Steuerzahler. Wobei die Gewinne an den Finanzmärkten weiterhin in private Hände fließen.

     

    Augen auf!!!

  • F
    faulix

    Es gibt gewöhnliche Hütchenspieler.

    Es gibt gut aussehende Hütchenspieler.

    Und es gibt rhetorisch begabte Hütchenspieler.

     

    Tsipras ist ein gut aussehender, rhetorisch begabter Hütchenspieler. Das wesen des Hütchenspielers ist es, ohne Arbeit und mit Tricksereien an das Geld von naiven Gutmenschen heranzukommen.

  • B
    Bankenretter

    Die wichtigste Maßnahme fehlt im Artikel: Ein Gesetz, das es unseren Regierungen untersagt, Schulden zu machen. Die Schulden sind es, die die Korruption dauerhaft ermöglichen.

  • G
    Gerald

    naja, der Artikel faengt mit einer sehr eigenwilligen Interpretation des Londoner Abkommens an. Damals ging es um die Rueckzahlung der Vor- und Nachkriegsschulden (erstere stammeten in grossen Teilen noch aus den Reparationsleistungen des Versailler Vertrags) plus Zins und Zinseszins. Es wurden in der Tat der groessere Teil der Schulden erlassen (etwa 16 Mrd von 29 Mrd), aber im Abkommen selbst ging es um die Rueckzahlung - so weit sind wir mit Griechenland wohl noch nicht. Wenigstens wird im Artikel eine teilschuld der griechischen Eliten eingeraeumt, der Schuldanteil der Gewerkschaften wird hingegen ignoriert. Eine realistische Bewertung der Lage ohne eine sagen wir mal eigenwillige Interpretation der deutschen Geschichte (ganz abgesehen davon dass Deutschland eine wirtschaftliche/industrielle Basis zur Rueckzahlung hate, im Gegensatz zu Griechenland heute) waere wuenschenswerter. Am Ende laeuft das doch wieder darauf hinaus dass 'Solidaritaet' bedeutet dass wir zahlen ohne dass sichergstellt wird dass ion Griechenland etwas passiert.

  • G
    Gregor

    "Unsere Lösung für Europa" = Beggar your neighbours

  • N
    naseweiser

    Nein , Herr Tsiparas , ... umgekehrt wird ein Schuh draus : der Vergleich 1953 ./. 2013 ergibt den Beweis dafür, dass und warum Ihr Rettungsvorschlag nicht funktionieren kann . 1953 hatte man noch ein weitgehend zerstörtes Europa vor sich , sprich : unendlich viel Arbeit beim Wiederaufbau . Dazu kamen die beginnende Automobilisierung und der sich entwickelnde und gerenzenlos erscheinende Markt für "weiße" und "braune Ware" . Heute ist nichts dergleichen in Sicht , das die Perspektive eröffnen könnte für einen deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit in Europa . Im Gegenteil .

  • H
    Hilfe

    Sehr guter Artikel.

     

    Große Hoffnungen ruhen auf dem griechischen Volk.

    Deutschland mußte schon öfter vom Ausland gerettet werden.

     

    Und Griechenland ist überall, besonders auch in Deutschland. Kommt alles ans Licht.

     

    Demokratie hier ist keine Demokratie. Die Farce der Bundestagswahl, das öffentliche Schmierentheater um Stimmen für eine Wahl, die keine ist, alles beherrschend 2013, auch das Ausland.

     

    40% nehmen schon gar nicht mehr teil. Die Höhe der Wahlbeteiligung spielt aber dabei absolut keine Rolle für deren Gültigkeit.

     

    Wenn also nur einer zur Bundestagswahl hingeht und z. B. die Rechtsradikalen wählt, dann haben wir eine rechtsradikale Regierung.

     

    Das sagt doch alles über die deutsche Demokratie. Halt's Maul.

     

    Also bitte, griechisches Volk, helft uns wieder.

  • W
    Wutbürger

    lasst doch die reichen Geier ihre Yachten verkaufen, das fände ich mal ein positives "Signal", oder lasst uns die Sachen der Reichen verkaufen, diese, angeblich für Moral zuständigen, Trickbetrüger und (Um-) Weltzerstörer. Wollen wir nicht mal ein bißchen? Oder seid ihr mittlereile alle zu feige? Oder geht´s uns doch zu gut und wir gucken besser nicht auf den Rest der Welt. Ich bin kein Deutscher, ich bin kein Europäer, ich bin Weltbürger, und als der schäme ich micht täglich!

  • C
    Cometh

    Klar, dass das kam.

     

    Der Unterschied zu 1953 wird verschwiegen: Die an Griechenland gegebenen Mittel wandern 1:1 in die Taschen der Oligarchen und Clans und werden in Luxuswohnungen in London und Berlin und in Schweiz, Zypern und Singapur angelegt.

     

    Solange das nicht abgestellt ist und die reichen Griechen und ihre Helfershelfer (Goldman Sachs usw.) das ergaunerte Vermögen endlich zurückgegeben haben, besteht kein Grund da noch mehr Geld hinzugeben. Wir müssen nicht solidarisch sein, nur weil Griechen unsolidarisch sind.

     

    Man wird deshalb um eine Offenlegung der Vermögen, einschließlich Immobilienbesitz, nicht herumkommen. Klar, dass die Griechen, einschließlich Tsipras, das nicht wollen, weil das vermutlich herauskäme, dass die Südstaaten insgesamt, sowie die einzelnen Bürger vermögender sind als die Deutschen.

     

    Die Griechen werden um eine Reform ihres Landes nicht herumkommen. Tsipras ist nur einer von vielen, die mit roten Fahnen vorgeschickt werden, um das zu verhindern und Milliarden einzuwerben, damit alles so bleibt, wie es ist.

  • SP
    schwarzer Peter

    den sollen jetzt also wieder die Deutschen bekommen, die Banken sollen aber weiter Geld bekommen.

    Gähn.

    Es gibt kein Schuldenproblem ohne "Guthaben-" d.h. Feudalproblem! Ohne das anzugehen, führt alles in die Versklavung- im wahren Sinne des Wortes!- der meisten Menschen.

     

    http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/9071-die-gutenhabenkrise

  • A
    Alternative

    Kurzfassung:

     

    Der Plan:

    Deutschland zahlt, Griechenlands Linke versucht die halbsozialistische Politik und Verwaltung etwas weniger kleptokratisch zu gestalten. Wer etwas dagegen hat ist neoliberal, dogmatisch und ein Nazi.

     

    Alternative:

    Man ist "neoliberal" und ein "Nazi". Dafür ist man dann nicht so pleite wie Griechenland dank den Linken. Auf das wütende Geheul der linken Krisenverursacher und ihrer mafiösen Mitläufer reagiert man einfach nicht sondern klärt die Leute über die Ursachen auf. Besonders, da in ganz Europa Linke das einführen wollen was Griechenland ruinierte. Herr Hollande in Frankreich macht es gerade vor. Am Ende sitzen die feisten linken Bonzen auf ihren Geldkoffern und geben in der taz solche Interviews. Aufräumen können dann andere um dabei linke ratschläge zu bekommen.

  • F
    FaktenStattFiktion

    Zusammenfassung: Linksradikaler Grieche fordert noch mehr Steuergelder der EU und darf das in der taz auskotzen.