piwik no script img

Klage nun auch in DeutschlandFacebook wirft StudiVZ Plagiat vor

Vor einem dreiviertel Jahr verklagte Facebook die deutsche Community. Nun reichen die Amerikaner auch in Köln Klage ein. Dabei war Facebook selbst nicht der Erste.

Alles nur geklaut? StudiVZ-Gründer Ehssan Dariani und Dennis Bemmann im Jahr 2006 mit ihrem damaligen Mit-Geschäftsführer Michael Brehm. Bild: studivz

KÖLN dpa/taz | Der deutsche Ableger des sozialen Internetnetzwerks Facebook hat seinen Konkurrenten StudiVZ vor dem Landgericht Köln verklagt. StudiVZ sei ein Plagiat des amerikanischen Facebook- Originals, lautet nach Angaben der Gerichts-Pressestelle die in der ersten mündlichen Verhandlung am Dienstag vorgelegte Klage.

StudiVZ habe mit seinem Logo, Features und seinem Service geistiges Eigentum von Facebook kopiert. Zudem soll StudiVZ illegal auf Facebook-Computersysteme Zugriff gehabt und sich Daten, darunter den Facebook-Quellcode, verschafft haben. Facebook hat StudiVZ deshalb auf Unterlassung verklagt. Ein Sprecher von StudiVZ bezeichnete die Vorwürfe als haltlos.

Der Vorsitzende der Kölner Wettbewerbskammer, Vorsitzender Richter Heinz Georg Schwitanski, schlug vor, die Prozessbeteiligen sollten sich nach Möglichkeit außergerichtlich auf die Beauftragung eines Gutachters einigen. Dieser solle durch einen Vergleich der Quellcodes der Kontrahenten feststellen, ob und was kopiert worden ist. Kommt es zu keiner Einigung, soll Mitte Juni eine Entscheidung des Gerichts gefällt werden.

StudiVZ, das als Marktführer in Deutschland gilt, war im Oktober 2005 gegründet und Anfang 2007 für über 50 Millionen Euro von der Verlagsgruppe Holtzbrinck übernommen worden. Facebook hat StudiVZ bereits vor einem Gericht in Kalifornien verklagt.

Tatsächlich ist der einzige gravierende Unterschied zwischen beiden Wettbewerbern ihr Farbschema: Facebook ist blau, StudiVZ rot. Ansonsten haben beide Konkurrenten fast alles gemeinsam, angefangen von der Anstups-Funktion (Poke) über die Pinnwand (Wall) bis hin zum Design.

Allerdings beruht Facebook selbst auf einer Reihe von Vorläufern- und war selbst bei seiner Gründung 2004 bereits mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Viel früher dran als Facebook und StudiVZ waren etwa schwule Portale wie Gaydar (Start 1999) oder die deutsche Community Gayromeo (2002). Auch die hatte schon die meisten heute üblichen Funktionen.

Facebook war in den USA als Netzwerk für Harvard-Studenten gestartet. Danach konnten zunächst nur Studenten ausgewählter US-Hochschulen Mitglieder werden. Seit 2006 ist die Seite für Menschen, die über 13 Jahre alt sind, allgemein zugänglich.

Facebook hat weltweit mehr als 200 Millionen Nutzer, in Deutschland sollen es mehr als zwei Millionen sein; StudiVZ hat eigenen Angaben zufolge 5,5 Millionen Nutzer, bei den Schwesterplattformen SchülerVZ und MeinVZ sind nochmal rund 7,5 Millionen Menschen angemeldet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!