Kreditkarten-Blase droht zu platzen: US-Bürger zahlen Schulden nicht ab
Immer weniger Amerikaner können ihre Kreditkartenrechnungen begleichen. Doch US-Präsident Obama sieht erste Anzeichen, dass sich die Wirtschaft stabilisiert.
Die Arbeitslosenrate der Amerikaner steigt weiter. Nun können sie auch ihre Kreditkartenrechnungen nicht mehr begleichen. American Express und Capital One, in den USA führende Anbieter von Kreditkarten, meldeten am Donnerstag beide steigende Ausfallraten. Bei American Express stieg die Ausfallrate von Krediten im März auf 8,8 Prozent, einen Rekordwert. Im Februar hatte sie noch bei 8,6 Prozent gelegen. Die Ausfälle bei Capital One stiegen von 8 auf 9,3 Prozent.
Die Ausfallrate von Krediten gibt an, wie viele Kredite die Unternehmen als unwiederbringlich verloren einstufen. Die Rate hängt maßgeblich von der Arbeitslosenrate ab, welche in der USA derzeit auf einem Rekordhoch ist. In der letzten Woche verkündete das Arbeitsministerium der USA eine Arbeitslosenrate von 8,5 Prozent - der höchste Wert seit 25 Jahren. Die Ratingagentur Moodys rechnet deshalb damit, das bis Ende des Jahres mehr als 10 Prozent aller Kreditkartenkredite ausfallen werden.
Anders als in Deutschland bieten Kreditkarten in Amerika tatsächlich den Zugriff auf einen Kredit. Neben dem Bargeldlosen Zahlungsverkehr nutzen Amerikaner Kreditkarten deshalb oft zur Finanzierung kleinerer Anschaffungen. Der Anstieg der Ausfallrate habe deshalb auch Auswirkungen auf amerikanische und deutsche Banken, sagt Thomas Hartmann-Wendels, Professor für Bankwesen an der Universität Köln - "Viele dieser Kredite sind, ebenso wie Immobilienkredite, verbrieft und verkauft worden." Banken, die derartige Papiere gekauft hätten, müssten mit Abschreibungen rechnen. Einige Anzeichen für Besserung sieht American Express allerdings. So sank die Rate für Kredite, die mehr als 30 Tage nicht bedient wurden, von 5,3 Prozent im Februar auf 5,1 Prozent im März. Auch bei Capital One zeichnete sich eine derartige Entwicklung ab. Die Rate gilt als Indikator für zukünftige Ausfälle.
Auch die US-Notenbank FED sieht Hoffnung. Im neuesten Konjunkturbericht, dem Beige Book, der am Mittwoch in Washington veröffentlicht wurde, spricht die Zentralbank zwar weiterhin von einer sinkenden oder stagnierenden Wirtschaft. Die Lage der seit langem krisengeschüttelten verarbeitenden Industrie habe sich zum Beispiel nochmal verschlechtert. In anderen Bereichen habe sich der Abschwung aber verlangsamt. Und es gebe in manchen Sektoren sogar Anzeichen, dass sich die Wirtschaftsaktivität auf einem niedrigem Niveau stabilisiere. So registriere der Einzelhandel eine leichte Verbesserung, zudem kämen wieder mehr Käufer auf den krisengeschüttelten Immobilienmarkt.
Im amerikanischen Finanzsektor gab es ebenfalls weiter positive Meldungen. Die größte US-Bank JP Morgan verbuchte im ersten Quartal 2009 einen Gewinn von 2,1 Milliarden Dollar. Sie bleibt damit nur 10 Prozent unter dem Vorjahr, die meisten Börsianer hatten mit einem viel geringeren Gewinn gerechnet.
Trotz extrem hoher Abschreibungen auf Kredite habe man etwa durch Kredite im Einzelhandel Gewinne vermelden können, teilte Vorstandschef Jamie Dimon am Donnerstag in New York mit. Auch für 2009 sei die Bank gut aufgestellt, auch wenn man mit weiteren Belastungen durch die Krise rechne. JP Morgan ist bisher relativ unbeschadet durch die Finanzkrise gekommen und konnte deshalb im letzten Jahr die kriselnden Institute Bear Stearns sowie Washington Mutual übernehmen. Sowohl US-Präsident Barack Obama als auch FED-Chef Ben Bernake hatten am Dienstag erklärt, dass sich der Abschwung in Amerika verlangsame. Obama: "Wir beginnen, einen Hoffnungsschimmer zu sehen."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund