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Debatte NahostkonfliktVom Dogma zur Floskel

Wer einen Frieden im Nahen Osten will, der kommt an der Hamas nicht mehr vorbei. Der Westen hätte es in der Hand, den Pragmatismus bei den Islamisten zu befördern.

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3 Kommentare

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  • SG
    Siegfried Gack

    Dirk Gober, du findet es richtig dass man Scheich Jassin beseitigt, entsorgt, unschädlich gemacht hat. Auch diese Sprache ist verräterisch und ist nicht weit entfernt vom Vokabular der Hassprediger in Gaza oder Iran.

    Todesstrafe und extralegale Hinrichtungen haben mit "zivilisierter Menschheit" ebensowenig zu tun, wie die Aufforderung zum Selbstmordattentat, um möglichst viele Juden zu töten.

  • SG
    Siegfried Gack

    Die Autorinnen Helga Baumgarten(6.01.09)und Ivesa Lübben(23.02.09)versuchen die Hamas politisch aufzuwerten. Sie meien, die Charta der Hamas von 1988 sei nicht mehr gültig. Davon hat Hamas TV offensichtlich nichts mitbekommen. Z.B. schreibt Alexander Ritzmann in der Welt online, Mai 2008, über das Programm von Hamas TV:„Der Hamas-Geistliche Wael al-Zarad verkündet ...., die Blutrache der Muslime gegen die Juden werde erst mit deren Vernichtung enden, weil die Juden versucht hätten, den Propheten Mohammed zu töten.... In der Reportage "Holocaust in Palästina" berichtet al-Aksa TV, der Holocaust sei eine Verschwörung der Juden gewesen, die sich so ihrer Alten und Kranken entledigt hätten. Deren Ermordung habe man den Nazis angehängt, um so einen Staat in Palästina errichten zu können." Kostproben, wie z.B. Kinder in diesem Sinne indoktriniert werden, gibt es bei www.youtoube.com. Hamas TV eingeben.

    Der Geist der Hamas-Charta weht also noch in Gaza. Ganz im Sinne der Schriften von Sayyid Qutb, der Autor von "Unser Kampf mit den Juden" (1950). Dieser synthetisiert einen originär islamisch begründeter Judenhass mit den verschwörungstheoretischen Elementen des europäischen Antisemitismus.

    Würden Frau Baumgarten und Frau Lübben die Recherchen des Politikwissenschaftlers Matthias Küntzeln nicht ignorieren, kämen sie vielleicht zu einer vorsichtigeren Einschätzung der Hamas. Für mich bleibt das Wahlprogramm der Hamas von 2006 so lange ein taktischer Schachzug auf dem Weg zu einen islamischen Staat auf dem ganzen ehemaligen Mandatsgebietes Palästina, bis die Charta öffentlich für ungültig erklärt, und die Existenz Israels in den Grenzen von 67 verbindlich anerkannt wird.

    Wenn wir also die Friedenskräfte in Israel/Palästina unterstützen wollen, müssen wir die Kriegstreiber beider Seiten benennen und beide Seiten in die Verantwortung nehmen. Die Asymmetrie der tödlichen Gewalt darf nicht darüber hinwegtäuschen, was die Kriegstreiber in gleicher Weise verbindet: Dem Gegner jeweils größtmögliches Leid zuzufügen.

  • DG
    Dirk Gober

    "Hamas-Gründer Scheich Jassin, der durch eine israelische Rakete ermordet wurde"...

    Entlarvend, dieser Satz der Verfasserin. Kann man einen Massenmörder wie Yassin, überhaupt ermorden, oder war es nicht schlicht die Pflicht eines jeden verantwortungsvollen Menschen, diese Bestie zu beseitigen, deren Programm nichts anderes als der fortgesetzte Holocaust war? Sind die Menschen, die Hitler töten wollten, für die Autorin also auch beinahe "Mörder", und deren Handlungen kriminell, wie sie es denen unterstellt, die den Gewohnheitskriminellen Yassin beseitigt, entsorgt, unschädlich gemacht haben?

     

    Ihren eigenen Worten folgend hätte man also auch die Nazis nie bekämpfen, sondern "durch Verhandlungen" zu Gutmenschen machen müssen. Genau solche Leute sind die Wegbereiter der Faschisten, verantwortungslose Schreiberlinge, die Mördern die Stange halten und deren Interesse über das der zivilisierten Menschheit stellen.