Al-Qaidas Drohbotschaft: Abu Talha, der Deutsche
Al-Qaida droht in Video Deutschland mit Vergeltung. Ein gut deutsch sprechender Vermummter fordert den Abzug deutscher Soldaten aus Afghanistan. Das BKA prüft das Video.
![](https://taz.de/picture/364959/14/video_01.jpg)
BERLIN afp/rtr Al-Qaida hat Deutschland wegen seines Afghanistaneinsatzes mit Vergeltung gedroht. Nach Angaben der in den USA ansässigen SITE Intelligence Group veröffentlichte das Terrornetzwerk am Samstagabend im Internet ein Drohvideo. Ein Vermummter sagt darin, die Deutschen wären "leichtgläubig und naiv", wenn sie meinten, in Afghanistan "als drittgrößter Truppensteller ungeschoren davonzukommen".
Es sei seit 1993 sein Wunsch, "sich für Allah in die Luft zu sprengen", sagt der Deutsch sprechende Mann mit Blick auf den deutschen Afghanistaneinsatz. "Die Finanzkrise fegte den deutschen Stolz weg", sagt der Mann weiter, der in dem auf Oktober 2008 datierten 30-minütigen Video als "Abu Talha, der Deutsche", auftritt.
Das Bundeskriminalamt (BKA) prüfte das Video am Wochenende auf seine Echtheit. "Wir haben das Video und werten es derzeit aus", sagte ein BKA-Sprecher am Sonntag. Die SITE Intelligence Group mit Sitz im US-amerikanischen Bundesstaat Maryland, die das Video entdeckte, ist auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisiert.
Die Firma IntelCenter bewertete das Video als bisher "bedeutendste Botschaft von al-Qaida an Deutschland". Zu sehen ist das Logo der Videoproduktionsfirma al-Sahab, die al-Qaida zugerechnet wird.
Laut Bundesinnenministerium bestätige das Video, dass sich Deutschland im "Zielspektrum des islamischen Terrorismus" befinde.
Der Mann, der gute Kenntnisse der deutschen Innenpolitik aufweist, gibt seiner Botschaft den Titel "Das Rettungspaket für Deutschland". Seine Äußerungen sind mit arabischen Untertiteln unterlegt. In einer Szene hält der Mann eine Panzerfaust in der Hand, in einer anderen hat er ein Maschinengewehr bei sich; er warnt die Deutschen, sie könnten den Krieg in Afghanistan "niemals" gewinnen. "Den Deutschen läuft die Zeit davon", sagt der Mann. "Hochmut habt ihr reichlich, und der Fall steht vor der Tür."
Wenn die Bundeswehr aus Afghanistan abgezogen werde, "könnten die Erwartungen der Regierung" an ein Rettungspaket "vielleicht eintreffen".
"Einem Exportweltmeister kann man nicht nur daheim Schaden zufügen", droht er. In der vernetzten Wirtschaft von heute sei es leicht, an einem anderen Ort zuzuschlagen und dennoch zu treffen. Während der Mann diese Drohungen ausspricht, schraubt er die Panzerfaust zusammen, die er später abfeuert.
"Abu Talha, der Deutsche", kritisiert die deutschen Medien für die Veröffentlichung der Mohammedkarikaturen, die im September 2005 in Dänemark erstmals von einer Zeitung gedruckt worden waren und in der islamischen Welt eine Welle der Empörung ausgelöst hatten. Ebenso empört er sich über die Inszenierung der Mozart-Oper "Idomeneo" in Berlin, bei der in einer Szene der abgeschlagene Kopf des Propheten Mohammed gezeigt wurde.
Mit diesen Provokationen habe der Westen "die Muslime nicht nur wachgerüttelt, sondern hyperaktiv gemacht". Die Muslime hätten dadurch "die Bedeutsamkeit der Einheit im Kampf gegen die Kreuzfahrer unter der gesegneten Führung Ussama Bin Ladens", des Anführers von al-Qaida, erkannt. Die Antwort der Muslime auf die Atombombe sei die Autobombe: "Jeder Muslim kann sie sein."
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