Nach Kritik an Bonuszahlungen: Regierung stützt HRE-Chefin
Der Finanzminister stellt sich hinter das Management der Hypo Real Estate. Um gute Mitarbeiter zu halten, sei es nötig gewesen, trotz Verlusten Boni auszuzahlen.
BERLIN dpa | Die Bundesregierung hält trotz der umstrittenen Bonuszahlungen am Vorstand der Krisenbank HRE fest. Der Vorstand, der gerade die Auslagerung von Milliarden-Giftpapieren in eine Bad Bank vorbereite, genieße das Vertrauen von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), sagte dessen Sprecher Michael Offer am Montag in Berlin. Trotz eines Milliardenverlusts hatte der verstaatlichte Finanzkonzern Mitarbeitern rund 25 Millionen Euro an Boni ausgezahlt.
Die Bundesregierung zeigte Verständnis für die heftige Kritik von Oppositions- und Koalitionspolitikern an dem Vorgehen. "Wenn Menschen sagen, uns fällt schwer, das zu verstehen, dann kann die Bundesregierung das auch gut nachvollziehen", sagte Vize- Regierungssprecher Christoph Steegmans.
Künftig soll es vergleichbare Bonuszahlungen bei der HRE nicht mehr geben: Die Auszahlung der bis zu 25 Millionen Euro habe einmaligen Charakter gehabt, erklärte das Finanzministerium.
Die aktuellen Ausgleichszahlungen seien aber notwendig gewesen, um gute Mitarbeiter zu halten. Der Aufbau der HRE-Bad-Bank – in der Giftpapiere von etwa 185 Milliarden Euro ausgelagert werden sollen – sei eine der komplexesten Transaktionen in der deutschen Finanzgeschichte: "Für diese Operation braucht die Bank erfahrene und gute Mitarbeiter", sagte Offer.
Wirtschaftsprüfer und Gewerkschaftsvertreter hätten den Bund vor der Abwanderung fähiger Leute gewarnt. Dies aber hätte neue Turbulenzen bei der HRE auslösen können. Insofern seien mit den Zahlungen auch die Interessen der Steuerzahler geschützt worden, so der Bund. Die Staatsgarantien für die Münchner Skandalbank, die sich in der weltweiten Finanzkrise mit riskanten Immobilienkrediten verspekulierte, belaufen sich inzwischen auf mehr als 140 Milliarden Euro.
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