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Kolumne ÖkosexAufatmen, Entwarnung, Glückseligkeit

Kolumne
von Martin Unfried

Erneuerbare Energien fressen dem kleinen Mann die Haare vom Kopf. Wie gut, dass die lieben Pressekollegen da ganz genau hinschauen.

V iele lustige Nasenbären haben die letzten Wochen davon berichtet, dass die Einspeisevergütung für erneuerbare Energie dem kleinen Mann in Gelsenkirchen und Kreuzberg die Haare vom Kopf frisst. Das war prima. Die Presse hat ja die verdammte Pflicht, gerade bei der Förderung der Erneuerbaren ganz genau hinzuschauen. Sonst werden da noch so Leute wie ich steinreich, die in Solarmodule und Wind investieren - alles auf Kosten des kleinen Mannes.

Engagierte KollegInnen haben zu Recht aufgedeckt, dass ein armer Haushalt 150 Euro im Jahr extra für die Erneuerbaren hinblättert. Das war schön gerechnet, leider aber inhaltlich nicht ganz zutreffend. Nicht eure Schuld, wie solltet ihr auch wissen, dass die EEG-Umlage ein technisches Instrument ist, aber keine Berechnungsgrundlage für den Mehrpreis der Kilowattstunde. So konntet ihr kaum wissen, dass die Erneuerbaren den Preis an der Strombörse auch dämpfen. Das sagen auch nur so unbedeutende Leute wie der Chef der Bundesnetzagentur.

Lieber Focus, deine ausgefuchsten Energieexperten haben sogar von einem "Kosten-Tsunami" gesprochen. Völlig zu Recht habt ihr insbesondere die Vertreter von großen Atom- und Kohlekonzernen zu Wort kommen lassen. Die kennen sich nämlich aus, gerade mit überzogenen Gewinnen. Ist auch völlig egal, dass es sich dabei beispielsweise um RWE-Leute handelt, die ein Abmurksen der Fotovoltaik gefordert haben. Aber es sind natürlich keine Eigeninteressen, die Leute wie Fritz Vahrenholt von RWE dazu bringen, solche Kritik an erneuerbaren Energien zu üben. Nein, es sind natürlich "soziale Gründe", die Varenholt ganz fürsorglich anmahnt.

So kennt man die Konzerne: immer ein Herz für die Ärmsten der Stromkunden. Auch Politiker haben sich dankenswerterweise in den letzten Wochen für die Schwachen eingesetzt: Lieber Michael Fuchs, MdB der CDU, Sie haben unermüdlich vorgerechnet, dass der Vierpersonenhaushalt 170 Euro nur für Erneuerbare bezahlen müsse. Mit steigender Tendenz! Noch immer ist auf Ihrer Homepage zu lesen, die Umlage könne im Jahr 2012 auf 5 Cent ansteigen. Lieber Holger Krawinkel, vom Bundesverband der Verbraucherzahlen, auch Sie rechneten mit einer Erhöhung auf 5 Cent und warnten engagiert vor den sozialen Verwerfungen. Danke für ihr Engagement.

taz

Martin Unfried ist Autor der taz.

Da freut es mich angesichts all der Sorgen mit einer superguten Nachricht zu kommen: Die Horrorpreissteigerung ist abgeblasen! Herr Röttgen hat nämlich berichtet, dass die Umlage 2011 im Nachhinein betrachtet nicht bei 3,5 Cent lag, sondern wohl unter 3 Cent. Kleiner Kalkulationsfehler. Das wird dann 2012 sogar die Erneuerbaren-Umlage senken! Noch besser, liebe Kolleginnen: Berichten Sie glückselig davon, dass selbst im Jahr 2020 die Belastung durch das EEG nicht höher sein wird als heute. Das hat das DIW vor wenigen Tagen vorgerechnet. Das ist doch ganz toll. Und stellen sie sich vor: Wir haben 2020 dann 40 Prozent Erneuerbare im Strommix mit allen Vorteilen für uns Bürger und Stromkunden.

Noch mehr Positives: Vergangene Woche hat RWE-Chef Jürgen Großmann auf einer Pressekonferenz erklärt, warum die Preise an der Strombörse deutlich nach unten gedrückt werden. Das läge an den erneuerbaren Energien, insbesondere auch an der Fotovoltaik. Das habe aber leider dazu geführt, dass die Gewinne von RWE nicht noch mehr angestiegen sind. Oh, ein kleiner Wermutstropfen im Meer der Freude.

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7 Kommentare

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  • I
    Ijoe

    Tja, der Theaterwissenschaftler. Was soll dabei schon rauskommen?

