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Waffenruhe in Mindanao

Die philippinische Regierung und die größte muslimische Guerilla des Landes einigen sich auf einen Waffenstillstand. Die Abu Sayyaf soll weiter bekämpft werden

PEKING taz ■ Besteht Anlass zur Hoffnung auf ein Ende der Gewalt im Süden der Philippinen? Die Regierung in Manila und die größte muslimische Guerilla des Landes, die „Islamische Befreiungsfront der Moros“ (Milf), haben sich gestern in Kuala Lumpur auf einen Waffenstillstand geeinigt.

Nach über dreißig Jahren Krieg zwischen der überwiegend katholischen Regierung und den muslimischen Separatisten steigt damit in der südphilippinischen Region Mindanao erstmals wieder die Chance auf Frieden. „Dies ist ein Durchbruch“, sagte der Unterhändler der Milf, Murad Ebrahim. Abgesandte aus Libyen, Indonesien und Malaysia sollen den Waffenstillstand überwachen.

Die philippinische Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo traf gestern zu einem Staatsbesuch in der malaysischen Hauptstadt ein und wollte an der Unterzeichnungsfeier am Abend teilnehmen. Für sie bedeutet das Abkommen, dass sie sich künftig auf den Kampf gegen die Kidnappertruppe Abu Sayyaf konzentrieren kann. Die Gruppe machte in den letzten Jahren vor allem durch Überfälle und Entführungen von sich reden. Auf der Insel Basilan hält sie derzeit Dutzende von Geiseln in ihrer Gewalt. In den vergangenen Tagen hat sie mindestens zehn ihrer Gefangenen getötet. Mindanao ist eine fruchtbare und an Naturschätzen reiche Insel mit einer bitterarmen Bevölkerung. Große Ländereien sind in den Händen von Grundbesitzern aus dem katholischen Norden und ausländischen Firmen, während sich die muslimische Minderheit wirtschaftlich und politisch immer stärker an den Rand gedrängt fühlt – und damit in die Arme der Milf.

Auch unter der kleinen muslimischen Mittelschicht in der Region gewannen die Separatisten in den letzten Jahren immer mehr Unterstützung. Ein Grund: Mit dem Versprechen von Teilautonomie und Wirtschaftshilfe hatte die Regierung 1996 ein Friedensabkommen mit der damals größten Separatistenorganisation, „Moro Nationale Befreiungsfront“ (MNLF), erkauft, die dafür die Waffen niederlegte. Doch die Politiker in Manila dachten gar nicht daran, ihre Versprechen zu halten. Viele Muslime fühlten sich verraten und wandten sich der radikaleren Milf zu. Bis Ende der Neunzigerjahre wuchs diese mit rund 20.000 Kämpfern zur größten muslimischen Guerillaorganisation auf Mindanao.

Ein 1997 ausgehandelter Waffenstillstand brach im vergangenen Jahr zusammen. Grund: Der damalige Präsident Joseph Estrada warf der Milf vor, weiter aufzurüsten und auf einen neuen Kampf vorzubereiten. Die Milf kontrollierte inzwischen große Teile der Insel. Ihre Truppen sperrten Straßen, raubten Waffendepots der Regierung aus, erpressten Steuern und lieferten sich immer häufiger Scharmützel mit der Armee.

Als Estrada im Januar dieses Jahres gestürzt wurde und seine bisherige Vizepräsidentin Arroyo an die Macht kam, versprach sie sofort, sich für die Aussöhnung mit den Muslimen im Süden einzusetzen. Davon nahm sie allerdings die Abu Sayyaf ausdrücklich aus.

Libyen, das die Milf früher unterstützt hatte, bot an, zwischen Manila und der Milf zu vermitteln. Im Juni kündigten beide Seiten in Tripolis erstmals den nun vereinbarten Waffenstillstand an. JUTTA LIETSCH

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