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Final-Four-College-BasketballDie Bulldoggen sind los

Im Final Four in Houston treffen so viele Überraschungsmannschaften aufeinander wie noch nie. Denn die besten acht Teams sind ausgeschieden.

Khyle Marshall von der Butler University jubelt. Am Samstag treten sie gegen die Virginia Commonwealth an. Es geht um den ersten Endspielteilnehmer. Bild: dapd

BERLIN taz | Disney sei Dank weiß man: Das Aschenputtel heißt auf Amerikanisch Cinderella. Und alljährlich im März, wenn die besten College-Basketballmannschaften des Landes ihren Meister ausspielen, werden wieder neue Cinderella-Geschichten geschrieben. So viel Cinderella wie dieses Jahr allerdings war noch nie: Die Zusammensetzung des Final Four, das am kommenden Wochenende in Houston ausgespielt wird, ist, da sind sich die Beobachter einig, die unwahrscheinlichste seit der Einführung des K.-o.-Turniers im Jahre 1939.

Die acht nominell besten Teams sind nach überraschenden Niederlagen bereits ausgeschieden. Stattdessen ermitteln die Virginia Commonwealth University (VCU) und die Butler University am Samstag den ersten Endspielteilnehmer. Der zweite Platz im Finale wird am gleichen Tag zwischen den Universitäten von Kentucky und Connecticut ausgespielt. Die UConn Huskies und die Kentucky Wildcats stellen zwar traditionell starke Mannschaften, den aktuellen Ausgaben allerdings war im Vorfeld nicht eben der große Wurf zugetraut worden.

Die weitaus größten Überraschungen aber sind die VCU Rams und vor allem die Butler Bulldogs. Die gaben bereits im vergangenen Jahr das allseits beliebte Aschenbrödel, als sie erst im Finale von den Duke Blue Devils, so etwas wie dem Bayern München des College-Basketball, gestoppt werden konnten.

Dieser Erfolg war ursprünglich als einmaliger Ausrutscher eingeschätzt worden. In diesem Jahr musste der VizemMeister sogar fürchten, überhaupt wieder dabei zu sein im K.-o.-Feld der 68 besten Mannschaften, die in einem komplizierten Verfahren aus Qualifikationsturnieren und von einer Auswahlkommission ermittelt werden.

Unglaubliche Häme in Blogs

Gleiches galt für VCU. Als die Rams für das Turnier ausgewählt wurden, setzte eine unglaubliche Häme ein in den vielen Blogs und Foren, in denen der College-Sport leidenschaftlich diskutiert wird. Die Chancen von VCU auf den Titel wurden von dem Statistik-Gury Ken Pomeroy auf 1:203.187 beziffert. Da nahmen sich die Erfolgsausichten des kommenden Kontrahenten Butler vor dem Turnier-Auftakt mit 1:2.500 im Vergleich geradezu hervorragend aus. Entsprechend groß war die Genugtuung von VCU-Trainer Shaka Smart: "Meine Jungs haben einen fantastischen Job gemacht, um es allen Zweiflern zu zeigen."

Dass gleich zwei krasse Außenseiter das Final Four erreichen, mag bislang nicht da gewesen sein, ist aber nicht allzu schwer zu erklären. Die Überraschungen häufen sich, weil gerade renommierte Universitäten ihre Talente immer früher verlieren. Die stammen oft aus ärmlichen Verhältnissen und ziehen den lukrativen Profi-Vertrag einem schnöden Sport-Stipendium verständlicherweise vor. Kentuckys fünf beste Spieler aus dem vergangenen Jahr spielen heute in der NBA, während die aktuelle Startformation der Wildcats vornehmlich mit Akteuren im ersten oder zweiten Studienjahr besetzt ist.

VCU dagegen setzt fast nur ältere Spieler ein, die bereits seit drei, vier Jahren zusammen im College spielen. Zwar hat keiner eine realistische Perspektive auf einen Vertrag in der NBA. Dafür wissen alle: Das Final Four in Houston ist die größte Bühne, die ihnen jemals geboten werden wird. 77.000 im Reliant Stadium, Millionen vor den Bildschirmen - nur die "Super Bowl" ist wichtiger im US-Sportkalender, selbst die NBA-Finalserie oder die Baseball-"World Series" können da kaum mithalten. Deshalb ist am Samstag womöglich sogar jene Einstellung wichtiger, mit der VCU-Flügelspieler Bradford Burgess zu erklären versucht, wie seine Mannschaft so unverhofft zum Aschenputtel werden konnte: "Wir gehen da raus und haben nichts zu verlieren."

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