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Berliner WahlkampfRechte wollen Kreuzberg unterwandern

Anfang April will die rechtspopulistische Partei Pro Deutschland im Kreuzberger Rathaus tagen. Der Bezirksbürgermeister will das nicht dulden und notfalls zu einem "Aktionstag" mobilisieren.

Teilnehmer einer Demonstration der "Buergerbewegung Pro Deutschland" im Oktober 2010 in Berlin-Neukoelln Bild: dapd

Kreuzberg rüstet sich gegen Rechtspopulisten: Am 7. April will der Berliner Landesverband von Pro Deutschland im Bezirksrathaus in der Yorckstraße tagen. Das, so Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne), werde man nicht ohne weiteres akzeptieren. "Wenn die sich gerichtlich durchsetzen, werden sie eine Demo bekommen, die die Partei noch nicht erlebt hat." Pro Deutschland sei rechtspopulistisch und islamfeindlich. "Das hat im Bezirksamt nichts zu suchen."

Seit Monaten tingelt Pro Deutschland durch Berliner Rathäuser: Schöneberg, Neukölln, erst am vergangenen Wochenende Zehlendorf - stets begleitet von Bürgerprotest. Auch in Kreuzberg habe man "absolut kein Interesse", der Partei das Rathaus zu überlassen, so Schulz. "Soweit ich das überblicken kann, ist der Saal ohnehin belegt." Dies gelte auch für von Pro genannte Ausweichtermine. Man müsse den Nutzungsantrag deshalb negativ bescheiden.

Laut Pro-Geschäftsführer Lars Seidensticker soll in Kreuzberg die Aufstellung der lokalen Parteikandidaten zur Abgeordnetenhaus- und Bezirksverordnetenwahl stattfinden. Man gehe fest davon aus, ins Rathaus zu kommen. "Andernfalls werden wir uns einklagen." Sollte dies Erfolg haben, rechnet Dirk Stegemann vom Bündnis "Rechtspopulismus stoppen" mit breitem Protest. "In Kreuzberg und Friedrichshain ist sicher eine Menge möglich, sich der Hetze dieser Partei entgegenzustellen." Auch die SPD werde "stark mobilisieren", kündigt SPD-Finanzbezirksstadt Jan Stöß an. Sollten das Pro-Treffen genehmigt werden, werde es einen öffentlichen Aktionstag im Rathaus geben. "Gegen eine Partei, die offen spalterische und hetzerische Politik betreibt, ist Widerstand legitim", so Stöß.

Nach eigenen Angaben hat Pro Deutschland inzwischen 400 Mitglieder in Berlin - und fünf Kreisverbände: in Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte, Spandau, Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg. Am Wochenende sollen Lichtenberg und Reinickendorf dazukommen. "Wir werden zur Wahl im September in allen Bezirken Kreisverbände und Kandidaten haben", kündigt Pro-Mann Seidensticker an. Für die Wahl setzt die Partei auf kleinteilige Haustürarbeit und eine Materialschlacht. 36.000 Plakate will Pro Deutschland aufhängen, seit Wochen steckt man Partei-Postkarten in Briefkästen - zuletzt auch tausendfach in Kreuzberg. Finanziert wird das vor allem durch den neuen Landeschef: den Schweden und angeblichen Millionär Patrik Brinkmann. Seidensticker erklärte, dass der 44-Jährige unlängst 25.000 Euro für den Wahlkampf spendiert habe.

In seinem Wahlprogramm unterscheidet sich der im Juni 2010 gegründete Berlinableger von Pro Deutschland wenig von üblicher rechtsextremer Rhetorik. Berlin sei "schwer belastet durch kulturfremde und nicht integrierbare Zuwanderer", heißt es dort. Islamisten hätten die Stadt "im Visier". Dagegen müsse eine "strikte Beschränkung der Einwanderung" erfolgen, "ausländische Dauertransferempfänger" gehörten "zügig abgeschoben". Mit "Kinderchecks" soll die Geburtenrate der "einheimischen Bevölkerung" gesteigert werden. In Flugblättern wettert die Partei gegen "Asylantenlager", forderte kürzlich die Schaffung eines Bundeslands Preußen.

Auch mit einem Antiislamisierungskongress will die Partei punkten. Pro-Landeschef Brinkmann, vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft, pflegt allerlei Kontakte zu islamfeindlichen Gruppen im Ausland. Das gefällt der in Abwicklung befindlichen Berliner DVU: Sie ruft zur Unterstützung von Pro Deutschland auf.

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11 Kommentare

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  • RK
    Roswitha K.

    Der Bezirksbürgermeister und überhaupt der gesamte Berliner Senat sind überhaupt nicht tragbar.Wir haben Meinungs-und Versammlungsfreiheit.Diese "roten Socken"sind zum erbrechen

  • R
    RWGR67

    Lieber Stefan R.!

    Meinungs-und Versammlungsfreiheit steht jedem zu! Da haben Sie recht! Aber wenn ein grüner Politiker schon im voraus angekündigt, Gerichtsentscheidungen nicht zu akzeptieren, so ist das schon dreist! Aber das liegt denen seit `68 ja im Blut!

    Meinungsfreiheit steht auch "Pro Deutschland" zu!

    Auch wenn ich kein "Fan" von denen bin! Und genau so dreist vom Linken Lager ist es, jeden der nicht die Hohelieder einer Multikulturellen Gesellschaft singen, in die rechtspopulistische, wenn nicht rechtsradikale Ecke zu stellen!

    Wo, bitte schön, waren denn die Proteste gegen radikale Islamisten nach dem feigen Mordanschlag auf US-Soldaten im Flughafen Frankfurt? Wo die Lichterketten nach kulturell hochwertigen Mordaufrufen gegen anders denkende? Gegen Ehrenmorde?

    Wenn man böse sein wollte - und ich will jetzt mal - könnte man meinen, die Grünen/Linken sind froh darüber, daß es die Nazi-Zeit gegeben hat! Was hätten die sonst noch für Argumente?

    Was würden die machen, ohne der großen "Nazi-Keule"?

  • FB
    Franz Beer

    Hallo Thorsten .Du forderst Grundrechte für Nazis.?Toll .Mir ist bekannt das diese Braunen Wirrköpfe die Grundrechte abschaffen möchten für in Ihren Augen hierlebende Deutsche mit ausländischen Wurzeln.Sprich-BÖSE GLÄUBIGE ISLAMISTEN.Das ist auch das einzige Thema der Hohlköpfe.Ich schlage vor das die NPD auf Minderheitenschutz klagt und danach SOFORT Integriert wird.In landschaftlich schöner Umgebung am A,,, der Welt

  • H
    Hans

    Bitte keine Spiegel-Überschriften in der taz. Danke!

  • HS
    Hans Stoffel

    Im Deutschland des Grundgesetzes ist die Meinung, das man Angehörigen religiöser Minderheiten ihre Grundrechte ganz oder teilweise entziehen soll, nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt - öffentliche Propaganda für derartige Positionen stellt vielmehr einen Straftatbestand dar.

     

    Und in das Deutschland, in dem das nicht so war, möchte ich nicht zurück.

     

    Es grüßt Euch: Stoffel

  • SR
    Stefan R

    Lieber RWGR67! Die Versammlungs- und Meinungsfreiheit gilt in einer Demokratie für jeden, da haben Sie Recht, also loigischerweise AUCH für die Grünen. Protest gegen Menschen, die Andersartige, z.B. Muslime, ausweisen, ausgrenzen und abschieben wollen, nur weil sie nicht einer vermeintlich deutschen "Leidkultur" angehören (die es nicht gibt, weil wir in einem freiheitlichen Land leben, wo jeder denken und glauben kann, wie er will), gegen solche Hass- und Frustmenschen MUSS protestiert werden. Diese sind nämlich Feinde der Rechtsstaatlichkeit und des Grundgesetzes! Gegen diese Feinde der Demokratie, die von Asyl- und Flüchtlingsproblemen keinen blassen Schimmer haben, zu protestieren, das gehört zur demokratischen Pflicht eines jeden vernünftig denkenden Bürgers!

  • N
    nihi.list

    Und die Linken haben Kreuzbeg bereits unterwandert.

    Egal, ist doch eh alles der gleiche Brei.

    Die einen sind gegen Ausländer, die als Touristen kommen, die anderen sind gegen Ausländer, die nicht als Touristen kommen.

  • R
    RWGR67

    Sollte die Versammlung im Rathaus gerichtlich genehmigt werden, wird es also Proteste geben! Aha! Soviel zum Thema "Demokratie", im "grünen Sinne" natürlich! Soviel zum Thema "Gewaltenteilung", wie sie im Grundgesetz - und ich gehe davon aus, auch in der Berliner Verfassung - fest geschrieben ist!

    "Grün" - wie lieb ick Dir!!!

  • T
    Thorsten

    Verdammt noch mal!

     

    Die Grundrechte stehen nun einmal jedermann zu - ob einem dessen Meinung passt oder nicht.

     

    Wer bewusst die Grundrechte anderer einschränkt, sollte sich mit "Nazi-Rufen" zurückhalten. Er ist kein Strich besser!

  • K
    klaus

    Der famose Bürgermeister weiß ganz genau, daß er die "rechtspopulisten" in das Rathaus lassen muß.

     

    Die Sperenzchen, die er jetzt veranstaltet kosten Gelder - Gelder, die das Bezirksamt sonst für andere Aufgaben ausgeben könnte.

  • TL
    taz Leser

    "Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei - mögen sie noch so zahlreich sein - ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden."

     

    Rosa Luxemburg