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Phishing-AttackeEmissionen abgefischt

Über fingierte E-Mails wurden Emissionszertifikate gestohlen und anschließend im Ausland verkauft. Handelsstelle in Potsdam stellt ihren Betrieb ein.

Kohlekraftwerk Scholven in Gelsenkirchen. Bild: ap

Der Emissionshandel in Deutschland ist Opfer einer sogenannten Phishing-Attacke geworden: Computerkriminelle haben sich in der vergangenen Woche über fingierte E-Mails an Unternehmen Zugangsdaten zum Handelssystem erschlichen.

Anschließend stahlen sie Emissionszertifikate, transferierten diese ins Ausland und verkauften sie dort. Mindestens neun Betrugsfälle wurden bekannt, Leidtragende waren Industriebetriebe, Stromversorger und auch Emissionshändler. Nach Angaben der Financial Times Deutschland verlor alleine ein mittelständischer Industriebetrieb Rechte im Wert von 1,5 Millionen Euro. Das Bundeskriminalamt ist eingeschaltet.

Die Computerkriminellen hatten sich in den E-Mails als die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) in Potsdam ausgegeben. Sie forderten die Unternehmen auf, sich zum angeblichen Schutz "vor Hackern" neu zu registrieren - was dann auch einige taten. Die DEHSt bezeichnete die Angriffe als hochprofessionell. Die Attacken liefen nach dem gleichen Muster ab, wie sie auch bei normalen Girokonten vorkommen.

Dass es nun auch das Emissionshandelssystem trifft, hängt schlicht damit zusammen, dass die Emissionsrechte nichts anderes als Wertpapiere sind, die sich zu Geld machen lassen. Aktuell wird das Recht, eine Tonne Kohlendioxid (CO2) auszustoßen, zum Preis von rund 12,50 Euro gehandelt. Die DEHSt hat seit Freitag ihren Betrieb eingestellt.

Das Handelsprinzip wurde im Jahr 2005 in Europa eingeführt, um Unternehmen einen wirtschaftlichen Anreiz zur Minderung der Treibhausgasemissionen zu geben. Großanlagen, die fossile Energien nutzen, brauchen für jede Tonne CO2, die sie ausstoßen, seither ein entsprechendes Zertifikat.

Wer also weniger Dreck macht als jene Menge, für die er Zertifikate besitzt, kann die überzähligen Papiere verkaufen. Wer zusätzlich Abgase emittieren will, muss Emissionsrechte zukaufen - so bekommt Umweltbelastung einen Preis. Eine wichtige Handelsplattform in Deutschland ist die Leipziger Energiebörse EEX. Dort sind derzeit 192 Händler registriert.

In der ökonomischen Theorie gilt das System des Emissionshandels als die effizienteste Art, Verschmutzungen zu reduzieren. Denn es werden gemäß Marktlogik immer jene Firmen zuerst ihre Emissionen senken, die dies zu den geringsten Kosten schaffen können. Auf diese Weise lassen sich die volkswirtschaftlichen Kosten des Klimaschutzes minimieren.

In der Praxis krankte das System in der Vergangenheit jedoch daran, dass die Politik zu viele Emissionszertifikate ausgab, was zu einem Preisverfall führte, der den Firmen wiederum keinen Anreiz zur Senkung der Emissionen gab.

Ein System, das mit Wertpapieren handelt, ist nun naturgemäß gefährdet durch Angriffe von Kriminellen. So waren im vergangenen Jahr bereits Betrugsfälle im Zusammenhang mit der Umsatzsteuer von Emissionsrechten bekannt geworden.

Im Fall der aktuellen betrügerischen Transaktionen ist eine Rückabwicklung schwierig, weil der Handel grenzüberschreitend ablief. Die DEHSt hat zwar beim zuständigen internationalen Klimasekretariat einen Antrag auf Rückabwicklung gestellt, doch die Erfolgschancen gelten als gering. Lassen sich die Täter nicht ermitteln, werden die betrogenen Firmen wohl auf den Schäden sitzen bleiben.

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1 Kommentar

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  • A
    alcibiades

    Wow, auf die Idee muss man erst mal kommen. Habe kein grosses Mitleid mit den Betroffenen: Der ganze Ablaßhandel um die Emissionen ist ein Humbug, war ja wohl nur eine Frage der zeit, bis das mal jemand ausnutzt.