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Der Martin-Gropius-Bau von Biesdorf

Wiedererstehung Das von „Gropius & Schmieden“ 1868 erbaute Schloss Biesdorf in Marzahn-Hellersdorf wurde in seiner ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt. Der angrenzende Wohnungsneubau hält das Niveau nicht

von Ronald Berg

Kennen Sie den Martin-Gropius-Bau? Ja? Auch den in Berlin-Biesdorf? Nein? Dann liegt es vielleicht daran, dass das sogenannte Schloss Biesdorf gar nicht vom Architekten Martin Gropius stammt, sondern von der Architektengemeinschaft Gropius und Heino Schmieden, eines der größten Architekturbüros ihrer Zeit. Die Sozietät „Gropius & Schmieden“ wurde 1866 ins Leben gerufen. 1868 entstand Schloss Biesdorf, stilistisch eigentlich eine große Villa in historistischen Formen.

Seit Jahrzehnten kannte man das Gebäude nur als einstöckige Anlage mit einem hohen achteckigen Turm. Inzwischen ist dem Schloss sein 1945 durch einen Brand abhanden gekommenes Obergeschoss wieder aufgesetzt worden. Die Pläne dazu lieferte das Büro von Mara Pinardi, Professorin für Denkmalpflege an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Auch den Grundriss im Erdgeschoss hat Pinardi nach originalen Plänen wieder hergestellt inklusive des zentralen Oktogons mit seiner im Obergeschoss umlaufenden Galerie und dem Oberlicht. Alles erstrahlt förmlich in neuem Glanz, was auch daher rührt, dass im Unterschied zur original wiederhergestellten Fassade weder Unterlagen noch Fotos der historischen Innenausstattung überliefert sind und deshalb alles schlicht und hell gestaltet wurde.

Park mit alten Bäumen

Die Familie von Wilhelm von Siemens (dem Sohn des Firmengründers), die hier ab 1888 einzog, wird seinerzeit nicht schlecht gewohnt haben. Die Räume sind groß und die Terrasse im Obergeschoss sowie die säulenbestandene Veranda im Sockelgeschoss öffnen das Haus zum riesigen 14 Hektar großen Park mit seinen großen und alten Baumbestand. Erst 1927 ging das Anwesen in den Besitz der Stadt über.

Die neue „Strahlkraft“ des für zehn Millionen Euro in alter Frische wiedererstandenen Schlosses für den Bezirk Marzahn-Hellersdorf war genau das Ziel, wie die zuständige Kulturstadträtin Juliane Witt bei der Vorstellung des renovierten Schlosses Ende Juni erklärte. Zum neuen Konzept des Hauses als offenem Kulturzentrum für Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerten usw. gehört auch die Übertragung des Betriebs an die landeseigenes Grün Berlin GmbH. Die Firma betreibt bereits Parks, etwa die Gärten der Welt, den Mauerpark, das Tempelhofer Feld oder den Park am Gleisdreieck. Geschäftsführer von Grün Berlin Christoph Schmidt spricht beim Schloss Biesdorf nun von einer „Herausforderung“. Hier sollen sich nämlich in Zukunft Landschaft und Kunst begegnen. Eine Idee, die bereits ein Bestandteil der von der Grün Berlin GmbH organisierten Internationalen Gartenausstellung Berlin 2017 (IGA) ist.

In Schloss Biesdorf sollen sich zukünftig Landschaft und Kunst begegnen

Für Schloss Biesdorf wird eine Direktorin die Verantwortung übernehmen. Die neue Hausherrin Katja Assmann war bislang bei der Internationalen Bauausstellung Emscher Park und der Europäischen Kulturhauptstadt RUHR.2010 kuratorisch beteiligt. Ihr Konzept für ein „Zentrum für Kunst und öffentlichen Raum“ setzt auf Kooperation mit dem Kunstarchiv Beeskow. Die auf DDR-Kunst spezialisierte Institution soll den nötigen Fundus bereitstellen, mit dem jährlich zwei Ausstellung auf circa 500 Quadratmetern im Schloss bespielt werden. Café, Shop und Veranstaltungsräume im Schloss sollen auch ohne Eintritt weiterhin öffentlich zugänglich bleiben.

Das Profil von Schloss Biesdorf sieht Katja Assmann in Zukunft als Ort der „Gegenüberstellung“ von DDR-Kunst mit zeitgenössischen Künstlern. Den Auftakt dazu wird die Ausstellung „Auftrag Landschaft“ bilden, die am 9. September als eine Art „Preview auf die IGA 2017“ eröffnet. Einige der zur IGA schon gebuchten Künstler wie Jeppe Hein, Martin Kaltwasser oder Anna Rispoli werden deshalb schon im kommenden Herbst in Biesdorf dabei sein.

Insgesamt also ein recht umfangreiches und anspruchsvolles Programm für den neuen Veranstaltungsort, von dem sich der Bezirk überregionale Aufmerksamkeit erhofft. Im Zuge der IGA 2017 wird das sicherlich der Fall sein. Allerdings ist das Schloss Biesdorf nicht unbedingt typisch für die kulturelle Lage an der östlichen Peripherie Berlins. Zwar gibt es etlichen Zuzug nach Marzahn-Hellerdorf. Gleich hinter dem Schlosspark, jenseits der brutalen Verkehrsschneise der B 1, hat man erst kürzlich fast das gesamte noch vorhandene und einst zum Gut Biesdorf gehörige, mit alten Stallungen bestandene Gelände freigeräumt, um Wohnungen zu bauen. Was dort, zwischen Autohaus und Shopping-Mall, bislang gebaut wurde, verlangte es allerdings dringend, über Kunst und Kultur in der Landschaft nachzudenken.

Schloss Biesdorf, Alt-Biesdorf 55, (nahe S-Bahnhof Biesdorf)

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