TV-Komödie: Wenn unter ihr ein Affe ächzt
"Der Tiger oder Was Frauen lieben!", ein Film über komische Kerle (ARD, Mittwoch 20.15 Uhr). Regisseur Niki Stein hat eine Groteske über manische maskuline Selbstzweifel vorgelegt.
Eingangs sieht man das Gesicht einer Frau, die kurz vorm Orgasmus steht, aber trotzdem noch über den Krieg der Geschlechter doziert: "Spätestens wenn eine Frau in fester Beziehung im Kino George Clooney sieht, ist ihr bewusst, dass sie sich zu Hause von einem langweiligen Affen bespringen lässt, dem sie zu allem Überfluss auch noch das Gefühl geben muss, geliebt zu werden."
Einer dieser Affen ächzt gerade unter ihr: Franz (Herbert Knaup) ist der Verleger von Hannah (Susanne Lothar), die mal eben beim außerehelichen Quickie ihr Manuskript besprechen will. Aber Franz ist nun mal einer dieser Primaten, die beim Multitasking gnadenlos überfordert sind: Kann beim Ficken nicht denken und beim Denken nicht handeln. Und sich vorstellen, dass seine Frau ihn betrügt, kann er auch nicht. Bis sie auf dem Sterbebett beichtet. Franz kurvt fortan durch die Straßen und grübelt über mögliche Nebenbuhler.
Autor und Regisseur Niki Stein hat mit "Der Tiger oder Was Frauen lieben" eine gemeingefährliche Groteske über manische maskuline Selbstzweifel vorgelegt. Das Genre macht es möglich: Der Tod ist hier nur ein MacGuffin, um den Hanswurst, der in jedem Mann steckt, zur Entfesselung zu bringen. Nicht alle Pointen sitzen, und der Plot ist alles andere als virtuos, aber einige Augenblicke könnten TV-Geschichte schreiben, etwa jene, in der Franz zur Beerdigung mit der Videokamera durch die Kirche rennt, um mögliche Lover seiner Frau zu filmen.
Er wird fündig: Der Nebenbuhler ist ausgerechnet ein poetisch ambitionierter Lude, gespielt von Ben Becker. Ein echter Besetzungscoup: Becker findet in dieser Empfindsamkeitsfarce endlich seine Bestimmung. Ein Gewaltverbrecher als Dichter: Wie auf Beckers eitlen massiven Leib geschrieben.
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