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Migrationsforscher Klaus J. Bade"Es mangelt am solidarischen Wir"

Die Wirtschaftskrise dürfte Migranten besonders hart treffen. Klaus J. Bade sieht darin ein "Gefährdungspotenzial ersten Ranges" für die Republik und fordert eine Solidarität, die Einwanderer einschließt.

Arbeiter in der Produktion müssen besonders um ihre Jobs bangen: Das trifft überproportional solche aus Einwandererfamilien. Bild: dpa
Sabine am Orde
Interview von Sabine am Orde

taz: Herr Bade, derzeit ist wieder viel von Parallelgesellschaften und integrationsunwilligen Türken die Rede. Wird sich die Situation mit der Wirtschaftskrise weiter verschärfen?

Klaus J. Bade: So schlecht ist die Ausgangslage nicht. Aber zu befürchten ist, dass im Zuge der Krise die ungesicherten und unqualifizierten Jobs zuerst wegfallen und der Rationalisierungsdruck im produzierenden Gewerbe noch stärker wird, als er bereits ist. In beiden Bereichen arbeiten besonders viele Menschen mit Migrationshintergrund. Sie werden daher besonders stark von der Arbeitslosigkeit betroffen sein. Wenn das passiert, können die latenten sozialen Spannungen, die es bereits gibt, offener zutage treten.

Wie wird sich das äußern?

In einem zunehmendem Maß an Perspektivlosigkeit, Desorientierung und auch alltäglicher Aggressivität im Umgang miteinander. Wer die Hoffnung auf die Integrationsschiene Arbeit verloren hat, weiß, dass er insgesamt verloren hat.

Stehen uns also Straßenschlachten wie in den Pariser Vorstädten bevor?

Nein, die Situation in Deutschland ist anders als in Frankreich. Wir haben keine Quasigettos ohne Kiezstruktur wie in den französischen Banlieues. Allerdings sind die Franzosen bei Protesten härter im Nehmen. In Deutschland würden schon viel harmlosere Ausschreitungen Schreckensvisionen verbreiten.

Was also befürchten Sie?

privat
Im Interview: 

KLAUS J. BADE, 64, ist Historiker und einer der renommiertesten Migrationsforscher der Bundesrepublik. Bis zu seiner Emeritierung 2007 lehrte er am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (Imis) der Universität Osnabrück, das er mitgegründet und geleitet hat.

Bade hat auch den Rat für Migration ins Leben gerufen, saß im Zuwanderungsrat der Bundesregierung, hat am Integrationsgipfel teilgenommen und ist Mitglied der Islamkonferenz. Seit dem vergangenen Jahr ist er Vorsitzender des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration, den acht Stiftungen ins Leben gerufen haben.

Dazu wird der Sachverständigenrat ein Jahresgutachten erstellen und ein Integrationsbarometer erarbeiten, die beide erstmals im Frühjahr 2010 vorgestellt werden sollen. Anders als beim Integrationsindex des Berlin-Instituts wird dabei nicht die Herkunft der Migranten, sondern ihr Sozialmilieu im Vordergrund stehen. SAM

Viele Menschen haben noch nicht begriffen, dass es nicht mehr um die Frage geht, ob wir ein Einwanderungsland sind oder nicht, sondern um die Zukunft unserer Gesellschaft insgesamt. Wir sind eine Einwanderungsgesellschaft, und die lebt davon, dass sie mit Blick auf kulturelle Toleranz und sozialen Frieden belastbar ist. Wenn diese Grundlage wankt, ist die gesamte Struktur der Einwanderungsgesellschaft gefährdet. Wir stehen also nicht nur vor einer immer noch unübersehbaren gewaltigen Krise, sondern auch vor einem gesellschaftlichen Gefährdungspotenzial ersten Ranges.

Was kann man tun?

Bei den Konjunkturpaketen, die derzeit verabschiedet werden, müssen die integrationsrelevanten Bereiche wie Bildung und Ausbildung noch mehr gestärkt werden. Diese Bereiche sind oft besonders beschäftigungsintensiv, deshalb entlastet ihre Finanzierung auch den Arbeitsmarkt. Wichtig ist aber nicht nur materielle Förderung, sondern sind auch Appelle, diese Krise als eine gemeinsame Herausforderung zu verstehen und deutlich zu machen, dass es ein kollektives Wir gibt, das auch an die besonders gefährdeten Gruppen denkt.

Aber dieses kollektive Wir gibt es doch gar nicht.

Es gibt einen großen Mangel an diesem solidarischem "Wir" in der Bundesrepublik. Aber wenn Krisen drohen, wird die Politik handlungsbereiter. Und es gibt in der letzten Zeit auch andere Signale. Kürzlich hat die Bundeskanzlerin zum Beispiel den Migranten der ersten Generation gedankt. Das ist ein Zeichen, das bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund angekommen ist. Solche Zeichen brauchen wir in Reihe.

Wo steht die Bundesrepublik in Sachen Integration?

Wir sind in Sachen Integrationspolitik in diesem Jahrzehnt rasant vorangekommen. Das Problem ist, dass Integration oft nur als Grad der Anpassung von Einwanderern gemessen und begriffen wird. Integration heißt aber, dass beide Seiten aufeinander zugehen. Mit dem Staatsangehörigkeitsrecht, dem Zuwanderungsgesetz, dem Integrationsgipfel und der Islamkonferenz ist da einiges geschehen. Deshalb bin ich auch etwas verdrossen über die publizistische Schlagseite, die sich jüngst im Zuge der Veröffentlichung des Integrationsindexes des Berlin-Instituts aufgetan hat.

Das Berlin-Institut ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Türken den größten Nachholbedarf in Sachen Integration haben, die Aussiedler dagegen überraschend gut integriert sind. Daraufhin gab es Schlagzeilen wie "Türken verweigern eisern die Integration".

Ja, solche herkunfts- oder kulturspezifischen Schlagzeilen bringen uns nicht weiter. Sie appellieren an die ohnehin verbreitete Bereitschaft zu kulturellen Projektionen. Die Folge sind stets Denunziation und Schuldsprüche im öffentlichen Diskurs. Das wirft die Diskussion zurück. Gerade tut sich bei den Türken in den letzten Jahren etwas, eine Mittelschicht bildet sich stärker heraus - und gleich wird alles wieder öffentlich plattgewalzt.

Aber die Probleme der Deutschtürken sind doch real. Warum soll man sie nicht benennen?

Natürlich muss man sie benennen, vor allem aber muss man nach den Ursachen fragen. Dabei hilft die Herkunft nicht weiter. Dass Menschen aus Ostanatolien im deutschen Bildungssystem Probleme haben, liegt ja nicht daran, dass sie aus Ostanatolien sind, sondern daran, dass sie dort keine Schulbildung bekommen haben, die annähernd den Bedingungen und Herausforderungen der Bundesrepublik entspräche. Die Tatsache wiederum, dass sie aus der Unterschicht kommen, liegt nicht daran, dass sie Türken sind, sondern dass sie aus diesem sozialen Milieu kommen und genau dort von Deutschland angeworben worden sind. Oder, um es mal mit den Worten einer Journalistin mit Migrationshintergrund etwas drastischer zu formulieren: Der Türke schlägt seine Frau nicht, weil er Türke ist, sondern weil er ein Arschloch ist. Dieses Argument muss in die Köpfe rein.

Der Sachverständigenrat, dem Sie vorsitzen und der gerade seine Arbeit aufgenommen hat, will auch ein Instrument zur Messung der Integration erarbeiten. Was werden Sie anders machen als das Berlin-Institut?

Wir argumentieren weniger plakativ und differenzierter. Wir orientieren uns weniger an der Herkunft als am Sozialmilieu. Und wir wollen bei der Integration beide Seiten berücksichtigen, also auch messen, inwieweit sich die Mehrheitsgesellschaft öffnet. Das kann man mit den vorhandenen Daten nicht zureichend, wir müssen also neue erheben.

Sie fordern schon seit vielen Jahren die Einführung eines Punktesystems ähnlich wie in Kanada, wo potenzielle Einwanderer nach Kriterien wie Bildung, beruflicher Qualifikation und Sprachfähigkeit ausgewählt werden. Im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung die Einwanderung von Fachkräften minimal erleichtert. Was bedeutet die Krise für diesen zaghaften Fortschritt?

Einen herben Rückschlag, weil viele Menschen nicht in langen Zeiträumen denken. Jetzt kommen wieder diese Argumente: Wie gut, dass wir die Grenze nicht aufgemacht haben, denn jetzt werden Fachkräfte entlassen, und die brauchen wieder einen Job. Aber das ist doch kurzfristig gedacht! Erstens sind diese Fachkräfte mit den freien Stellen oft gar nicht kompatibel, und zweitens braucht man Fachkräfte gerade auch für Firmen, die in Schwierigkeiten sind. Wir haben uns in den letzten Jahren durch den zaghaften Umgang mit der Anwerbung von Fachkräften vieler Möglichkeiten beraubt. Wenn wir konkurrenzfähig bleiben wollen, brauchen wir qualifizierte Einwanderung. Deshalb gehe ich trotz allem davon aus, dass wir in absehbarer Zeit ein Punktesystem bekommen werden.

Wie das?

Es hat über 30 Jahre gedauert, bis die Position der Verweigerung der Erkenntnis, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, geräumt wurde. Es hat aber nur viereinhalb Jahre gedauert, bis die Bundesregierung erkannt hat, dass ein Vorschlag, den der Zuwanderungsrat 2004 gemacht hat, eigentlich regierungsfähig ist: die Engpassdiagnose am Arbeitsmarkt. Wenn Arbeitskräfte gebraucht werden, aber nicht zu finden sind, sollen Fachkräfte bis zu einer Gesamtzahl von maximal 25.000 einreisen können, so lautete unser Vorschlag. Dafür sind wir damals verteufelt worden. Letztes Jahr hat die Bundesregierung nun ein Aktionsprogramm vorgelegt, in dem es eine solche Engpassanalyse gibt. Ähnlich wird das mit dem Punktesystem laufen. Wir werden es bekommen. Es ist einfach das flexibelste und deshalb das einzig vernünftige System - und auf europäischer Ebene denkbar.

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26 Kommentare

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  • CR
    christine rölke-sommer

    eine frage noch in die runde: hat wer eine gute erklärung dafür, warum die bundesregierung (und auch sonst die politische kaste - bis auf Laschet) sich zu dieser berliner studie so garnicht geäußert hat? ich wäre gespannt darauf, eine zu lesen!

     

    und dieses noch: warum wohl ist nun endlich die integrationsbeauftragte des bundes darauf gekommen, öffentlich zu erklären, dass sich in den anerkennungs- bzw. nicht-anerkennungsverfahren für ausländische schul- und vor allem berufsausbildungsabschlüsse etc. etwas ändern müsse?

  • CR
    christine rölke-sommer

    Ja, das waren schon üble kommentare, die unter der von @leidkultur erwähnten adresse abgeliefert wurden. Wie übel sie sind, erschließt sich erst, wenn sie mit den kommentaren unter der erstgenannten adresse zusammengelesen werden. Nämlich:

    http://kommentare.zeit.de/commentsection/url/online/2009/05/integration-tuerken-schulabschluss

    und

    http://kommentare.zeit.de/commentsection/url/2009/05/B-Vietnamesen.

     

    Davon unterscheidet sich das interview mit Bade äußerst wohltuend. Und das nun nicht, weil Bade die probleme unterschlagen will – sondern weil er sie auf ihre tatsächlichen ursachen zurückzuführen versucht. Das kann in einem interview nur verkürzt gelingen. Dennoch gelingt es besser als in dem, was Bade ebenfalls kurzgefasst „kulturelle Projektionen“ nennt und was sich in den beiden oben angeführten diskussionen aufs vortrefflichste ablesen lässt.

     

    Erst einmal sagt uns Bade, dass wir endlich anfangen müssen, einen neuen begriff von unserer gesellschaft zu entwickeln. Zu diesem begriff gehört, sofort mit dem dummen gerede von der „Parallelgesellschaft“ aufzuhören oder weiterhin ein ghetto zu konstruieren, wo es keines gibt.

     

    Dann sagt uns Bade, dass der traum, die „ Nicht-Integrierten“ könnten irgendwie wieder außer landes geschafft werden, ausgeträumt ist. Sie sind da und sie bleiben. Und da sie bereits vor dem anwerbestopp von 1973 mehrheitlich in die „Unterschicht“ integriert wurden und mit dieser form der integration auch nach dem anwerbestopp und auch nach 1989 nicht schlussgemacht wurde, ist diese „Unterschicht“ nun im gesellschaftlichen gefüge verankert und erfüllt die funktionen, die „Unterschicht“ für gewöhnlich erfüllen darf. Wie das geht, lässt sich beispiels- und ansatzweise in einem interview mit Sabine Spindler aus dem taz-archiv nachlesen, nämlich hier: http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2007/04/16/a0054.

     

    Schließlich sagt uns Bade, dass es die falsche Idee wäre, die BRD nunmehr hermetisch gegen weitere arbeits-migranten abzuschotten. Im gegenteil!

     

    Was er allerdings versäumt hat, uns zu sagen, ist, dass die neu-organisation der arbeits-migration als eine möglichst qualifizierte einwanderung das eine ist. Das andere ist, endlich einen anderen, nämlich humanen, umgang mit flüchtlingen einzuüben!

  • T
    tzui

    Solange die Deutschen die EinwandererInnen immer wieder als Objekt ihrer Beurteilungen sehen, haben sie noch nicht verstanden, was "Integration" wirklich bedeuten könnte. Nämlich eine gleichberechtigte Beziehung, in der nicht die Deutschen tagaus tagein damit beschäftigt wären, die EinwandererInnen zu bewerten, zu beurteilen und an ihnen herumzumäkeln, sondern sich wirklich offen für sie interessierten und von ihnen lernten. Die Deutschen hätten von den Leuten aus der Türkei, auch von den so viel gescholteten "Ostanatoliern", reichlich zu lernen.

     

    Es ist doch Heuchelei, den einen EinwandererInnen schlechte Bildungsabschlüsse vorzuwerfen und die anderen für gute Bildungsabschlüsse zu loben. Rassismus kann sich prinzipiell gegen beide richten; dann halten zu gute genauso wie zu schlechte Schulnoten als Rechtfertigung her. Die armen Vietnamesen; jetzt müssen sie herhalten, um es den Türken aber mal so richtig zu zeigen. Das ist unfair und absurd. Man sollte stattdessen besser über die ewig gleichen Klischees und Zuschreibungen nachdenken, die man den Leuten damit zumutet.

  • L
    Leidkultur

    Die Kinder von Einwanderern aus Vietnam fallen durch glänzende Schulnoten auf. Ihr Erfolg straft Klischees der Integrationsdebatte Lügen.

    (....)Keine andere Einwanderergruppe in Deutschland hat in der Schule mehr Erfolg als die Vietnamesen: Über 50 Prozent ihrer Schüler schaffen den Sprung aufs Gymnasium. Damit streben mehr vietnamesische Jugendliche zum Abitur als deutsche. Im Vergleich zu ihren Alterskollegen aus türkischen oder italienischen Familien liegt die Gymnasialquote fünfmal so hoch. »Die Leistungen vietnamesischer Schüler stehen in einem eklatanten Gegensatz zum Bild, das wir sonst von Kindern mit Migrationshintergrund haben«, sagt die brandenburgische Ausländerbeauftragte Karin Weiss.20 Jahre nach dem Fall der Mauer schreiben die Nachkommen der ehemaligen DDR-Vertragsarbeiter eine bislang wenig bekannte Erfolgsgeschichte. Angeworben Mitte der achtziger Jahre, erlebten die Arbeitsmigranten aus dem sozialistischen Bruderland nach der Wende in Ostdeutschland häufig den Absturz in Arbeitslosigkeit und Armut, sie waren isoliert, wurden zum Opfer von Fremdenhass. Ihre Kinder jedoch sind nun dabei, mit ungeheurem Fleiß und Bildungsdrang die deutsche Gesellschaft zu erobern. Denn der Druck, gute Noten zu erzielen, ist in vietnamesischen Familien enorm.

     

    Zugleich stellt der Schulerfolg der Vietnamesen eine ganze Reihe vermeintlicher Wahrheiten der Integrationsdebatte infrage. Wer etwa meint, dass Bildungsarmut stets soziale Ursachen hätte, sieht sich durch das vietnamesische Beispiel widerlegt. Auch die These, Migranteneltern müssten selbst gut integriert sein, damit ihr Nachwuchs in der Klasse zurechtkomme, trifft auf die ostasiatischen Einwanderer nicht zu. Gewiss, vietnamesische Eltern der ersten Generation hatten – anders als die Türken oder Italiener – oftmals selbst einen höheren Schulabschluss. Aber auch sie sprechen meist kaum Deutsch, leben in einer Nische unter sich und bilden so etwas wie eine Parallelgesellschaft.

     

    Dass ihre Kinder dennoch zu den Musterschülern unter den Migranten wurden, ist der Beleg für die Kraft einer Kultur, deren Strebsamkeit selbst unter widrigen Bedingungen zum Aufstieg führt. Das zeigt sich seit Jahren bereits in den USA, wo überproportional viele Studenten aus asiatischen – genauer: von der konfuzianischen Mentalität geprägten – Nationen die amerikanischen Spitzenuniversitäten besuchen. Nun wiederholt sich das Bildungswunder in Deutschland.

    (......) Der gesamte Text unter:http://www.zeit.de/2009/05/B-Vietnamesen

  • N
    Norbert

    Ich frage mich, was johannwi will. Ausländerrückführung? Das Problem ist, dass es in den 60er Jahren keine Möglichkeiten zur Integration gab, weil Integration nicht gewollt war. Die Fehler von damals müssen jetzt eben ausgebügelt werden. Bade hat Recht, wenn er ein "kollektives Wir" fordert. Wenn ich will, dass der "Andere" sich integriert, muss ich aufhören, ihn als nicht zugehörig zu betrachten. Wenn Anstrengungen nicht honoriert werden, weil man doch "Ausländer" bleibt, der mit Misstrauen bedacht wird, wozu dann überhaupt Anstrengungen unternehmen?

     

    Im Übrigen wird meine Toleranz durch den mir als Berliner kulturell fremden Kölner Karneval auf eine deutlich härtere Probe gestellt als durch eine Moschee in der Nachbarschaft. Komisch, dass die Mehrheit das anders sieht.

  • GB
    G.W. Busch

    Ja sehe ich genau so wie GenGin. Doch das Problem ist weitaus komplexer und kann nicht so einfach gelöst werden. Diese "spezielle Ideologie" hat leider in Deutschland Fuss gefasst und wird gerade durch Deutsche Konvertiten tagtäglich weiterverbreitet und mit Geldbeträgen unterstützt. Die Freiheit auch in Zukunft so leben zu können wie Mann oder Frau will, muss leider immer von neu em verteidigt werden. Das eigenene Leben voll und ganz einem einzigen Buch zu unterwerfen..ist einfach beschränkt. Geniesst die Freiheiten die wir jetzt "noch" haben!

  • J
    johannwi

    Klaus Bade sollte darüber nachdenken, warum Willy Brandt (!) bereits 1973 (!) einen Anwerbestopp für Gastarbeiter erlassen hat, die zu der Zeit fast nur noch aus der Türkei kamen. Brandt fürchtete nämlich in der Folge erhebliche soziale Probleme; wie gesagt, das war 1973. Vor diesem Hintergrund sind Bades Ausführungen nicht seriös.

  • G
    GenGin

    Das Problem ist nicht, dass die Ostanatolier Türken sind, sondern dass dort ein konservativer Islam gelebt wird, welcher in Deutschland weiter praktiziert wird.

     

    Die Lehren des konservativen Islam sind von Grund auf integrations- und bildungsfeindlich.

    Und das ist der Kern des Integrationsproblems

  • H
    Hardi

    Integrationslüge

     

    Früher wurde verlautbart: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Das war eine Beruhigungspille für die Bevölkerung und eine politische Lebenslüge.

     

    Heute heißt es: Deutschland ist ein Integrationsland und Integration ist möglich.

     

    Unsinn - in den Ballungszentren und später auch in ganz Deutschland, werden die Bevölkerungsmehrheiten in nicht ferner Zukunft zugunsten der Migranten kippen. Langfristig ist eine Integration nicht mehr möglich! Dies wird schon wieder verleugnet!

     

    Damit haben wir es wieder mit einer Beruhigungspille und politischen Lebenslüge zu tun.

  • CR
    christine rölke-sommer

    eine frage noch in die runde: hat wer eine gute erklärung dafür, warum die bundesregierung (und auch sonst die politische kaste - bis auf Laschet) sich zu dieser berliner studie so garnicht geäußert hat? ich wäre gespannt darauf, eine zu lesen!

     

    und dieses noch: warum wohl ist nun endlich die integrationsbeauftragte des bundes darauf gekommen, öffentlich zu erklären, dass sich in den anerkennungs- bzw. nicht-anerkennungsverfahren für ausländische schul- und vor allem berufsausbildungsabschlüsse etc. etwas ändern müsse?

  • CR
    christine rölke-sommer

    Ja, das waren schon üble kommentare, die unter der von @leidkultur erwähnten adresse abgeliefert wurden. Wie übel sie sind, erschließt sich erst, wenn sie mit den kommentaren unter der erstgenannten adresse zusammengelesen werden. Nämlich:

    http://kommentare.zeit.de/commentsection/url/online/2009/05/integration-tuerken-schulabschluss

    und

    http://kommentare.zeit.de/commentsection/url/2009/05/B-Vietnamesen.

     

    Davon unterscheidet sich das interview mit Bade äußerst wohltuend. Und das nun nicht, weil Bade die probleme unterschlagen will – sondern weil er sie auf ihre tatsächlichen ursachen zurückzuführen versucht. Das kann in einem interview nur verkürzt gelingen. Dennoch gelingt es besser als in dem, was Bade ebenfalls kurzgefasst „kulturelle Projektionen“ nennt und was sich in den beiden oben angeführten diskussionen aufs vortrefflichste ablesen lässt.

     

    Erst einmal sagt uns Bade, dass wir endlich anfangen müssen, einen neuen begriff von unserer gesellschaft zu entwickeln. Zu diesem begriff gehört, sofort mit dem dummen gerede von der „Parallelgesellschaft“ aufzuhören oder weiterhin ein ghetto zu konstruieren, wo es keines gibt.

     

    Dann sagt uns Bade, dass der traum, die „ Nicht-Integrierten“ könnten irgendwie wieder außer landes geschafft werden, ausgeträumt ist. Sie sind da und sie bleiben. Und da sie bereits vor dem anwerbestopp von 1973 mehrheitlich in die „Unterschicht“ integriert wurden und mit dieser form der integration auch nach dem anwerbestopp und auch nach 1989 nicht schlussgemacht wurde, ist diese „Unterschicht“ nun im gesellschaftlichen gefüge verankert und erfüllt die funktionen, die „Unterschicht“ für gewöhnlich erfüllen darf. Wie das geht, lässt sich beispiels- und ansatzweise in einem interview mit Sabine Spindler aus dem taz-archiv nachlesen, nämlich hier: http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2007/04/16/a0054.

     

    Schließlich sagt uns Bade, dass es die falsche Idee wäre, die BRD nunmehr hermetisch gegen weitere arbeits-migranten abzuschotten. Im gegenteil!

     

    Was er allerdings versäumt hat, uns zu sagen, ist, dass die neu-organisation der arbeits-migration als eine möglichst qualifizierte einwanderung das eine ist. Das andere ist, endlich einen anderen, nämlich humanen, umgang mit flüchtlingen einzuüben!

  • T
    tzui

    Solange die Deutschen die EinwandererInnen immer wieder als Objekt ihrer Beurteilungen sehen, haben sie noch nicht verstanden, was "Integration" wirklich bedeuten könnte. Nämlich eine gleichberechtigte Beziehung, in der nicht die Deutschen tagaus tagein damit beschäftigt wären, die EinwandererInnen zu bewerten, zu beurteilen und an ihnen herumzumäkeln, sondern sich wirklich offen für sie interessierten und von ihnen lernten. Die Deutschen hätten von den Leuten aus der Türkei, auch von den so viel gescholteten "Ostanatoliern", reichlich zu lernen.

     

    Es ist doch Heuchelei, den einen EinwandererInnen schlechte Bildungsabschlüsse vorzuwerfen und die anderen für gute Bildungsabschlüsse zu loben. Rassismus kann sich prinzipiell gegen beide richten; dann halten zu gute genauso wie zu schlechte Schulnoten als Rechtfertigung her. Die armen Vietnamesen; jetzt müssen sie herhalten, um es den Türken aber mal so richtig zu zeigen. Das ist unfair und absurd. Man sollte stattdessen besser über die ewig gleichen Klischees und Zuschreibungen nachdenken, die man den Leuten damit zumutet.

  • L
    Leidkultur

    Die Kinder von Einwanderern aus Vietnam fallen durch glänzende Schulnoten auf. Ihr Erfolg straft Klischees der Integrationsdebatte Lügen.

    (....)Keine andere Einwanderergruppe in Deutschland hat in der Schule mehr Erfolg als die Vietnamesen: Über 50 Prozent ihrer Schüler schaffen den Sprung aufs Gymnasium. Damit streben mehr vietnamesische Jugendliche zum Abitur als deutsche. Im Vergleich zu ihren Alterskollegen aus türkischen oder italienischen Familien liegt die Gymnasialquote fünfmal so hoch. »Die Leistungen vietnamesischer Schüler stehen in einem eklatanten Gegensatz zum Bild, das wir sonst von Kindern mit Migrationshintergrund haben«, sagt die brandenburgische Ausländerbeauftragte Karin Weiss.20 Jahre nach dem Fall der Mauer schreiben die Nachkommen der ehemaligen DDR-Vertragsarbeiter eine bislang wenig bekannte Erfolgsgeschichte. Angeworben Mitte der achtziger Jahre, erlebten die Arbeitsmigranten aus dem sozialistischen Bruderland nach der Wende in Ostdeutschland häufig den Absturz in Arbeitslosigkeit und Armut, sie waren isoliert, wurden zum Opfer von Fremdenhass. Ihre Kinder jedoch sind nun dabei, mit ungeheurem Fleiß und Bildungsdrang die deutsche Gesellschaft zu erobern. Denn der Druck, gute Noten zu erzielen, ist in vietnamesischen Familien enorm.

     

    Zugleich stellt der Schulerfolg der Vietnamesen eine ganze Reihe vermeintlicher Wahrheiten der Integrationsdebatte infrage. Wer etwa meint, dass Bildungsarmut stets soziale Ursachen hätte, sieht sich durch das vietnamesische Beispiel widerlegt. Auch die These, Migranteneltern müssten selbst gut integriert sein, damit ihr Nachwuchs in der Klasse zurechtkomme, trifft auf die ostasiatischen Einwanderer nicht zu. Gewiss, vietnamesische Eltern der ersten Generation hatten – anders als die Türken oder Italiener – oftmals selbst einen höheren Schulabschluss. Aber auch sie sprechen meist kaum Deutsch, leben in einer Nische unter sich und bilden so etwas wie eine Parallelgesellschaft.

     

    Dass ihre Kinder dennoch zu den Musterschülern unter den Migranten wurden, ist der Beleg für die Kraft einer Kultur, deren Strebsamkeit selbst unter widrigen Bedingungen zum Aufstieg führt. Das zeigt sich seit Jahren bereits in den USA, wo überproportional viele Studenten aus asiatischen – genauer: von der konfuzianischen Mentalität geprägten – Nationen die amerikanischen Spitzenuniversitäten besuchen. Nun wiederholt sich das Bildungswunder in Deutschland.

    (......) Der gesamte Text unter:http://www.zeit.de/2009/05/B-Vietnamesen

  • N
    Norbert

    Ich frage mich, was johannwi will. Ausländerrückführung? Das Problem ist, dass es in den 60er Jahren keine Möglichkeiten zur Integration gab, weil Integration nicht gewollt war. Die Fehler von damals müssen jetzt eben ausgebügelt werden. Bade hat Recht, wenn er ein "kollektives Wir" fordert. Wenn ich will, dass der "Andere" sich integriert, muss ich aufhören, ihn als nicht zugehörig zu betrachten. Wenn Anstrengungen nicht honoriert werden, weil man doch "Ausländer" bleibt, der mit Misstrauen bedacht wird, wozu dann überhaupt Anstrengungen unternehmen?

     

    Im Übrigen wird meine Toleranz durch den mir als Berliner kulturell fremden Kölner Karneval auf eine deutlich härtere Probe gestellt als durch eine Moschee in der Nachbarschaft. Komisch, dass die Mehrheit das anders sieht.

  • GB
    G.W. Busch

    Ja sehe ich genau so wie GenGin. Doch das Problem ist weitaus komplexer und kann nicht so einfach gelöst werden. Diese "spezielle Ideologie" hat leider in Deutschland Fuss gefasst und wird gerade durch Deutsche Konvertiten tagtäglich weiterverbreitet und mit Geldbeträgen unterstützt. Die Freiheit auch in Zukunft so leben zu können wie Mann oder Frau will, muss leider immer von neu em verteidigt werden. Das eigenene Leben voll und ganz einem einzigen Buch zu unterwerfen..ist einfach beschränkt. Geniesst die Freiheiten die wir jetzt "noch" haben!

  • J
    johannwi

    Klaus Bade sollte darüber nachdenken, warum Willy Brandt (!) bereits 1973 (!) einen Anwerbestopp für Gastarbeiter erlassen hat, die zu der Zeit fast nur noch aus der Türkei kamen. Brandt fürchtete nämlich in der Folge erhebliche soziale Probleme; wie gesagt, das war 1973. Vor diesem Hintergrund sind Bades Ausführungen nicht seriös.

  • G
    GenGin

    Das Problem ist nicht, dass die Ostanatolier Türken sind, sondern dass dort ein konservativer Islam gelebt wird, welcher in Deutschland weiter praktiziert wird.

     

    Die Lehren des konservativen Islam sind von Grund auf integrations- und bildungsfeindlich.

    Und das ist der Kern des Integrationsproblems

  • H
    Hardi

    Integrationslüge

     

    Früher wurde verlautbart: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Das war eine Beruhigungspille für die Bevölkerung und eine politische Lebenslüge.

     

    Heute heißt es: Deutschland ist ein Integrationsland und Integration ist möglich.

     

    Unsinn - in den Ballungszentren und später auch in ganz Deutschland, werden die Bevölkerungsmehrheiten in nicht ferner Zukunft zugunsten der Migranten kippen. Langfristig ist eine Integration nicht mehr möglich! Dies wird schon wieder verleugnet!

     

    Damit haben wir es wieder mit einer Beruhigungspille und politischen Lebenslüge zu tun.

  • CR
    christine rölke-sommer

    eine frage noch in die runde: hat wer eine gute erklärung dafür, warum die bundesregierung (und auch sonst die politische kaste - bis auf Laschet) sich zu dieser berliner studie so garnicht geäußert hat? ich wäre gespannt darauf, eine zu lesen!

     

    und dieses noch: warum wohl ist nun endlich die integrationsbeauftragte des bundes darauf gekommen, öffentlich zu erklären, dass sich in den anerkennungs- bzw. nicht-anerkennungsverfahren für ausländische schul- und vor allem berufsausbildungsabschlüsse etc. etwas ändern müsse?

  • CR
    christine rölke-sommer

    Ja, das waren schon üble kommentare, die unter der von @leidkultur erwähnten adresse abgeliefert wurden. Wie übel sie sind, erschließt sich erst, wenn sie mit den kommentaren unter der erstgenannten adresse zusammengelesen werden. Nämlich:

    http://kommentare.zeit.de/commentsection/url/online/2009/05/integration-tuerken-schulabschluss

    und

    http://kommentare.zeit.de/commentsection/url/2009/05/B-Vietnamesen.

     

    Davon unterscheidet sich das interview mit Bade äußerst wohltuend. Und das nun nicht, weil Bade die probleme unterschlagen will – sondern weil er sie auf ihre tatsächlichen ursachen zurückzuführen versucht. Das kann in einem interview nur verkürzt gelingen. Dennoch gelingt es besser als in dem, was Bade ebenfalls kurzgefasst „kulturelle Projektionen“ nennt und was sich in den beiden oben angeführten diskussionen aufs vortrefflichste ablesen lässt.

     

    Erst einmal sagt uns Bade, dass wir endlich anfangen müssen, einen neuen begriff von unserer gesellschaft zu entwickeln. Zu diesem begriff gehört, sofort mit dem dummen gerede von der „Parallelgesellschaft“ aufzuhören oder weiterhin ein ghetto zu konstruieren, wo es keines gibt.

     

    Dann sagt uns Bade, dass der traum, die „ Nicht-Integrierten“ könnten irgendwie wieder außer landes geschafft werden, ausgeträumt ist. Sie sind da und sie bleiben. Und da sie bereits vor dem anwerbestopp von 1973 mehrheitlich in die „Unterschicht“ integriert wurden und mit dieser form der integration auch nach dem anwerbestopp und auch nach 1989 nicht schlussgemacht wurde, ist diese „Unterschicht“ nun im gesellschaftlichen gefüge verankert und erfüllt die funktionen, die „Unterschicht“ für gewöhnlich erfüllen darf. Wie das geht, lässt sich beispiels- und ansatzweise in einem interview mit Sabine Spindler aus dem taz-archiv nachlesen, nämlich hier: http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2007/04/16/a0054.

     

    Schließlich sagt uns Bade, dass es die falsche Idee wäre, die BRD nunmehr hermetisch gegen weitere arbeits-migranten abzuschotten. Im gegenteil!

     

    Was er allerdings versäumt hat, uns zu sagen, ist, dass die neu-organisation der arbeits-migration als eine möglichst qualifizierte einwanderung das eine ist. Das andere ist, endlich einen anderen, nämlich humanen, umgang mit flüchtlingen einzuüben!

  • T
    tzui

    Solange die Deutschen die EinwandererInnen immer wieder als Objekt ihrer Beurteilungen sehen, haben sie noch nicht verstanden, was "Integration" wirklich bedeuten könnte. Nämlich eine gleichberechtigte Beziehung, in der nicht die Deutschen tagaus tagein damit beschäftigt wären, die EinwandererInnen zu bewerten, zu beurteilen und an ihnen herumzumäkeln, sondern sich wirklich offen für sie interessierten und von ihnen lernten. Die Deutschen hätten von den Leuten aus der Türkei, auch von den so viel gescholteten "Ostanatoliern", reichlich zu lernen.

     

    Es ist doch Heuchelei, den einen EinwandererInnen schlechte Bildungsabschlüsse vorzuwerfen und die anderen für gute Bildungsabschlüsse zu loben. Rassismus kann sich prinzipiell gegen beide richten; dann halten zu gute genauso wie zu schlechte Schulnoten als Rechtfertigung her. Die armen Vietnamesen; jetzt müssen sie herhalten, um es den Türken aber mal so richtig zu zeigen. Das ist unfair und absurd. Man sollte stattdessen besser über die ewig gleichen Klischees und Zuschreibungen nachdenken, die man den Leuten damit zumutet.

  • L
    Leidkultur

    Die Kinder von Einwanderern aus Vietnam fallen durch glänzende Schulnoten auf. Ihr Erfolg straft Klischees der Integrationsdebatte Lügen.

