Füchse Berlin in der Handball-Bundesliga: Nie waren sie so gut wie heute
Am Ende einer Traumsaison gewinnen die Füchse Berlin auch in Magdeburg. Nun steht das Team in der Champions League. Jetzt wird es richtig hart
Unglaublich, gigantisch, sensationell: Wenn man bei den Füchsen Berlin nach einem Saisonfazit fragt, bekommt man ein Festival der Superlative zu hören. Und nicht zu Unrecht. Nach dem 30:24-Erfolg vom Samstag beim SC Magdeburg haben die Handballer als Tabellendritter erstmals die direkte Qualifikation zur Champions League erreicht - und ihre starke Saison gekrönt. Es versteht sich von selbst, dass diese Saison die beste in der bisherigen Vereinsgeschichte war. "Daran hätte ich nicht in den wildesten Träumen gedacht, das muss ich erst sacken lassen", gestand Trainer Dagur Sigurdsson.
Zu überraschend kam der Erfolg. Es war ja nicht so, dass die Füchse vor der Saison im Geld schwammen und sich ein Topteam zusammenkauften. Das Team ist organisch gewachsen, wurde Jahr für Jahr sukzessive verstärkt. In der gesamten Saison hielt man sich in der Spitzengruppe - nie fielen die Füchse unter Platz vier. Und das trotz des weitaus geringeren Etats gegenüber den drei Geldmagnaten der Liga, THW Kiel, HSV Hamburg und den Rhein-Neckar Löwen.
Aber was war das Erfolgsgeheimnis? "Im Verein herrscht Ruhe, wir haben keine Lautsprechermentalität" sagt Geschäftsführer Bob Hanning. Damit die Harmonie erhalten bleibt, wird auch bei Neuzugängen genau hingeschaut: "Wir schauen sehr genau auf den Charakter der Spieler."
Der Geschäftsführer spricht gern von der "Füchse-Familie". In dieser Saison konnte man mit Sven-Sören Christophersen, Alexander Petersson und Denis Spoljaric drei Volltreffer landen, sportlich wie menschlich. "Die Stimmung ist gut. Die Spieler verstehen sich auch außerhalb des Spielfelds", berichtet Sigurdsson. "Und haben wir einen Trainer, der es immer verstanden hat, die Spieler richtig einzustellen", lobt Hanning den Isländer, der zuletzt auch als Bundestrainer im Gespräch war, aber definitiv Füchse-Coach bleiben wird.
Natürlich reicht alleine die alte Mär von den elf Freunden - im Handball wird ja ohnehin mit sieben gespielt - nicht aus. Das nötige Vermögen braucht man natürlich auch, und das liegt bei den Füchsen vor allem in der Abwehr. Sie haben die beste der Liga, sie ist das Fundament ihres Erfolgs. Dazu verfügt man mit dem Torhütergespann Silvio Heinevetter und Petr Stochl über zwei exzellente Schlussleute. Aus sicherer Deckung kam man immer wieder zu schnellen Gegenstößen. Das Team spielte unglaublich konstant, legte mehrere Siegesserien hin - zuletzt acht Erfolge am Stück. Auch von größeren Verletzungen blieb man weitestgehend verschont. Es passte einfach alles.
Aber so wie in dieser Saison wird es im nächsten Jahr wohl nicht noch einmal laufen. "Eine Saison wie die jetzige lässt sich nicht wiederholen", fürchtet Hanning. Denn natürlich hatten die Füchse - wie das eben so ist, wenn es läuft - hin und wieder das nötige Quäntchen Glück. Und so macht sich der Geschäftsführer seine Gedanken. Nächste Saison kommt die Doppelbelastung hinzu. Die Champions League wird körperlich und geistig viel Kraft kosten, die Erwartungshaltung ganz sicher nicht abnehmen. Deshalb findet Hanning das Geleistete fast schon "besorgniserregend gut". Gut gerüstet sieht er seinen Verein trotzdem. Mit dem spanischen Rückraumstar Iker Romero, dem Schweden Jonathan Stenbäcken und Kreisläufer Evgeni Pevnov glaubt man sich qualitativ verstärkt zu haben. Alle Positionen sind jetzt doppelt besetzt. Mehr Breite werden sie auch brauchen. Denn die Füchse sind jetzt eine Spitzenmannschaft.
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