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Zwei Bundespolizisten verurteiltRäuber in Uniform

Zwei Polizisten müssen ins Gefängnis, weil sie Vietnamesen ausgeraubt und gedemütigt hatten. Es ging um Kleinbeträge.

Es dürfte kaum überraschen, wenn Vietnamesen in Berlin dieses Hilfsangebot nicht nutzen wollen Bild: dpa

Sie haben Vietnamesen Geld abgeknöpft. Mal waren es 6, mal 10 und mal 18 Euro. Einmal erbeuteten sie 300 Euro. Dazu haben sie den Händlern einzelne Schachteln Zigaretten abgenommen und Monatskarten. Jetzt müssen Udo R. und Michael R. für vier Jahre und neun Monate beziehungsweise drei Jahre und neun Monate hinter Gitter. Das Landgericht Berlin hat sie am Dienstag wegen bewaffneten Raubes verurteilt. Das Besondere: Die beiden Verurteilten waren Bundespolizisten. Sie raubten in Uniform, mit Dienstwaffe, Schlagstock und Handschellen.

Allein für bewaffneten Raub sieht das Gesetz eine Mindeststrafe von drei Jahren Haft vor. Hinzu kamen in diesem Prozess Körperverletzung im Amt, Freiheitsberaubung und Sachbeschädigung.

Die Polizisten hatten von illegalen Zigarettenhändlern verlangt, dass sie sich bei den Kontrollen mitten im Winter die Unterhosen herunter- und die Socken ausziehen. Einmal ließen sie sie Schnee schippen. Die Beamten zerstörten SIM-Karten der Handys ihrer Opfer, damit diese keine Hilfe holen konnten. In Einzelfällen wurden Vietnamesen mit der Faust und dem Schlagstock geschlagen oder mitten in der klirrenden Kälte außerhalb der Stadt in einer ihnen unbekannten und menschenleeren Gegend ausgesetzt. Das traf auch einen Vietnamesen, der bei mehr als 10 Grad unter null nur Latschen getragen hatte, weil er nur vor die Tür seines Wohnheims gegangen war.

"Ich habe beim Lesen der Anklageschrift gedacht, ich lese nicht richtig", sagte Richter Matthias Schertz. Die Bundespolizisten verdienten netto 2.400 beziehungsweise 1.800 Euro. Sie hatten einen sicheren Arbeitsplatz und Pensionsansprüche. Beide waren in geordneten Verhältnissen aufgewachsen und in ihrem Leben nie straffällig geworden.

"Um Geld ging es gar nicht, darin sind sich alle Prozessbeteiligten einig", sagte der Richter in seiner Urteilsbegründung. "Ihnen ging es darum, Macht auszuüben. In Vietnamesen hätten sie ihre Opfer erblickt, weil "ihnen in den Augen der Angeklagten sowieso keiner glauben würde".

Das war ein Irrtum. Die Opfer trauten sich der Leitung ihres Asylheims an. Die stellte Strafanzeige. Die Polizisten waren voll geständig und räumten insgesamt acht Fälle ein - zwei mehr als angezeigt. Vor Gericht entschuldigten sie sich bei ihren Opfern. Ihre Reuebekundungen klangen glaubhaft.

Udo R. und Michael A. hatten nach eigenen Angaben aus Frust gehandelt. "Ich wollte Gutes tun, aber nur selten gab es gute und sinnvolle Einsätze", hatte Udo R. ausgesagt. Er hatte mehrfach Versetzungsanträge gestellt und sich auf Stellen beworben - vergebens.

Die Polizisten versahen ihren Dienst auf vergleichsweise ruhigen S-Bahnhöfen wie Baumschulenweg und Treptower Park. Dort erteilten sie Fahrgästen Auskünfte und kontrollierten vietnamesische Zigarettenhändler. Erfolgserlebnisse blieben aus. "Man schrieb gegen Zigarettenhändler eine Anzeige, und eine oder zwei Stunden später stand der Betroffene wieder am alten Platz", führte Udo R. aus.

Das Gesetz sieht beim illegalen Zigarettenhandel Geldstrafen vor. Das aber schreckt Vietnamesen nicht ab, die sich hoch verschuldet haben, um illegal nach Europa gebracht zu werden. Da haben die beiden Polizisten das Recht in die eigene Hand genommen und Exekutive und Judikative verwechselt.

