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@ denken statt glauben
wir sollten in deutschland mit der befüwortung von euthanasie, die nichts mit sterbehilfe zu tun hat, sondern die Vernichtung angeblich unwerten Lebens zum Ziel hatté, sehr vorsichtig sein. gerade die katholische kirche und innerhalb der evangelischen die bekennende haben sich gegen die Massenmorde an Kindern (Hadamar), Geistig und körperlich Behinderten (inkl. verwundete Soldaten) eingesetzt. die "parasitäre altherrenbande" ermöglicht mit ihren kirchlichen einrichtungen vielen Behinderten ein Weiterleben. Die pränatale Diagnostik zielt ebenso auf die Ausmerzung "unwerten Lebens" und die Züchtung eines idealen Menschen ab, wie die Herrenrasselehre nicht nur der Nazis.
Natürlich haben wir "Normalsterblichen" mehr Angst vor dem Dahinsiechen - im Mehrbettzimmer und unter materiell armseeligen Umständen.
Aber genau daran verdienen die Kirchen doch auch, die das als Sozialfürsorge ausgeben, es sich vom Staat bezahlen lassen und somit was für den Beutel und gleichzeitig für ihr Marketing tun.
Jeder, der die Kirche in irgendeiner Form unterstützt, sollte sich mal überlegen, warum Abtreibung und Euthanasie der Kirche offenbar so viel schrecklicher sind als Krieg und Rassismus. Diese parasitäre Altherrenbande muss endlich aus ihren Palästen vertrieben werden!
... und natürlich wird bei dieser Diskussion das wirklich Wichtige völlig außen vor gelassen: die Meinung der Betroffenen!
Ich frage mich, wie die Verwandten und Bekannten der hohen Entscheider sterben. Gibt es in deren Umfeld nicht den Fall, dass Menschen viel zu lange dahin vegetieren? Vielleicht macht auch hier das Detail den Unterschied: die besseren Medikamente, die bessere Betreuung, das bessere Umfeld usw. Vielleicht darf man als Erste-Klasse-Patient auch erste Klasse sterben.
Meine einfache Welt mit unterbesetzten Krankenhäusern und Heimen sowie einer skurrilen Verschreibungs- und Abrechnungspraxis erfordert eine einfache Wahrheit: lieber schnell sterben, als noch länger dem unerträglichen Mangel ausgeliefert sein!
Die Letzte Generation blockiert mal wieder – diesmal Flughäfen. Die Aktivistinnen und Aktivisten müssen mit harten Strafen rechnen.
Kommentar Sterbehilfe: Unheilige Allianz in Rom
Berlusconi und die katholische Kirche wollen einen Sterbehilfe-Fall mit einem Eilgesetz verhindern - nur um ihre Macht und ihren Absolutheitsanspruch zu demonstrieren.
Silvio Berlusconi und Papst Benedikt XVI.: Eigentlich sind diese beiden Männer meilenweit voneinander entfernt. Auf der einen Seite der feingeistig-rückwärtsgewandte Theologe, auf der anderen Seite der Spaßvogel mit ausgeprägtem Hang zu schlüpfrigen Scherzen, der seit bald drei Jahrzehnten Italiens TV-Zuschauern die tägliche Dosis halbnackter Mädchen verabreicht und als Politiker selbst auf internationalen Gipfeln gern den Gockel gibt.
Nichts verbindet die beiden - außer der Annahme, sie stünden über dem Gesetz. Italiens Gerichte mögen entschieden haben, dass Eluana Englaro nach 17 Jahren Koma sterben darf. Doch Berlusconi wie Papst Ratzinger halten die Beschlüsse für schlicht nicht bindend. Offensiv verkündet die Kirche, "das Leben" zähle "mehr als das Gesetz". Offensiv pflichtet Berlusconi, der immerhin einen Eid auf die italienische Verfassung geleistet hat, sofort bei und zeigt sich "verwundert" über den Staatspräsidenten Giorgio Napolitano mit "seinen juristischen Bedenken", weil der Berlusconis Eildekret gegen die Sterbehilfe nicht sofort abgezeichnet hat.
Fern von ethischen Fragen demonstrierte Berlusconi immer schon, dass Gesetze in seinen Augen vor allem für eines da sind: dafür, "passend" gemacht zu werden. Ob die Medien oder seine Querelen mit der Justiz - immer wieder ließ er sich Paragrafen maßschneidern. Jetzt unternimmt er diese Übung gleichsam im Fremdauftrag der katholischen Kirche.
Die darf sich darüber freuen, in Italiens Regierung ein williges Werkzeug zu finden, das das vatikanische "Naturgesetz" - sprich die Gegnerschaft gegen jede Form der Sterbehilfe - flugs zum alleinigen Maßstab erhob. Zwei Männer demonstrieren so, auf dem Rücken der Familie Englaro, die ganze Fülle ihrer Macht. Der eine gefällt sich in der Pose des strengen Hirten, der andere gibt den rücksichtslosen Macher, der mal eben in drei Tagen ein Gesetz durchpaukt. Mit einer ethischen Debatte über Sterbehilfe hat all dies nichts zu tun. Wohl eher schon mit einer Kirche, die erfüllt ist von vordemokratischem Absolutheitsanspruch, und einem Staat, der sich zu ihrem Handlanger macht. Unheiliger könnte diese römische Allianz nicht sein.
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Kommentar von
Michael Braun
Auslandskorrespondent Italien
Promovierter Politologe, 1985-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Unis Duisburg und Essen, seit 1996 als Journalist in Rom, seit 2000 taz-Korrespondent, daneben tätig für deutsche Rundfunkanstalten, das italienische Wochenmagazin „Internazionale“ und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Büro Rom der Friedrich-Ebert-Stiftung.