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"Wetten, dass..?"-ModeratorNotlösung verzweifelt gesucht

Die Absage von Hape Kerkeling hat "Wetten, dass..?" beschädigt – weil das ZDF nicht mit der gebotenen Konsequenz darauf reagiert. Die Hängepartie geht also weiter.

"Sorry, Leute, ohne mich!" – dabei wäre Hape Kerkeling jacketttechnisch ein hervorragender Gottschalk-Nachfolger gewesen. Bild: dapd

Die Absage kam höflich, aber entschieden. "Nein, ich möchte nicht", antwortete Hape Kerkeling am Samstagabend in Leipzig auf Thomas Gottschalks Frage, ob er ihn 2012 als Moderator von "Wetten dass..?" beerbt. Und um das nun drohende große Betteln gleich zu unterbinden, setzte Kerkeling nach: "Nein, ich werde es nicht machen." Ende der Durchsage.

Und jetzt?

UND JETZT???

Nach der Sendung soll im Hotel eine fünfstündige Krisensitzung einberufen worden sein. Das berichtet zumindest die für gewöhnlich gut informierte Bild-Zeitung, und es würde einen nicht wundern. Denn die Absage Kerkelings kam für alle überraschend. Für alle beim ZDF.

Es gibt ein Foto vom Samstagabend, das Hape Kerkeling in der Kulisse der Show zeigt, wenige Minuten vor seinem Auftritt. Auf seinem Gesicht liegt ein Schatten, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Er weiß, welche Bombe er gleich platzen lassen wird, platzen lassen muss, um die Spekulationen ein für allemal zu beenden, na ja, zumindest die seine Person betreffenden. Auch wenn er sich aus dem Würgegriff der Erwartungen befreit hat: Der Samstagabend war kein schöner für Hape Kerkeling.

Mit Gottschalk verwachsen

Die zweite Absage Kerkelings war weniger überraschend als die erste: Als ihm 1992 schon mal die Gottschalk-Nachfolge angeboten wurde, waren sowohl Kerkeling als auch "Wetten, dass..?" noch formbar, hätten noch zusammenfinden können. Knapp 20 Jahre später ist die Show so mit Gottschalk verwachsen, dass jeder Nachfolger schwer zu kämpfen hätte.

Ein begnadeter Entertainer wie Hape Kerkeling hätte mit Sicherheit weniger Probleme, eigene Akzente zu setzen als – sagen wir – Jörg Pilawa, aber warum sollte er sich das antun? Sich in einen Mantel quetschen, der für einen anderen maßgeschneidert wurde? Kerkeling hat das Wagnis "Wetten, dass..?" längst nicht mehr nötig.

Und ist selbstbewusst genug, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen (die in seinen Figuren liegt und nicht in der Showmoderation) und sich zu trauen, dem ZDF wie den Zuschauern im eigenen Interesse vor den Kopf zu stoßen. Kurz: Hape Kerkeling hat die einzig richtige Entscheidung getroffen.

1992 wurde dann Wolfgang Lippert neuer "Wetten, dass..?"-Moderator - und, nein, auch für den nächsten Nachfolger kann Kerkeling wieder nichts, selbst wenn der Pilawa heißt.

Eine Premiummarke wird verramscht

Und trotzdem hat Kerkelings Nein "Wetten, dass..?" beschädigt – aber nur, weil das ZDF nicht konsequent darauf reagiert, eher schlafmützig: Für die prompte Abwicklung mit der letzten Gottschalk-Sendung im Dezember fehlt der Mut – und für die zeitnahe Kür eines ebenbürtigen Alternativkandidaten das strategische Geschick. Und das Personal. Die Hängepartie geht also weiter.

Und wieder dreht sich das Kandidatenkarussell – Pilawa? Lanz? Engelke? Schöneberger? Und was wird aus Michelle Hunziker? – Wer will noch mal? Wer hat noch nicht? Die vielleicht letzte Premiummarke des deutschen Fernsehens wird verramscht. Es ist absurd.

In der Montags-FAZ hat ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut nun immerhin angekündigt, dass "Wetten, dass..?" künftig von zwei ModeratorInnen präsentiert werden soll. Namen nannte er nicht, auch ob Hunziker bleibt, ist weiter unklar. Die Suche wird nicht leichter: Wer will schon freiwillig die beste Notlösung sein?

Ein möglicher Ausweg wäre ein mit jeder Sendung wechselnder Gastmoderator an der Seite von Hunziker, der weder den Anspruch hätte, das Format zu prägen, noch die Möglichkeit. Diese Option würde auch der Sonderstellung von "Wetten, dass..?" im deutschen Fernsehen gerecht.

Und, wer weiß, vielleicht würde sich ja dann auch Hape Kerkeling einmalig die Ehre geben.

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14 Kommentare

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  • W
    wespe

    Gut, dass HaPe sich gegen dieses Auslaufmodel entschieden hat. Ich schätze ihn und seinen Humor. Eine andere Entscheidung wäre nur zu seinem Schaden gewesen.

  • V
    vic

    Guten morgen,

    wie ist das denn hier reingeraten?

  • M
    mumumu

    Peer Steinbrück wird Wetten dass moderieren. Mit Klartext. Deal?

  • S
    schade

    Ich finde es in Ordnung und habe mich darüber gefreut, dass auch die taz über dieses Thema und den vergangenen Fernseh-Samstagabend schreibt.

