ARD trennt sich von Waldemar Hartmann: Eine Frage des Alters
Der Boxmoderator Waldi ist angeblich mit 65 Jahren zu alt für die ARD. Sein Vertrag mit dem Sender läuft Ende des Jahres aus – und wird nicht verlängert.
Was ist der Grund für das Aus von Waldemar Hartmann, 64, als Moderator der ARD-Sendung „Boxen im Ersten“? In einer dürren Pressemitteilung zur Trennung hatte die ARD auf Hartmanns bevorstehenden 65. Geburtstag hingewiesen. Worauf dieser von „Altersdiskriminierung“ sprach.
Ist die ausbleibende Vertragsverlängerung tatsächlich eine Altersfrage? „Da ich nicht an dieser Sitzung teilgenommen habe und die ARD mich nicht in einem persönlichen Gespräch informiert hat, muss ich davon ausgehen, dass der in der ARD-Presseerklärung veröffentlichte Grund zutrifft“, sagte Hartmann der taz. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky beantwortete Anfragen der taz nicht.
Dass es nicht mehr zum Besten stand, war spätestens nach der Fußball-EM klar. Da hatte Hartmann einen Einjahresvertrag für „Waldis Club“ abgelehnt – er wollte zwei Jahre – und das Ende der Zusammenarbeit im Spiegel verkündet. In diesem Zusammenhang hatte er WDR-Sportchef Steffen Simon vorgeworfen, das Format „Waldis Club“ beschädigt zu haben. Offenbar gab es danach schon Gedanken, die Zusammenarbeit sofort zu beenden.
Die großen Drei
Hartmann spaltet die Zuschauer seit Jahren in Freund und Feind und gehört laut Spiegel Online neben Thomas Gottschalk und Harald Schmidt zu den gefallenen „Großen drei“ des deutschen Fernsehens. Sein Fußball-Talk „Waldis Club“ war während der EM von Kritikern der Qualitätszeitungen meist beschimpft worden („Ignoranz, Großmannsucht, Sportchauvinismus“) und wurde trotz spektakulärer Quoten um Mitternacht auch von Teilen der ARD sehr kritisch rezipiert.
Der Wechsel der Boxmoderation zu Alexander Bommes ist weniger eine Niederlage für Hartmann als für den zuständigen Sender MDR. Dessen Fernsehdirektor Wolf-Dieter Jacobi ist Boxexperte und hatte Hartmann in seiner Zeit als Sportchef für das Boxen zum MDR geholt. 2011 zog auch „Waldis Club“ nach Leipzig um. Nun konnte der MDR in der Konferenz der ARD-Sportchefs weder Hartmann durchbringen noch einen anderen MDR-Kandidaten wie etwa René Kindermann, der Hartmann im vergangenen Jahr bereits einmal vertreten hatte. Für den Fußball-Talk ist jetzt der BR zuständig, Bommes kommt vom NDR.
Waldemar Hartmann will nun bis zum Ende des ARD-Vertrages „zuerst einmal noch vier Boxsendungen moderieren“. Ab Ende Oktober geht er mit seinem Bühnenprogramm „Born to be Waldi“ auf Tour. In dieser Show lässt er einen unbenannten Fernsehprogrammdirektor sagen: „Ja, wo kommen wir denn da hin, wenn wir Programm für die Zuschauer machen?“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos