Studie über Familienpolitik: Eltern ignorieren von der Leyen
Die meisten Eltern nehmen kaum wahr, worauf die Familienministerin stolz ist, so eine Studie. Über die Hälfte würde ihr Kind auf eine Privatschule schicken.
Es läuft nicht gut für Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Erst spielt die Geburtenrate in Deutschland nicht mit, jetzt zicken auch noch die Eltern rum. Sie nehmen erstaunlich wenig wahr, was der Staat ihnen in der Familienpolitik anbietet. Das legt eine Studie nahe, die das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der Zeitschrift Eltern durchgeführt hat. Im Alltag der Mütter und Väter scheinen von der Leyens Bemühungen noch nicht angekommen zu sein: Von ihrer Betreuungsinitiative haben nur 6 Prozent der 1.000 Befragten "viel" gemerkt, 20 Prozent wenigstens "etwas", 72 Prozent der Befragten geben an, so gut wie nichts sei von der Initiative zu bemerken gewesen.
Die Familienministerin hatte angekündigt, bis 2013 Krippenplätze für ein Drittel der Kleinkinder zu schaffen. "Bisher gibt es nur eine Debatte über Quantität", sagte Marie-Luise Lewicki, die Chefredakteurin von Eltern, am Montag. "In der nächsten Legislaturperiode brauchen wir eine über die Qualität von Krippenplätzen."
Auch mit dem Vertrauen in das öffentliche Schulsystem sieht es bei den Eltern nicht allzu rosig aus: Über die Hälfte der Befragten gaben an, ihre Kinder am liebsten auf eine Privatschule zu schicken - wenn sie es sich denn leisten könnten. Besonders diejenigen Eltern, die selbst einst eine Hauptschule besucht haben, wollen ihren Zöglingen die Erfahrung einer staatlichen Schule ersparen: 60 Prozent würden eine Privatschule vorziehen. Über 90 Prozent der Eltern fordern, das Bildungssystem in allen Bundesländern zu vereinheitlichen.
Für die Wählergruppe der Mütter und Väter sind die Themen Familien- und Bildungspolitik bei der Bundestagswahl zentral: Im Vergleich zur ökonomischen Krise, der Lage am Arbeitsmarkt oder der Alters- und Gesundheitssicherung spielen sie für die Mehrheit der Befragten eine genauso große (62 Prozent) oder sogar eine größere Rolle (24 Prozent).
Wenig überraschend ist, dass sich viele Eltern mehr finanzielle Unterstützung erhoffen. Wie diese aussehen soll, da unterscheiden sich die Verdienergruppen aber erheblich: Familien mit unter 2.000 Euro Nettoeinkommen wünschen sich deutlich häufiger eine Grundsicherung von 300 bis 400 Euro je Kind - Besserverdienenden mit über 3.000 Euro schweben zur Förderung eher hohe steuerliche Freibeträge vor.
In der Sonntagsfrage schlägt sich die Familienpolitik der Koalition nicht deutlich nieder. Die Stimmenanteile der Parteien unterscheiden sich kaum von denen bei Umfragen in der gesamten Bevölkerung. So kommt die Union auf 35 Prozent, die Linke auf 8 und die FDP auf 14. Lediglich die SPD (26) und die Grünen (13) bekommen unter jungen Eltern etwas mehr Stimmen als im Durchschnitt. "Man darf aber nicht den Schluss ziehen, dass die Eltern linker sind als die Gesamtwählerschaft", sagte Forsa-Chef Manfred Güllner. "Sie sind nur etwas jünger - und da wird linker gewählt."
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