Unterstützer von Wikileaks: Alte Anhänger und neue Verbündete
"Freiheit für Assange" skandierten die Anhänger des inhaftierten Wikileaks-Gründers am Wochenende auf verschiedenen Demos. Unterstützung erhält die Plattform von unerwarteter Seite.
MADRID dpa/rtr | Tausende Menschen haben am Wochenende in mehreren Ländern für die Freilassung von Wikileaks-Gründer Julian Assange demonstriert. Die Festnahme des 39-Jährigen in London sei eine Verschwörung, um die Enthüllungsplattform mundtot zu machen, erklärten die Veranstalter einer Demonstration vor der britischen Botschaft in Madrid.
Dort und in anderen spanischen Städten wie Barcelona, Valencia und Sevilla gingen am Samstagabend Hunderte Wikileaks-Unterstützer auf die Straße. Sie skandierten "Freiheit für Assange!" und forderten, das Recht auf Informationsfreiheit zu achten. Ähnliche Demonstrationen gab es in Assanges Heimat Australien sowie in mehreren Städten in Lateinamerika.
Der Kopf der Enthüllungsplattform hatte sich am vergangenen Dienstag in London der Polizei gestellt und war festgenommen worden, nachdem Schweden ihn unter dem Vorwurf sexueller Vergehen mit EU- weitem Haftbefehl gesucht hatte.
Überraschende Unterstützung erhielt Wikileaks am Wochenende aus Frankreich und Norwegen. Die linksliberale Pariser Zeitung Libération erklärte ihren Lesern, sie werde sich im Namen der Informationsfreiheit als "Internet-Spiegel" für das Wikileaks-Archiv zur Verfügung stellen. Auch die norwegische Zeitung Dagsvisen reihte sich in den Unterstützerkreis ein. Sie bietet ebenfalls ein Abbild der Wikileaks-Website an.
Unterdessen erklärte die Gruppe "Anonymous", keine Server mehr zu attackieren. Die Gruppe von Wikileaks-Unterstützern hatte Internetangriffen auf Finanzunternehmen wie Visa, MasterCard oder PayPal gestartet. Die lose organisierte Gruppe mit dem Namen "Anonymous" erklärte in der Nacht zum Samstag, sie habe den Firmen bestenfalls ein blaues Auge verpasst. Ab jetzt werde man sich darauf konzentrieren, geheime US-Depeschen mit größtmöglicher Verbreitung zu veröffentlichen. Dies soll demnach so geschehen, dass die Urheber schwer nachzuvollziehen sind.
Die US-Regierung ist durch die Veröffentlichung vieler Geheimdokumente international in eine peinliche Lage geraten und hat Druck auf Firmen ausgeübt, ihre Zusammenarbeit mit WikiLeaks einzustellen. So kann die Enthüllungsseite von MasterCard- und Visa-Kunden keine Spenden mehr erhalten. Auch der Versandhändler Amazon.com, der Firmen Serverdienstleistungen anbietet, beendete seine Zusammenarbeit. Als Vergeltung wurden Server der Unternehmen von WikiLeaks-Unterstützern angegriffen.
Derweil wurde in den Niederlanden ein weiterer Wikileaks- Sympathisant festgenommen. Dem 19-Jährigen mit dem Online-Spitznamen "Awinee" werde vorgeworfen, einen Angriff auf die Website der Staatsanwaltschaft in Den Haag organisiert zu haben, bestätigte die Polizei am Sonntag. Damit wollte er vermutlich Rache nehmen für die kürzliche Festnahme eines 16-jährigen Holländers, der an Cyberattacken auf Mastercard und Visa beteiligt gewesen sein soll.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter