NPD vor Zerreißprobe: Voigts Machtbasis bröckelt
Zwar kann sich Parteichef Udo Voigt im Sattel halten. Doch Holger Apfel, der starke Mann in Sachsen, propagiert den "sächsischen Weg" und will so Landtagswahlen gewinnen.
Seit dem Parteitag vom vergangenen Wochenende hat sich die Machtbalance in der NPD verschoben. Trotz seiner Wiederwahl hat der Vorsitzende Udo Voigt viel Einfluss verloren. "Kritische Loyalität" ist das Höflichste, was die NPD-Fraktionen in Dresden und Schwerin um Holger Apfel und Udo Pastörs der neuen Berliner Führung versprechen. Voigts gescheiterter Gegenkandidat Udo Pastörs bezeichnet die Wahl gar als "temporäre Geschichte".
Auf dem Parteitag im Bezirksrathaus von Berlin-Reineckendorf konnte sich der Parteichef noch durchsetzen. Unter den Delegierten fand Voigt auch für seine Vorstandskandidaten Zuspruch: Der Hamburger Landeschef Jürgen Rieger wurde erneut zum stellvertretenden Parteichef gewählt, der Norddeutsche Kameradschaftsanführer Thomas Wulff gelangte in den Vorstand. Aber auch altgediente Vertraute wie den schleswig-holsteinischen Landesvorsitzenden Uwe Schäfer setzte er durch. "Mit dieser Mannschaft ist Voigt auf ganz sicher gegangen", sagt die Rechtsextremismusexpertin Andrea Röpke.
Doch Voigts Machtbasis bröckelt. Bereits auf dem Parteitag erklärte der Fraktionsvorsitzende im Sächsischen Landtag, Holger Apfel, mit Rieger und Wulff lasse sich keine Politik machen, nur "unpolitische Nostalgiepflege".
Warum die NPD-Spitze sich derart offen bekämpft, wurde am ersten Tag des Parteitags klar. Hinter verschlossenen Türen, die Presse war unerwünscht, hatten die Getreuen um Udo Pastörs aus Mecklenburg-Vorpommern dem NPD-Chef unterstellt, Geld aus der Parteikasse zweckentfremdet zu haben. Die Voigt-Freunde machten bei dem Exgeneralsekretär Peter Marx hingegen wegen seines zweiten Vornamens "Jakob" "jüdische Denkweisen" aus. Apfel soll sich verbittert gegen all die "Unverschämtheiten" verwehrt haben.
Doch der Bruch war nicht mehr zu kitten. Gemeinsam mit seinem sächsischen Landtagskollegen Jürgen Gansel erklärte Holger Apfel, sie wollten künftig einen "sächsischen Weg" gehen - eine offene Abkehr von Voigt und dessen Führungsanspruch. Dabei war Apfel dreizehn Jahre im Parteivorstand und galt als Voigts Ziehsohn. Gansel war sieben Jahre im Vorstand und wurde als Cheftheoretiker der Partei hofiert. Beide erklärten, Voigt sei nicht gewillt, die Verantwortung für die finanzielle Krise zu übernehmen. Deshalb traten Pastörs und der Exbundesvize Sascha Roßmüller aus Bayern nicht mehr für den Vorstand an. Pastörs und Roßmüller beanspruchen für sich, sie verkörperten einen "gegenwartsbezogenen und volksnahen Nationalismus, der die soziale Fragen" aufgreife. Die Voigt-Truppe hingegen stehe für einen "ziellosen Verbalradikalismus und pubertäres Provokationsgehabe". Dabei hat Apfel vom "Bombenholocaust" gesprochen, und Pastörs hat gesagt, die Bundesrepublik sei eine "Judenrepublik".
Wenig versteckt unterbreitete Apfel seine Kampfansage: Die Landesverbände würden sich nun auf die anstehenden Wahlen konzentrieren. In Sachsen und im Saarland würde seine Strategie umgesetzt, in Thüringen hingegen das Konzept des Voigt-Getreuen Frank Schwerdt. Nach der Bundestagswahl, so Apfel, werde man sehen, "welcher Politikstil der Landesverbände der erfolgreichere ist".
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