piwik no script img

Anti-Terror-Kampf in SomaliaUS-Angriff tötet Islamistenchef

Aden Hashi Ayro, Führer der islamistischen Rebellen, fällt einem US-Luftangriff zum Opfer. Sein designierter Nachfolger Robow soll ihm in Militanz nicht nachstehen.

Mukhtar Robow wird als neuer Kommandant der Al-Schabaab-Miliz gehandelt. Bild: dpa

NAIROBI taz Der Tod erwischte Aden Hashi Ayro, den Kommandanten der Al-Shabaab-Miliz, im Schlaf. "Es war drei Uhr nachts, als wir eine laute Explosion hörten und auf die Straße gerannt sind", berichtet ein Bewohner über den US-Luftangriff in der Nacht zum Donnerstag auf das Dorf Dusamareb, das 300 Kilometer nördlich von Mogadischu nahe der äthiopischen Grenze liegt. "Das Haus, in dem Ayro schlief, war komplett zerstört, einige andere Häuser drumherum auch", erzählt einer der Ältesten von Dusamareb, Ahmed Mumin Jama.

Mindestens 15 Menschen sollen ums Leben gekommen sein, außer Ayro auch ein weiteres hochrangiges Shabaab-Mitglied. Augenzeugen zufolge bombardierten mehrere Kampfflugzeuge vom Typ AC-130 das Dorf, bevor sie weiter in Richtung Äthiopien flogen. Die für Präzisionseinsätze ausgerüsteten Maschinen werden ausschließlich von der US-Armee benutzt. Deren Sprecher bestätigte einen Militärschlag in Somalia. Mukhtar Robow, der nach Ayro wohl hochrangigste Führer der Shabaab, erklärte Stunden nach dem Angriff: "Unser Bruder Aden Hashi ist den Märtyrertod gestorben durch die Hände der Amerikaner." Das werde die Shabaab-Milizen jedoch nicht davon abhalten, ihren heiligen Krieg weiterzuführen. "Wir sind auf dem richtigen Weg, deshalb wurden wir angegriffen."

Trotz der markigen Worte dürfte der Tod Ayros al-Shabaab schwer treffen. Der erst Anfang 30-Jährige galt als Drahtzieher des an Irak erinnernden Guerillakrieges gegen Somalias Regierung und die sie unterstützende äthiopische Armee. Mit am Straßenrand versteckten Bomben, Blitzattacken im ganzen Land und sogar einem Selbstmordattentat - in Somalia bislang unbekannt - versetzt al-Shabaab ("Die Jugend") das Land so sehr in Unsicherheit, dass Übergangsregierung und Äthiopien unverhältnismäßig hart zurückschlagen und Millionen fliehen.

Seine Taktik lernte Ayro im Krieg: Als Schützling des mutmaßlichen Al-Qaida-Terroristen Hassan Dahir Aweys - beide gehören dem Habr-Gedir-Subclan an - gelangte er 2001 in ein Trainingscamp für Terroristen in Afghanistan, kurz bevor die US-Armee dort einmarschierte. Vier Jahre später war Ayro am Aufstieg der islamischen Gerichtshöfe beteiligt, die Mitte 2006 die Macht in Mogadischu übernahmen. Doch die Führung des vergleichsweise moderaten Sheikh Sharif Ahmed ging Ayro nicht weit genug. Davon, Sharif Ahmed mit Gewalt zu stürzen, hielt Ayro nur Eritreas Armee ab, die al-Shabaab bis heute mit Waffen versorgt. Als Äthiopien Ende 2006 in Mogadischu einmarschierte und die islamistische Herrschaft beendete, floh Ayro in den unwegsamen Süden Somalias, wo die US-Luftwaffe vor mehr als einem Jahr schon einmal versuchte, ihn zu töten. Doch Ayro entkam - bis jetzt.

Für die USA ist der Tod Ayros der erste sichtbare Erfolg in ihrem Anti-Terror-Kampf in Somalia seit dem Sturz der islamischen Gerichtshöfe. In dem seit 1991 regierungslosen Somalia vermuten sie mindestens fünf weitere Terroristen, die an Anschlägen auf US-Ziele beteiligt gewesen sein sollen. In einem am Mittwoch vom US-Außenministerium veröffentlichten Bericht werden al-Shabaab und al-Qaida in Ostafrika als "größte Bedrohung amerikanischer Interessen in der Region" bezeichnet.

Doch während die USA beide Gruppen gleichsetzen, sieht die Wirklichkeit anders aus. Längst nicht alle Shabaab-Kämpfer stehen al-Qaida nahe. Moderate Somalier berichten bestürzt, wie sehr die äthiopische Besatzung der militanten Bewegung Auftrieb gegeben hat. Erstmals sind junge Männer in Somalia bereit, sich über die Clangrenzen hinweg militärisch zu engagieren. Zahlreiche den Äthiopiern nachgesagte Massaker wie der Tod von 12 Zivilisten in einem willkürlichen Rachefeldzug am Mittwoch in Baidoa erhöhen den Zuspruch für al-Shabaab weiter. Ihre Milizen übernahmen in der vergangenen Woche ganze Regionen, darunter die Stadt Jowhar, während regierungstreue Soldaten kampflos die Flucht antraten.

Mit Mukhtar Robow steht ein Nachfolger für Ayro bereit, der diesem in Militanz nicht nachsteht. Als die USA al-Shabaab offiziell als Verbündete von al-Qaida einstuften, erklärte Robow: "Wir fühlen uns geehrt, auf der Terrorliste zu stehen."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • N
    NeoCon

    Als "Märtyrer" wird Aden Hashi Ayro ja jetzt von siebzig Jungfrauen willkommen geheißen werden.

     

    Im Porno-Paradies für männliche Dschihadisten.

     

    Wie im Koran versprochen.

     

    Die Essenz von Patriarchat,

    von Islam wie Katholizismus,

    ist die Angst vor und der Haß auf Frauen.

     

    Ob in Somalia oder in Amstetten.