Anschlussfähig an extreme Rechte: Linkspublizist gründet Volksfront
Der umstrittene linke Autor Elsässer fischt mit einer "Volksfront gegen das Finanzkapital" in der rechten Szene. Die NPD jubelt schon.
BERLIN taz Mit den Extremen ist das so eine Sache. Es gibt Personen, die sind so ab vom Schuss, dass sie links- und rechtsaußen schon mal verwechseln. Horst Mahler etwa. Er fing als RAF-Anwalt an und landete schließlich bei der NPD. Jetzt scheint ein weiterer Promi aus der linken Szene die Grenzen nicht ganz klar zu kriegen: Jürgen Elsässer.
Der als Kommunist und Anti-Imperialist geltende Publizist, der unter anderem für das Neue Deutschland schreibt, gründete Ende vergangener Woche die "Volksfront gegen das Finanzkapital". Das Bündnis, so Elsässer, sei von "Lafontaine bis Gauweiler" für all jene offen, die "eine große Offensive" gegen den "bewussten Angriff des anglo-amerikanischen Finanzkapitals" starten wollen.
Doch das Vokabular verrät, dass es wohl auch noch ein bisschen weiter rechts sein darf: "Bei der Abwehr dieses Angriffs spielt der Nationalstaat die entscheidende Rolle." Hauptaufgabe der Volksfront sei daher "die entschädigungslose Nationalisierung des Finanzsektors", heißt es in einer Erklärung.
Elsässer wiegelt ab - eine Kooperation mit der NPD komme nicht in Frage. "Eine Mitarbeit von NPDlern in unserer Initiative oder auch eine Zusammenarbeit lehnen wir strikt ab", sagte er der taz. Mit Personen, die den Holocaust oder den Nationalsozialismus verharmlosen, werde es keine Form der Kooperation geben, versicherte er.
Doch die NPD jubelt längst. Der Vizechef der Partei, Holger Apfel, bezeichnet Elsässer als "Eisbrecher, der auf nationaler Grundlage den Dualismus von Rechts und Links" überwinden wolle. Die Berliner NPD hat Elässer inzwischen die Zusammenarbeit mit der "Volksfront" angeboten. Und sowohl die NPD als auch die Junge Freiheit, das Sprachrohr der Neuen Rechten, warben für eine Lesung am Wochenende, auf der Elsässer seine Initiative vorstellte (taz berichtete). Anwesend war auch der Holocaustleugner Gerd Walther. Gegen Ende der Veranstaltung stürmten Antifas die Kreuzberger linke Szenekneipe und schlugen Walther nieder.
Jürgen Reents, Chefredakteur des Neuen Deutschland, für das Elsässer regelmäßig schreibt, wollte offiziell nicht zu seinem Autor Stellung nehmen. Er wolle zunächst ein für Dienstag anberaumtes Gespräch mit dem 51-Jährigen abwarten. Aus Redaktionskreisen verlautete allerdings, dass Elsässers Thesen schon seit geraumer Zeit auf große Ablehnung stoßen.
Elsässer hat eine wechselvolle politische Laufbahn hinter sich. Er war lange Mitglied des Kommunistischen Bundes, schlug sich beim Kosovo-Krieg auf Seiten des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic und war viele Jahre lang Protagonist der so genannten Antideutschen, einer Strömung innerhalb der Linken, die sich bedingungslos mit Israel solidarisiert. Vor einiger Zeit machte er eine radikale Kehrtwendung. Inzwischen sieht sich Elsässer als Anti-Imperialist und zeigt sich mit seinen streng anti-israelisch und anti-amerikanischen Haltungen immer häufiger anschlussfähig zur radikalen Rechten.
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