    Es ist die einzige Sendung, die ich mit meinen Kindern, wenn möglich auch gemeinsam schaue und es war bisher auch immer nett, dass es tatsächlich was generationenübergreifendes ist. Für meine Kinder ist es aktuelles Geschehen und wir als Eltern können dennoch auch leicht mitreden: Promis sind für alle dabei: ältere und jüngere ;-).

     

    Hape Kerkeling wäre für unsere Familie der einzige gewesen, der das zumindest theoretisch hätte fortführen bzw. meiner seiner Art übernehmen können.

     

    Daher sind wir auf der einen Seite traurig, dass unser einziger und regelmäßiger "Familien-Fernsehabend" demnächst nun wohl der Vergangenheit angehört, auf der anderen Seite kann ich persönlich die Entscheidung von Hape Kerkeling sehr gut nachvollziehen (unsere Kinder weniger). Auch wir haben ihm das sorgenvolle Gesicht vor und während seiner Vorstellung unmissverständlich angesehen. So habe ich ihn noch nie erlebt. Mir war allerdings nicht klar, dass die Entscheidung tatsächlich an diesem Abend bereits fallen wird, denn es hieß doch vom ZDF, dass bis Dezember niemand was sagen wird und dürfe. Dennoch war auch unsere Familie mehr als gespannt.

     

    Und meinen Kindern konnte ich heute sogar zeigen, dass auch die taz darüber schreibt! Vielleicht hat das ja auch positive Auswirkungen auf das künftige Kaufverhalten?!?

     

    Das Leben auf dieser Erde ist hart und es müssen viele schwere Themen journalistisch bearbeitet werden. Einen Teil davon übernimmt die taz. Allerdings gehört auch das leichtere notwendigerweise zum Alltag. Und darüber kann auch eine ernste Tageszeitung ab und an mal was schreiben: Fußball-WM, Eurovision Song Contest oder eben die Nachfolge von "Wetten, dass...?".

  • H
    Henry

    Für mich gibt´s nur zwei Optionen: Michelle oder die Sendung einstampfen. Letzteres wäre wohl am klügsten. Etwas Neues ist gefragt!

  • R
    Riin

    Ich persönlich wäre ja für Ranga Yogeshwar. Dann würd ich die Sendung auch gucken. Der hat schon mal so ne Samstagabendshow präsentiert, und hat dabei die ganze Zeit so peinlich berührt geguckt ob der flachen Witze und blöden Bemerkungen der Gäste, dass ich die Sendung letztendlich sehr unterhaltsam fand.

  • SA
    S. Audumm

    Manchmal scheint es mir, die taz will die BILD in Iherer Blödheit übertreffen oder ist es doch die BUNTE?

  • B
    Branko

    Also abgesehen davon, daß ich vor bald 15 Jahren den Fernseher inklu. seinem kompletten Programm rausgeschmissen habe:

    Wo ist der Bus mit den Leuten, die das interessiert?

     

    Wegen mit bräuchte es diese völlig belanglose Dauerwerbesendung "Wetten daß...", deren einziger Sinn und Zweck, genau wie in der ganzen anderen Promi-Talkscheiße, einzig darin besteht, Werbung für z.T. abgehalfterte B- und C-Promis und ihre neue CD/FILM/Tour/Sendung zu machen, schon seit Jahren nicht mehr zu geben.

     

    Schade um die Bytes hier.

  • D
    deviant

    Wenn man sich die aktuelle Berichterstattung um Kerkeling anschaut, könnte man als unbeteiligter Beobachter vermuten, es gehe um die Regierungsnachfolge eines schwer erkrankten Über-Kanzlers, und sein Protegé verweigere das Erbe...

    Krise der Zeitung, woher magst du wohl kommen...?

     

     

    Wenden wir mal ein Zeitungsargument gegen eine spezifische Partei gegen eine solche Zeitung: In einer Zeit, in der die Regierung, ebenso wie das von ihr vertretene Gesellschaftssystem vor dem Zusammenbruch steht, sollte die Zeit für kritischen Journalismus gekommen sein - stattdessen Boulevardisierung und Verflachung.

  • OM
    Oje Mine

    Fürwahr, ein nationales Problem, das wohl nur Verlierer kennt.

     

    Respekt an den Autor sich so aufopferungsvoll dieses Themas anzunehmen und im Eskapismus inne zu halten. Wirkt ein bißchen wie der Versuch, das Stillstehen zu entschleunigen. (Aber ich möchte hier niemanden überschätzen.)

     

    Liebe taz, wenn ihr noch Journalisten braucht, die was zu sagen haben, schreibt doch mal.

  • BS
    Bruno Schlemmer

    Was so ein Blödsinn in der Taz verloren hat versuche ich verzweifelt zu ergründen-....

  • EB
    Ehrengard Becken-Landwehrs

    Warum so ein Geschrei über eine inzwischen abgenutzte Sendung? Abschiedsschow - Klappe zu - fertig! Ein Überziehungskünstler weniger. Dafür werden dann die Gebühren mal wieder erhöht. Wie praktisch!

  • M
    Mirko

    Absetzen mit einer letzten Farewellshow, so wie Dalli Dalli damals.

     

    Alles andere hätte das Format (rückblickend) auch gar nicht verdient.

  • A
    Antoninus

    Für ein Wort danke ich hier dem Schreiber der "Notlösungs-Hiobbotschaft: "jacketttechnisch".

    In der Realität der Show war das "Jacketttechnische" ein Sack-Sausen für ein notdürftig kosmetisiertes Sachgesicht!

    Herr-lich, dass das Geschlönze an uns vorbei geht!