  • U
    Urgestein

    Nun "mafiaskeptiker", die "Erneuerbarkeit" der Energien, die von Sonne, Wind und Wasser (letztere beiden lassen sich auch im Wesentlichen auf die Sonne zurückführen) erzeugt wird, spielt darauf an, dass uns diese Energieformen nach menschlichen Wahrnehmungsmassstäben praktisch ohne Resourcenlimit zur Verfügung stehen. Nämlich zumindest solange, bis die Sonne sich in einen "Roten Riesen" verwandelt und die Erde auf sie stürzt, was nach derzeitgem Erkenntnisstand der Wissenschaft noch etwa 7 Milliarden Jahre dauern wird. Und wenn es soweit ist, wird das Problem der Resourcenknappheit auf dem Energiemarkt doch eine eher untergeordnete Stellung auf der Skala der Probleme menschlicher Existenz einnehmen. Vertrauen Sie mir einfach.

     

    Demgegenüber handelt es sich bei dem wenigen Jahrzehnte grossen Zeitraum, der uns Öl, Kohle und Uran noch zur Verfügung stehen wird, doch eher um einen winzigen Augenblick... hätte die Sonne nur noch ein ganzes Jahr zu scheinen, wären die fossilen und nuklearen Energieträger selbst bei den großzügisten Annahmen in etwa zwei bis drei zehntel Sekunden verbraucht.

     

    Wer sich daher wie Sie in den Bereich der spitzfindigen Absurditäten begibt um die dringende Notwendigkeit der Energiewende zu konterkarieren, der handelt in höchstem Maße unmoralisch und verantwortungslos.

  • H
    Hanno

    @SteffenW: Ich habe mich vielleicht falsch ausgedrückt - natürlich steht im Artikel, dass die Energieversorger die Preise wegen des EEG erhöhen. Allerdings wird das im Artikel so dargestellt, dass die Erhöhung nur etwas zu hoch ausgefallen sei, weil die EEG-Umlage 3 statt 3,5 €Cent war. Das ist aber nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass trotz der Erhöhung der EEG-Umlage auf 3,5 €Cent die Preise an der Strombörse letztes Jahr so weit gesunken sind, dass die Versorger ihre Preise eigentlich hätten senken müssen. Darauf geht der Artikel kurz ein und verkündet dann, dass die Horrorpreissteigerung deswegen abgeblasen sei. Das stimmt aber eben nicht. Die Versorger steigern weiter fröhlich die Preise.

  • P
    P.Querulanti

    @mafiaskeptiker:

    Wer skeptisch ist, dass es die Mafia gibt, hat im wahren Leben nicht aufgepasst und kann mit dem Besuch eines Theaters auch nichts mehr verderben.

    Wem die Grundaussagen nicht passen, der muss wohl etwas spitzfindiger "aufpassen".

  • S
    SteffenW

    @ Hanno - ja, sicher benutzen die Konzerne und ihre Ableger das EEG als Vorwand, um die Preise hochzutreiben. Nichts anderews steht doch in der Kolumne (die ich im übrigen "genau auf den Punkt gebracht" finde).

     

    @ Mafiaskeptiker - lenken Sie nicht mit Scheingefechten vom Thema ab. Die etablierte Begriffsverwendung "erneuerbare Energien" machen Sie mit Ihrer techniklastigen Spitzfindigkeit jedenfalls nicht rückgängig. Und was haben Sonne und Wind mit Mathematik zu tun? Erst einmal ziemlich wenig - hierzu es wäre hilfreich, mal das Gesamtbild zu betrachten, um die externen Umwelt- und sonstigen Kosten mit in den Blick zu nehmen, die bei den fossilen Quellen stets unterschlagen werden.

  • H
    Hanno

    Interessanter Artikel. Er entspricht nur leider insoweit nicht der Realität, dass die Stromversorger das EEG gnadenlos als Instrument gebrauchen (als Vorwand missbrauchen?), um die Endverbraucherpreise zu erhöhen. Die entsprechend begründete Preiserhöhung unseres Versorgers kann ich Ihnen gerne schriftlich vorlegen. Und wie ich aus dem Freundes- und Bekanntenkreis weiss, ist unser Stromversorger kein Einzelfall. Es wäre interessant zu erfahren, wie Ihre Thesen und die Wirklichkeit zusammenpassen.

  • M
    mafiaskeptiker

    Wer Energie (Erhaltungsgröße) für erneuerbar hält, hat in der Schule in Physik nicht aufgepaßt. Wer Solar und Wind für preiswert hält, hat in Mathematik nicht aufgepaßt.

     

    Was will man von einem Theaterwissenschaftler erwarten ..