Kommentar Attentat in Frankfurt: Der Anschlag ist eine Zäsur
Alles weist darauf hin, dass in Frankfurt das erste islamistisch motivierte Attentat hierzulande geschah. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit salafistischen Gruppen ist nötig.
N och sind viele Details ungeklärt. Doch deutet alles darauf hin, dass es sich bei dem Anschlag auf einen US-Militärbus in Frankfurt um die Tat eines anti-amerikanischen Islamisten handelt. Damit würde der 2. März 2011 eine klare Zäsur in der Geschichte Deutschlands markieren. Es wäre das erste islamistisch motivierte Attentat hierzulande; zwar auf keinen Fall zu vergleichen mit den groß angelegten und von langer Hand geplanten Terroranschlägen in London, Madrid und New York, aber eben doch ein gezielter Mord aus religiös verirrtem Fanatismus.
Dass der 21-jährige Arid U. nach derzeitigem Stand der Ermittlungen nicht in eine dschihadistische Gruppe oder gar ein Terrornetzwerk eingebunden war, kann dabei nur wenig beruhigen. Taten radikalisierter Einzelner werden sich nie verhindern lassen - es sei denn, Deutschland wird zum totalen Überwachungsstaat. Und das kann niemand wollen.
Aber weitermachen wie bisher kann man nach dieser Tat auch nicht. Deutschland wird sich stärker mit den radikalen salafistischen Gruppen hierzulande befassen müssen, deren Propaganda offenbar den Boden für das bereitet hat, was in Frankfurt geschehen ist; auf Facebook hatte Arid U. zahlreiche Kontakte zu Predigern aus diesem Spektrum. Und man wird Umstände genauer anschauen müssen, die junge Leute den Kontakt zu solchen Vereinen suchen lassen, um deren Ideologie entgegenwirken zu können.
Wolf Schmidt ist Redakteur im taz-Inlandsressort.
Gefragt sind hier nicht nur die Sicherheitsbehörden, sondern vielmehr auch die Zivilgesellschaft. Ähnlich wie beim Kampf gegen Rechtsextremismus braucht es engagierte Bürger und Initiativen, die von sich aus dieses Problem angehen. Es braucht Lehrer, die in ihrer Schule eine Unterrichtseinheit "Dschihadismus" gestalten - gern kombiniert mit Projekten, die auch die zahllosen Verirrungen im Namen des "Kampfs gegen den Terrorismus" aufgreifen. Und es braucht Leute, die vor Ort eine kritische - und differenzierte - Auseinandersetzung mit salafistischen Vereinen führen. Denn auch das gehört zur Wahrheit dazu: Selbst unter den Salafisten - die ja selbst nur eine radikale Minderheit unter den Muslimen bilden - sind die wenigsten gewaltbereit. Es ist eine schwierige Debatte, bei der schnell schrille Töne die Oberhand gewinnen können, wie Proteste von Rechtspopulisten gegen Moscheen aus diesem Spektrum zeigen. Aber man muss sie führen. Weggucken geht nicht.
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