Lula glaubt nicht an Cancún-Erfolg: "So wird es keinen Fortschritt geben"
Brasiliens Präsident Lula glaubt nicht an den Erfolg des UN-Klima-Treffens in Mexiko. Schließlich sei kein wichtiger Regierungschef vor Ort. Aber es gibt auch gute Nachrichten.
CANCÚN taz | Die gute Nachricht des Tages zuerst: Seit Beginn der Statistik ist noch nie weniger Regenwald im brasilianischen Amazonasbecken vernichtet worden. Zwischen August 2009 und Juli 2010 waren es 6.451 Quadratkilometer Regenwald, wie die Regierung Brasiliens am Mittwoch mitteilte. Das sind 14 Prozent weniger als vor einem Jahr. Allerdings lag die Entwaldung damit immer noch deutlich über dem Ziel der Regierung, sie auf 5.000 Quadratkilometer zu begrenzen.
Das weltweite Abholzen und Abbrennen des Regenwalds ist nach der Energiewirtschaft die zweitgrößte Quelle von Treibhausgas: 20 Prozent der globalen Kohlendioxid-Emissionen sind die Folge. Die zunehmende Entwaldung war Mitte des vergangenen Jahrzehnts für etwa 70 Prozent der Kohlendixoid-Emissionen in Brasilien verantwortlich: Das Land plant, trotz Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 genauso viel Treibhausgase zu produzieren wie 2005. Allein durch eine zunehmende Verminderung der Entwaldung könnte dieses Ziel erreicht werden.
Eine Studie der Umweltorganisation WWF hatte 2007 ergeben, dass sich Waldsterben und Klimawandel gegenseitig aufschaukeln. Die Zerstörung des halben Amazonaswaldes würde einen Ausstoß von 55 bis 97 Milliarden Tonnen Kohlendioxid bewirken. "Das entspricht den weltweiten Treibhausgas-Emissionen für etwa zwei Jahre", erklärte damals Michael Evers, Waldexperte beim WWF.
Jetzt kommt die schlechte Nachricht: Brasiliens Noch-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat in Brasília bei der Präsentation der Daten zum Regenwald kurzerhand den Klimagipfel von Cancún beerdigt. Mehrere Nachrichtenagenturen zitieren Lula mit den Worten: "Kein wichtiger Regierungschef ist da, höchstens Umweltminister. So wird es keinen Fortschritt geben."
Frage an Luiz Figueiredo, Verhandlungsführer der brasilianischen Delegation: Ist ein solches präsidiales Urteil nicht frustrierend für ihn und seine Kollegen auf dem Verhandlungsparkett? "Wir tun das, was wir ankündigen", antwortet Figueiredo. "Andere Länder kommen aber auf die Konferenz nicht nur ohne den Geist, etwas tun zu wollen, sondern mit dem Ziel, hier zu verhindern". Das sei das Frustrierende.
In Cancún wiederhole sich das Spiel vom Klimagipfel in Kopenhagen. Figueiredo: "Das Spiel nennt sich: ,Wir tun etwas, wenn ihr auch etwas tut'! Auch das Ergebnis des Spiels steht schon fest: es bewegt sich schließlich keiner."
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