Studie belegt: Kinder von Homo-Paaren sind schlauer
Erstmals belegt eine Erhebung, was die Union nicht glauben will: Kinder von Homo-Paaren entwickeln sich prima. Justizministerin Zypries will nun ein Adoptionsrecht für Paare.
BERLIN taz | Kinder von Homopaaren haben es schwerer als andere - so lautete bisher das Argument der Union gegen die Pläne der SPD, Adoptionen auch für verpartnerte Lesben und Schwule zu erlauben. Diese These allerdings lässt sich nicht halten, zeigt eine repräsentative Studie des Staatsinstituts für Familienforschung an der Uni Bamberg, die Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) am Donnerstag vorstellte. Das Ergebnis: "Homosexuelle Paare sind keine schlechteren Eltern", so Zypries. "Kinder entwickeln sich bei zwei Müttern oder zwei Vätern genauso gut wie in anderen Familienformen".
6.600 Kinder leben in Deutschland in "Regenbogenfamilien", 2.200 von ihnen mit offiziell verpartnerten Eltern. Zu fast 95 Prozent sind das Mütter. Die ForscherInnen untersuchten die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und das Leben der Eltern und fragten nach Diskriminierungserfahrungen. Es zeigte sich, dass sowohl Eltern als auch Kinder in Regenbogenfamilien ein sehr viel höheres Bildungsniveau haben als die deutsche Durchschnittsbevölkerung. Anders als im Durchschnitt sind bei den Homo-Paaren meist beide berufstätig, oft beide in familienfreundlicher Teilzeit.
Die Befürchtung, ein Kind mit zwei Müttern oder zwei Vätern könne keine gesunde Geschlechtsidentität ausbilden, konnte ausgeräumt werden. Die Paare, so die Studienleiterin Marina Rupp, legten großen Wert darauf, dass die Kinder auch gegengeschlechtliche Bezugspersonen haben. Und die Kinder entwickeln sich sogar überdurchschnittlich konform zu ihren Geschlechtsrollen. "Die Jungen sind jungenhafter als der deutsche Durchschnitt, die Mädchen mädchenhafter", so Rupp. So spielten die Mädchen mehr mit Puppen und seien friedliebender, erklärte sie die abgefragten Stereotype. Diese Sorge der Konservativen wäre also ausgeräumt.
Die zweite Sorge betrifft die Frage, ob Kinder aus sogenannten Regenbogenfamilien öfter Diskriminierungen ausgesetzt seien. Gut die Hälfte verneinte diese Frage, aber knapp die Hälfte berichtete von Hänseleien. Allerdings würden diese "gut verarbeitet, da sie vor allem durch die elterliche Zuwendung und Erziehung aufgefangen" würden, so Rupp. Ministerin Zypries verwies darauf, dass es zum Lebensalltag vieler Kinder gehöre, wegen einer Auffälligkeit gehänselt zu werden.
Zypries sieht sich durch diese erste repräsentative deutsche Studie zum Thema in ihrem Vorhaben bestärkt, Homo-Paaren das volle Adoptionsrecht einzuräumen. Bisher können sie ein Kind nur adoptieren, wenn ein Elternteil leiblich ist, "Stiefkindadoption" nennt sich der Vorgang. Eine Fremdadoption aus dem Kinderheim ist verboten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW