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NGO-Mitarbeiterin über Geld und Klimaschutz"Die Armen gehen aufeinander los"

Weniger Regenzeiten, weniger Ernten: In ärmeren Ländern schlägt der Klimawandel durch. Um das zu stoppen, reicht das Geld nicht, kritisiert Tonya Rawe von CARE.

Die Wahrzeichen der Welt - dem Untergang geweiht? In ärmeren Ländern macht sich der Klimawandel bereits bemerkbar. Bild: reuters
Bernhard Pötter
Interview von Bernhard Pötter

taz: Frau Rawe, werden die Klimaverhandlungen hier in Cancún den Interessen der Armen gerecht?

Tonya Rawe: Die Interessen der am meisten verwundbaren Menschen, der Armen in den armen Ländern, werden dann berücksichtigt, wenn wir ein Abkommen bekommen, das ausreichend finanziert ist und das die weltweiten Emissionen wirklich reduziert. Es gibt in den Verhandlungspapieren derzeit ein paar Nuggets, die viel versprechend sind. Aber solange das alles nur in einer Textvorlage steht, haben die Menschen überhaupt nichts davon.

Aber bei der letzten Klimakonferenz in Kopenhagen wurde bereits Geld versprochen.

Es gibt das Geld für den schnellen Start, aber ein wirkliches Abkommen würde uns in die Lage versetzen, dieses Geld mit echten Handlungen bei Anpassung und Reduzierung zu verbinden. Wir haben zu lange gewartet mit den Emissionsreduzierungen, deshalb müssen wir jetzt verstärkt auf die Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel setzen.

Was fordern Sie von den Verhandlungen?

TONYA RAWE

TONYA RAWE vertritt den US-Zweig der Hilfsorganisation CARE auf den Klimaverhandlungen in Cancun. CARE arbeitet in 72 Staaten und ist mit 15.000 Mitarbeitern und einem Spendenaufkommen von 122 Millionen Euro (2009) eine der größten privaten Hilfsorganisationen weltweit.

Der bisherige Rahmen, der verhandelt wird, hat gute Ansätze. Wir brauchen eine Rahmenregelung und ein Komitee, das auf UN-Ebene die Arbeiten in den einzelnen Ländern koordiniert. Diese Stelle sollte den Entwicklungsländern helfen, ihre Vorschläge zur Anpassung an den Klimawandel zu entwickeln, und dafür muss die Finanzierung gesichert sein. Aber bisher ist das nur ein Stück Papier.

Reicht das Geld, das vor einem Jahr in Kopenhagen versprochen wurde?

Nein, was in Kopenhagen beschlossen wurde, ist keinesfalls ausreichend. Dort haben sich die Industriestaaten verpflichtet, für 2010 bis 2012 insgesamt 30 Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen. Das ist ein guter Ansatz, aber es gibt keine Ausgewogenheit zwischen dem Geld für Anpassung und dem für Maßnahmen zur Emissionsreduzierung. Das knappe Geld führt zu einer furchtbaren Situation hier auf der Konferenz: Die armen Länder kämpfen gegeneinander darum, wer der verletzlichste und bedürftigste Staat ist. Sie gehen aufeinander los, weil sie wissen, dass ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden.

In Kopenhagen sind auf lange Sicht 100 Milliarden Dollar jährlich versprochen worden. Das ist eine Menge Geld. Aber Sie sagen, auch das ist nicht genug.

Nein, es reicht vorn und hinten nicht. Die Weltbank hat letztes Jahr errechnet, dass wir allein für Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel aus öffentlichen Geldern 100 Milliarden Dollar brauchen. In Kopenhagen sind ja 100 Milliarden versprochen worden, aber als Geld aus privaten und aus öffentlichen Geldern und sowohl für Anpassung als auch für Emissionsreduzierung.

Was merken Sie konkret vom Geldmangel?

In unserer täglichen Arbeit müssen wir Entscheidungen treffen: In welchen Ländern arbeiten wir und welche Projekte können wir machen. Wir müssen da harte Prioritäten setzen. Momentan fehlt es vor allem daran, die Menschen auszubilden, sich auf die Folgen des Klimawandels einzustellen und selbst aktiv zu werden.

Was merkt CARE vom Klimawandel in der täglichen Arbeit?

Unsere Länderbüros sehen bereits die Auswirkungen des Klimawandels. Sie beobachten, wie sich die Jahreszeiten verschieben. An manchen Orten, wo es früher zwei Regenzeiten und zwei Ernten gab, gibt es nur noch eine. Das beeinträchtigt enorm die Ernährungssicherheit dieser Regionen. Der Regen kommt unregelmäßiger und Menschen in extremer Armut können nicht vorplanen und Vorsorge treffen, wie sie es gewohnt sind.

Sie wirken enttäuscht. Haben Sie von Cancún mehr erwartet?

Wir sind weniger von der Konferenz enttäuscht als von den Staaten. Wir kamen nach Cancun und wussten, wir kriegen nicht das faire, anspruchsvolle und verpflichtende Abkommen, das wir brauchen. Aber wir benötigen einen konkreten Anhaltspunkt für Fortschritt, damit wir uns nicht im nächsten Jahr wieder fragen, wenn wir zur Konferenz nach Südafrika fahren: Warum sind wir hier, was machen wir hier, erreichen wir irgendwas?