    (....)Keine andere Einwanderergruppe in Deutschland hat in der Schule mehr Erfolg als die Vietnamesen: Über 50 Prozent ihrer Schüler schaffen den Sprung aufs Gymnasium. Damit streben mehr vietnamesische Jugendliche zum Abitur als deutsche. Im Vergleich zu ihren Alterskollegen aus türkischen oder italienischen Familien liegt die Gymnasialquote fünfmal so hoch. »Die Leistungen vietnamesischer Schüler stehen in einem eklatanten Gegensatz zum Bild, das wir sonst von Kindern mit Migrationshintergrund haben«, sagt die brandenburgische Ausländerbeauftragte Karin Weiss.20 Jahre nach dem Fall der Mauer schreiben die Nachkommen der ehemaligen DDR-Vertragsarbeiter eine bislang wenig bekannte Erfolgsgeschichte. Angeworben Mitte der achtziger Jahre, erlebten die Arbeitsmigranten aus dem sozialistischen Bruderland nach der Wende in Ostdeutschland häufig den Absturz in Arbeitslosigkeit und Armut, sie waren isoliert, wurden zum Opfer von Fremdenhass. Ihre Kinder jedoch sind nun dabei, mit ungeheurem Fleiß und Bildungsdrang die deutsche Gesellschaft zu erobern. Denn der Druck, gute Noten zu erzielen, ist in vietnamesischen Familien enorm.

     

    Zugleich stellt der Schulerfolg der Vietnamesen eine ganze Reihe vermeintlicher Wahrheiten der Integrationsdebatte infrage. Wer etwa meint, dass Bildungsarmut stets soziale Ursachen hätte, sieht sich durch das vietnamesische Beispiel widerlegt. Auch die These, Migranteneltern müssten selbst gut integriert sein, damit ihr Nachwuchs in der Klasse zurechtkomme, trifft auf die ostasiatischen Einwanderer nicht zu. Gewiss, vietnamesische Eltern der ersten Generation hatten – anders als die Türken oder Italiener – oftmals selbst einen höheren Schulabschluss. Aber auch sie sprechen meist kaum Deutsch, leben in einer Nische unter sich und bilden so etwas wie eine Parallelgesellschaft.

     

    Dass ihre Kinder dennoch zu den Musterschülern unter den Migranten wurden, ist der Beleg für die Kraft einer Kultur, deren Strebsamkeit selbst unter widrigen Bedingungen zum Aufstieg führt. Das zeigt sich seit Jahren bereits in den USA, wo überproportional viele Studenten aus asiatischen – genauer: von der konfuzianischen Mentalität geprägten – Nationen die amerikanischen Spitzenuniversitäten besuchen. Nun wiederholt sich das Bildungswunder in Deutschland.

    (......) Der gesamte Text unter:http://www.zeit.de/2009/05/B-Vietnamesen

  • N
    Norbert

    Ich frage mich, was johannwi will. Ausländerrückführung? Das Problem ist, dass es in den 60er Jahren keine Möglichkeiten zur Integration gab, weil Integration nicht gewollt war. Die Fehler von damals müssen jetzt eben ausgebügelt werden. Bade hat Recht, wenn er ein "kollektives Wir" fordert. Wenn ich will, dass der "Andere" sich integriert, muss ich aufhören, ihn als nicht zugehörig zu betrachten. Wenn Anstrengungen nicht honoriert werden, weil man doch "Ausländer" bleibt, der mit Misstrauen bedacht wird, wozu dann überhaupt Anstrengungen unternehmen?

     

    Im Übrigen wird meine Toleranz durch den mir als Berliner kulturell fremden Kölner Karneval auf eine deutlich härtere Probe gestellt als durch eine Moschee in der Nachbarschaft. Komisch, dass die Mehrheit das anders sieht.

  • GB
    G.W. Busch

    Ja sehe ich genau so wie GenGin. Doch das Problem ist weitaus komplexer und kann nicht so einfach gelöst werden. Diese "spezielle Ideologie" hat leider in Deutschland Fuss gefasst und wird gerade durch Deutsche Konvertiten tagtäglich weiterverbreitet und mit Geldbeträgen unterstützt. Die Freiheit auch in Zukunft so leben zu können wie Mann oder Frau will, muss leider immer von neu em verteidigt werden. Das eigenene Leben voll und ganz einem einzigen Buch zu unterwerfen..ist einfach beschränkt. Geniesst die Freiheiten die wir jetzt "noch" haben!

  • J
    johannwi

    Klaus Bade sollte darüber nachdenken, warum Willy Brandt (!) bereits 1973 (!) einen Anwerbestopp für Gastarbeiter erlassen hat, die zu der Zeit fast nur noch aus der Türkei kamen. Brandt fürchtete nämlich in der Folge erhebliche soziale Probleme; wie gesagt, das war 1973. Vor diesem Hintergrund sind Bades Ausführungen nicht seriös.

  • G
    GenGin

    Das Problem ist nicht, dass die Ostanatolier Türken sind, sondern dass dort ein konservativer Islam gelebt wird, welcher in Deutschland weiter praktiziert wird.

     

    Die Lehren des konservativen Islam sind von Grund auf integrations- und bildungsfeindlich.

    Und das ist der Kern des Integrationsproblems