US-Kriegskosten im Irak: 100 Milliarden für Privatfirmen
US-Kongress stellt Studie zum Irakfeldzug vor. Derzeit läuft ein Fünftel der Kriegskosten über Private. Größter Auftraggeber ist immer noch die umstrittene KBR.
WASHINGTON taz Bis zum Ende dieses Jahres wird die US-Regierung Aufträge in Höhe von über 100 Milliarden Dollar an Privatfirmen im Irak vergeben haben. Eine entsprechende Studie stellt heute die Haushaltsbehörde des US-Parlaments, das Congressional Budget Office, vor.
Die Behörde rechnete die Aufträge seit der Invasion im Jahr 2003 zusammen, meldet die New York Times. Aus den Anfangsjahren gebe es allerdings nur sehr unzureichende Belege, wofür und wieviel Steuergeld geflossen ist, so Experten.
Die Privatverträge machen derzeit ein Fünftel der laufenden direkten Kriegskosten aus - also für Militäreinsätze, aber ohne langfristige Verletzenversorgung, Invalidenrenten und entgangenes Wirschaftswachstum durch höhere Ölpreise etc. Die umfassenden Kriegskosten werden von Wirtschaftswissenschaftlern auf mehrere Billionen Dollar geschätzt.
Die privaten Firmen erhielten ihre Aufträge vom Pentagon oder anderen Regierungsbehörden. Vor allem die Rolle der privaten Söldnerunternehmen hatten für Streit in den USA und anderswo georgt. Ebenso die engen Verbindungen vieler solcher privaten "Contractors" zu Mitgliedern der Bush-Regierung.
Laut dem Office-Report gingen von 2003 bis 2007 Verträge über 85 Milliarden Dollar an Unternehmen. Derzeit betrage die jährliche Rate 15 bis 20 Milliarden Dollar, so das spätestens bis Ende des Jahres die 100-Milliarden-Schallmauer überschritten sei.
Die Contractors beschäftigen derzeit mindestens 180.000 Menschen im Irak. Diese Privatarmee sei größer als die offiziellen Truppen der USA im Irak, so die New York Times. Über ihre Aktivitäten und die Opferzahlen bei den Privatfirmen sei wenig zu erfahren. Durch die hohe Zahl der Contractors sei auch eine Einführung der Wehrpflicht in den USA vermieden worden.
Der größte Contractor ist nach wie vor Kellogg, Brown & Root (KBR) mit 40.000 Männern im Irak. Die Firma gehörte zu Konzern Halliburton. Dort wiederum war bis zu seiner Berufung als Vizepräsident Dick Cheney Vorstandschef. Nach andauernder Kritik an diesem Interessenskonflikt spaltete Halliburton seine Tochter Kellogg, Brown & Root ab und brachte sie 2006 an die Börse. Im März diesen Jahres kam KBR wiederum in die Schlagzeilen, als die Zeitung Boston Globe herausfand, dass 21.000 der von Staatsmitteln bezahlten Arbeiter im Irak über Briefkastenfirmen auf den Kaiman-Inseln registriert sind, um Steuern zu sparen.
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