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Weiterleitung nach HongkongGoogle unterläuft Chinas Zensur

Google zieht sich aus China zurück – und doch nicht ganz. Google.cn ist seit Montagnacht dicht. Der Konzern leitet jedoch weiter auf seine unzensierte Suche in Hongkong.

Der Konflikt hält an. Bild: ap

BERLIN taz | "Google.cn" ist tot, es lebe "Google.com.hk": Mit einer Weiterleitung versucht der Webgigant seit der Nacht zum Dienstag, seinen Konflikt mit der chinesischen Zensur zu lösen. Wie berichtet kündigte Google vor etwas mehr als zwei Monaten an, als Reaktion auf massive Hackerangriffe, die offenbar aus China stammten, sein weitere Arbeit in China komplett auf den Prüfstand zu stellen.

In jedem Fall wolle man die als Zugeständnis an die Regierung seit Jahren durchgeführte Selbstzensur auf "Google.cn" endlich einstellen, hieß es damals. Doch bis auf viele Vorschusslorbeeren für Google und einen Propagandafeldzug seitens der chinesischen Regierung blieb es über Wochen ruhig.

Gestern kam dann endlich die Entscheidung: Wie schon im Januar meldete sich Googles Chefjustiziar David Drummond mittels Blog-Posting zu Wort und gab ein "Update" zum "Neuen Ansatz in China". Nach einer erneuten Erklärung der Beweggründe kommt der Google-Manager auf den Punkt: Die Google-Suche, der Nachrichtendienst Google News sowie die Bildersuche Google Images würden künftig nicht mehr zensiert.

"Nutzer, die Google.cn besuchen, werden nun auf Google.com.hk umgeleitet", schreibt Drummond. Dort biete man eine unzensierte Suche auf Chinesisch an, die "speziell für die Nutzer auf dem chinesischen Festland gestaltet und von unseren Servern in Hongkong ausgeliefert" werde. Der Unterschied: Während die Hongkonger weiterhin die Daten in traditioneller chinesischer Schreibweise erhalten, erreichen sie die Festlandchinesen in vereinfachter Schreibweise, die der dortigen Standardsprache entspricht. Google reicht also nicht einfach die Hongkonger Suche durch, sondern spricht die Einwohner des Riesenreichs direkt an.

Chinas Regime reagierte empört auf Googles Entscheidung. "Google hat seine schriftlichen Versprechen gebrochen, die es abgegeben hat, als es auf dem chinesischen Markt startete", erlärte das Informationsministerium. Solche "kommerzielle Themen" dürften nicht von Google politisiert werden.

Drummond räumte ein, dass es in den Verhandlungen der vergangenen Wochen "schwer gewesen" sei, das Versprechen einer unzensierten Suche für China einzulösen. Die Regierung habe knallhart auf der weiteren Selbstzensur bestanden. "Das war nicht zu verhandeln." Der Umweg über Hongkong, wo auch nach Übergabe der Macht an die Chinesen noch immer liberalere Bedingungen herrschen, ist ein guter Trick, meint Drummond. "Es ist vollständig legal und wird trotzdem sinnvoll den Zugriff der Menschen in China auf Informationen erweitern."

Natürlich könnte sich die chinesische Regierung nun entschließen, einfach Google.com.hk zu sperren. Aus diesem Grund kündigte Drummond ein Werkzeug an, mit dem jeder prüfen kann, welche Dienste gerade gesperrt sind. Aktuell ist die Web-Suche ebenso erreichbar wie Google News und die Bildersuche. YouTube und Blogger sind gesperrt, was aber schon seit längerem der Fall ist.

Nicht ganz klar ist bislang, wie es mit der Pekinger Google-Filiale weitergehen soll und welche Auswirkungen der Umzug nach Hongkong für die Werbevermarkter in China hat, die für Google den Vertrieb übernehmen. Sie hatten sich erst vor kurzem in einem offenen Brief an Google gewendet und um Aufklärung gebeten. Laut Drummond will Google zumindest in China weiter forschen und auch eine Sales-Abteilung unterhalten. "Dessen Größe wird allerdings natürlich mindestens teilweise davon abhängen, ob Google.com.hk für Menschen auf dem chinesischen Festland erreichbar bleibt."

Der Google-Manager betonte, die Entscheidung für die Umleitung der Suche nach Hongkong sei "allein von unserem Management in den USA entschieden" worden. "Niemand unserer Mitarbeiter in China kann oder sollte dafür zur Verantwortung gezogen werden." Drummond nahm das Team trotz Vorwürfen, es könnte von Maulwürfe der chinesischen Regierung unterwandert sein, in Schutz: "Wir sind enorm stolz auf sie."

Die chinesischen Nutzer, unter denen Google in den letzten Jahren langsam aber stetig Anhänger fand, dürften nun gespannt auf die von Drummond angekündigte Seite mit Googles "Erreichbarkeit innerhalb des chinesischen Festlands" starren – und warten, wie Peking reagiert. Falls das kommunistische Regime sich nicht entscheidet, einfach auch diese Information zu unterdrücken.

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6 Kommentare

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  • S
    sonnenschein

    ...und ein ehemals geneigter Leser den der Taz (wiederholte Zensur in der Kommentarfunktion), durch Kündigung des Abo`s.

  • V
    Victor

    Okay- jetzt sollten wir über die DEUTSCHE Google-zensur reden.

     

    Bin Vater 2 Jungs, 9 und 6. Die beiden lieben die sogenannten Brick Films - also animationen mit Lego-figuren. Die sind auch Star Wars freaks - und habe ein par maale versucht Filme mit Stormtroopers zu sehen.

     

    Geht aber in Deutschland nicht - ist hier, laut Youtube, verboten.....hat ein bissl gedauer bis Ich verstanden habe, warum das so ist - wegen das wort stormtrooper.

  • F
    freies-denken

    Google unterläuft Chinas Zensur!

    Find ich mal richtig Gut!!!

    Mut zum Handeln gegen Zensur kann nur positiv sein!

  • H
    Halford

    Google unterläuft nicht nur Chinas Zensur. Mit seinem DNS (Namensauflösungs-) Dienst unterläuft Google auch Bemühungen aus Deutschland, zensierte Internetseiten mit einem Stop-Schild zu markieren. Diese Sperren waren angedacht, um Kinderpornografische Seiten zu sperren. Die jeweiligen ISPs sollten die entsprechenden DNS-Einträge ändern, so dass die Namen der Seiten nicht mehr zugeordnet werden können. Googles Public DNS funktioniert ohne diese Sperren und zeigt auf, das diese Art von "Zensur" wirkungslos ist, wenn man weiss wie man es umgehen kann. Die Umleitung von Google.cn auf Google.hk funktioniert analog.

  • S
    Sebastian

    Bravo Google

     

    Mal gucken wie lange es jetzt dauert bis die kommunistische Regierung in China google endgültig kappt.

  • F
    ffgfsgs

    seht ihr, wo der kommunismus euch hinführt, liebe taz