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Atomlager als GiftschrankAlles Schlechte kommt nach Asse

In dem Ex-Salzbergwerk Asse sollen auch gefährliche Gifte wie Arsen und Quecksilber eingelagert worden sein. Atomgegner fordern eine umfassende Aufklärung.

Nicht nur Atomfässer wurden unter Tage gebracht. Was sonst so in den Fässern drinsteckt, ist mindestens genauso tödlich. Bild: dpa

Das marode Atommülllager Asse in Niedersachsen diente offenbar auch als Deponie für andere gefährliche Giftstoffe. Arsen, Quecksilber und weitere extrem toxische Metalle lägen dort vergraben, berichtet der Stern in seiner aktuellen Ausgabe. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), seit Januar Betreiber der Asse, bestätigt weitgehend die Angaben des Magazins.

Dem Bericht zufolge lagert in dem früheren Salzbergwerk neben den schwach und mittelradioaktiven Abfällen auch eine halbe Tonne Arsen. Das Halbmetall, das unter anderem bei der Verarbeitung von Erzen frei gesetzt und zur Produktion von Glas, Keramik und Mikrochips genutzt wird, gilt als stark toxisch - bereits 0,1 Gramm können für einen Menschen tödlich sein, sagen Experten. Arsen ist in Pflanzenschutzmitteln seit 1976 in Deutschland verboten und darf auch nicht in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten sein. Zudem sollen laut Stern in der Asse weitere hochgiftige Stoffe wie Quecksilber und "Tonnen von Blei" verbuddelt sein.

Dabei galt das frühere Salzbergwerk offiziell als Versuchsendlager für Atommüll. Tatsächlich diente die Asse von 1967 bis 1978 als billige Deponie für einen großen Teil der bis dahin in der Bundesrepublik aufgelaufenen radioaktiven Abfälle, teilweise wurden die Fässer von Gabelstaplern in bereits übervolle Kammern gequetscht oder über Abhänge in tiefere Bereiche abgekippt. Weil in das inzwischen einsturzgefährdete Lager große Mengen Wasser eindringen, wird derzeit eine teilweise Rückholung des eingelagerten Atommülls geprüft.

BfS-Sprecher Florain Emrich sagte der taz, die Gebinde mit den radioaktiven Abfällen beinhalteten grundsätzlich auch "chemisch-toxisches Material". Dazu zählten auch die Substanzen Arsen, Quecksilber und Blei. Der frühere Asse-Betreiber, das Helmholtz Zentrum München, habe "Hinweise auch auf eingelagerte arsenhaltige Pflanzenschutzmittel" gegeben, sagte Emrich weiter. Laut Stern-Bericht wurden solche Gifte nämlich nicht nur als Komponenten des Atommmülls verklappt, sondern auch quasi in Reinform.

Das BfS ist nach eigenen Angaben derzeit mit der Inventarisierung des Asse-Mülls beschäftigt. Man arbeite an einer "grundsätzlichen Neubewertung" der in der Asse eingelagerten Abfälle, sagte Sprecher Emrich. Mitarbeiter der Behörde durchforsten alte Frachtpapiere und Lieferscheine, um die oft per Hand hingekritzelten Angaben zu überprüfen.

Auch Udo Dettmann, Sprecher des atomkritischen Asse-II-Koordinationskreises, drängt auf lückenlose Aufklärung. "Es kann nicht mehr nur um den Atommüll gehen, sondern wir wollen jetzt wissen, was da unten sonst noch drin liegt." Über die Einlagerung von Arsen zeigte sich Dettmann "ziemlich überrascht und schockiert". "Wir wussten zwar, dass GSF und Helmholtz-Zentrum sehr hemdsärmelig mit dem Atommüll umgegangen sind", sagte er. "Aber so viel Kreativität im Umgang mit anderen Abfällen hätten auch wir ihnen nicht zugetraut."

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7 Kommentare

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  • BG
    Bürger G.

    ....außer der üblichen Propaganda, die die taz in bildzeitungsniveau betreibt hoffe ich bezüglich des aktuellen Falles, dass wir in deutschland nun vielleicht ähnlich über unseren sonstigen toxischen Sondermüll (nicht radioaktiv) "streiten", der liegt nämlich (auch in Süddeutschland) in Endlagern und ist dort weit weniger sicher gelagert, als der radioaktive Müll. man merkt die scheinheiligkeit von "Atomkraftgegnern" und "Radiophobikern", wenn es um rad. Abfälle geht....

     

    ....von der taz würde ich mir endlich mehr kompetenz in sachen radioaktivität erwarten...

  • DF
    Dieter Filsch

    Ich möchte lediglich anmerken, dass "Atomgegner" eine unglaublich unsinnige Wortschöpfung ist.

     

    "Achtung, eine Durchsage: Atomgegner mögen bitte auf der Stelle ihre Existenz aufgeben. Ich wiederhole: Alle Atomgegner sind dazu aufgerufen ihre physische Existenz aufzugeben. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit."

  • V
    vic

    "Mitarbeiter der Behörde durchforsten alte Frachtpapiere und Lieferscheine"

    Super Idee, sicher ist jede Sauerei akribisch vermerkt. Mit Quellen und Personenangaben.

    Ein Versuchsendlager, klar.

    Um mal zu testen was passiert, wenn ich jeden toxischen und hochgefährlichen Dreck in ein Loch kippe.

    In diesem Land laufen einige Kriminelle zuviel frei rum.

    ***26.04.2009, 23 Jahre Tschernobyl!***

  • VU
    Völlig uninteressant

    Oha, wie ich gerade gesehen hab liegt die Ld-50 Dosis ja bei 0,1 g , das sind 100mg, damit ist Arsen sogar "nur" giftig und nicht sehr giftig.

  • MB
    Martin Bircher

    "Das Halbmetall, das unter anderem bei der Verarbeitung von Erzen frei gesetzt und zur Produktion von Glas, Keramik und Mikrochips genutzt wird, gilt als stark toxisch - bereits 0,1 Gramm können für einen Menschen tödlich sein, sagen Experten."

    Arsenverbindungen sind zwar zumeist stark toxisch, sollte es sich aber wirklich "nur" um metallisches Arsen handeln (also eben "das Halbmetall"), dann liegt die tödliche Dosis im Bereich von 50g aufwärts (LD50 gemäß Merck bei 763mg/Kg Körpergewicht)...

     

    Ist zugegebenermaßen ziemlich korinthengek..., aber wenn's um chemisch-toxikologische Daten geht, wird leider häufig gerne übertrieben oder Dinge werden ein wenig durcheinander gewürfelt. =)

  • TE
    Total egal

    Die korrekte Bezeichnung für Arsen wäre "sehr giftig" und nicht "stark toxisch", aber "stark toxisch" klingt natürlich reißerischer, und das passt immer mehr zur taz.Traurig.

  • K
    Karl

    Ja was denn nun?

     

    Sind dort bloß ein paar Tonnen der Elemente mit eingelagert worden, oder liegen die aufgeführten Elemente organisch gebunden vor? Geochemisch sind die "reinen" Elemente eher unproblematisch weil immobilisierbar. Metallorganik ist, auch humatoxikologisch, eine ganz andere Hausnummer.

     

    Glück auf!

     

    Karl