Die Politik auf Klimakonferenzen erscheint oft kaltherzig. Werden die Armen von der Geopolitik als Geisel genommen?

Die Länder kommen natürlich alle mit ihren eigenen Positionen zur Konferenz. Wir versuchen immer wieder klar zu machen, dass es hier nicht um Politik geht, sondern um Menschen. Menschen, die sehr arm und sehr verwundbar sind, die an dem Problem Klimawandel nicht schuld sind, aber am härtesten davon getroffen werden. Wenn wir Fortschritte machen und ein ausgewogenes Paket für Anpassung und Finanzierung bekommen, dann sind die Armen nicht die Geiseln dieser Verhandlung. Wenn wir das immer im Kopf haben, kann uns das zu einem Abkommen bringen, das wir brauchen.

Das kann es, aber tut es das auch?

Wir kämpfen dafür. Jeden Tag.

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5 Kommentare

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  • ???

    @ Mao

    Super Mao, wirklich super! Einfach mal die Menschen die in der dritten Welt leben mit Tieren vergleichen. Und schon haben Sie für Sich die Berechtigung hergeleitet "ein paar" von diesen "Menschen" über die Klinge springen zu lassen. Wie viele Menschen sind denn in Ihren Augen zuviel? Wie viele sollen durch die von Ihnen vorgeschlagenen Maßnahmen abtreten um Ihren Wohlstand und Lebensstandard zu sichern? Denn darum geht es Ihnen in ja Wirklichkeit. Damit Sie Sich nicht einschränken müssen, soll in der dritten Welt "endlich die medizinische Hilfe" eingeschränkt werden. Einfach nur widerlich was Sie da von sich geben. Sie sind ein riesen A....l....

  • M
    Mao

    Wenn sie kein Brot haben sollen sie Kuchen essen! Ganz ehrlich, es gibt sowieso zu viele Menschen auf der Erde, so dass es überhaupt nicht schadet, wenn es dann durch natürliche Auslese ein paar weniger gibt. Wenn sich Tiere zu stark vermehren und ihnen dadurch der Lebensraum samt Nahrungsmitteln zu knapp werden müssen sie ja auch sterben, so ist das nunmal vorgesehen. Auch sollte endlich die medizinische Hilfe eingestellt werden, die einen Großteil der Bevölkerungsexplosion mitzuverantworten hat und dadurch das Leid ja nur noch vergrößert. Also was einzig helfen würde wären neben den genannten Punkten eine Bevölkerungspolitik ähnlich der in China-> also strikte Forcierung der Einkindpolitik! Und denen und auch nur diesen (!), die sich daran halten kann dann auch in Abwägung im Einzelfall Hilfe gewährt werden. Aber mit dieser menschenvermehrenden und damit Leid vergrößernden "Entwicklungs-"politik muss endlich Schluss gemacht werden!

  • K
    Kaboom

    @IReinhard:

    Darf ich ehrlich sein?

    Lange nicht mehr so einen Unfug gelesen wie Ihren Kommentar.

     

    Seriös arbeitende Wissenschaftler stellen keine Klimaerwärmung fest? Das ist EXAKT das Gegenteil der Faktenlage. Die sogenannten Klimaskeptiker haben KEINEN einzigen Artikel mit der sie ihre Thesen belegen können in einer seriösen wissenschaftlichen Zeitung, wie eine kleine Anfrage der Grünen vor kurzem ergab:

    http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/039/1703917.pdf

     

    Der "Email-Skandel", sie beziehen sich vermutlich auf das sogenannte "Climategate", ist, wie sich inzwischen herausgestellt hat, nicht als heisse Luft. 4 verschiedene Organsiationen haben den angeblichen Skandal untersucht, und alle 4 kommen zum gleichen Ergebnis: Substanfzreie haltlose Anschuldigungen der Klimasketiker.

     

    http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/schwur-gegen-verschwoerer/

  • I
    IReinhard

    Lange nicht mehr soein Gesülze gelesen! Wann begreifen die linken Gutmenschen, dass der Klimawandel die Erfindung der Mächtigen ist! Ziel ist die totale Versklavung der Völker. Da mit der These des klimawandels die totale enthaltsamkeit gepredigt wird und diese wiederum durch die Preise erzwungen werden soll, sind die Armen dieser Erde die 1., die den Folgen der Klimapolitik zum Opfer fallen! Was die Interessen der ärmeren Länder betrifft, so sind es doch eher die von den Klimahysterikern versprochen Milliarden, die man ihne für das Nichts-Tun, bezahlen wollte! Seriös arbeitende Wissenschaftler stellen keine Klimaerwärmung fest. Wie die Daten zusammengelogen werden hat man letztes Jahr am E-Mail-Skandal gesehen!

  • S
    Schorsch

    Das Problem ist, dass das Geld nie dort ankommt wo es eigentlich nötig ist, sondern vorher in irgendwelchen NGOs und lokalen Regierungen versickert. Der erste und einzige Schritt ist eine vernünftige und verlässliche Regierung, wenn das nicht funktioniert geht auch der Rest nicht und man sollte das Geld lieben im Inland ausgeben.