Beide Männer sitzen seit Februar in Untersuchungshaft und sind aus dem Staatsdienst ausgeschieden. "Wir dulden solches Polizeihandeln nicht und haben die Ermittlungen aktiv unterstützt", sagte Jörg Kunzendorf vom Bundesinnenministerium.

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12 Kommentare

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  • S
    Svenne

    Das Verhalten der beiden Polizisten ist vollkommen nachzuvollziehen.

    Nachdem Herr Daschner für seine Folterandrohungen einen Orden erhalten hat, muss doch jeder Polizei-Beamte davon ausgehen, dass mit Ihm ähnlich verfahren wird.

    Dass er, wenn es um die gute Sache geht, auch ruhig mal über die Stänge schlagen darf. Eben so, wie in Schönfließ, da hat es doch auch noch geklappt.

    Mir tun die beiden schon Leid, zu mal es Polizisten ja eigentlich nicht zu zumuten it, sich im Gefängnis unterzuordnen.

  • W
    Wilfried

    Ist es jetzt Michael R. oder Michael A. ?

  • S
    Streng

    Das kann doch nicht sein dass wegen solchen "Kleinigkeiten" die Bullen in Bau gehen und auf der anderen Seite Ihre Kollegen Straffrei morden dürfen.

    Man muss nur mal die Urteilsbegründungen in beiden Fällen vergleichen um den hohen Grad an beliebigkeit zu erkennen. Und was kann man machen? Nichts! Außer hoffen dass man von der nächsten Demo nicht mit einem Zahnn weniger nach Hause kommt. :-(

  • PB
    Peter Bauer

    Wenn der Gesetzgeber und die Richter Ihre Aufgabe ernst genommen hätten, wäre es zu solch einen Frust erst gar nicht gekommen.

  • GS
    G. Syme

    Klar dass es da nicht um Geld ging. Ich meine was bewegt einen jungen Menschen zur Politei zu gehen ? Hauptsächlich geht es doch darum absolute Macht über andere auszuüben und sich großspurig und bewaffnet zum Herscher über Recht und Unrecht aufzuschwingen. Dass da bei manchen kein moralischer Kompass existiert, zeigt sich in diesem Fall mal wieder.

  • BH
    Balte Haak

    Das ist doch immerhin mal eine akkurate Reaktion der zuständigen Behörden, wie es scheint...hätte ja auch heissen können die Vietnamesen haben die armen Beamten angegriffen :D

  • A
    Amos

    Die Polizei gehört mit zum Schwanz des stinkenden Fisches. Wo Armut gewollt geschafft wird, nehmen auch die Verbrechen zu. Bei anständiger Politik, wäre auch die Polizei anständig. Alle Macht geht vom Volke aus!?

    Jedoch die Armut kommt von oben. Wer nicht mal für das eigene Volk sorgen kann, wie kann er dann auch noch für fremde Einwanderer sorgen? Die versorgen sich dann selber, weil sie ja auch sehen was hier Amba ist. In ca. 800-Jahren wird alles besser, weil dann die Schulden abgebaut sind? Die Regierung fängt ja bereits damit an. Also 800-Jahre Armut, vorausgesetzt, die AKW's halten so lange still, wenn nicht, werden wir schneller erlöst.

  • JV
    Jorge Videira

    Nach meinen Erfahrungen ist das nur die ganz, ganz kleine Spitze des riesigen Eisbergs.

  • K
    Kommentator

    Hätten Sie "nur" einen Kriminellen abgeknallt, wären sie jetzt noch auf freiem Fuß.

     

    Naja, wer glaubt noch an den sympathischen Polizisten, der einem freundlich gesonnen und stets hilfsbereit entgegeneilt.

  • MV
    Mässiges Verhältnis

    Äußerst merkwürdig, vergleicht man den Fall mit dem ebenfalls in Berlin wegen Totschlags verurteilten Polizisten. Zwei Jahre Bewährung für Totschlag gegenüber vier Jahren Haft für Raub. Das Motiv des schießenden Polizisten muss wohl ein edleres gewesen sein ... Obwohl eigentlich alle doch nur "Ordnung" schaffen wollten.

  • T
    tim

    und andere Polizisten erschiessen Kleinkriminelle und bekommen dann Bewährung.

  • OC
    Otto Chili

    Da kann mensch ja glatt Mitleid empfinden, wenn da nicht die Sache waere, dass jemand, um "gutes zu tun", nicht zur Polizei gehen sollte.