Linda de Mols Comeback im deutschen TV: Zurück zum großen Glück
Die Zuschauer werden sie wiedererkennen: Denn Botoxnutzerin Linda de Mol - herzlich, emotional, ein Publikumsliebing - kehrt keinen Tag gealtert zurück auf den Bildschirm.
Nicht einen Tag gealtert wirkt die bekennende Botoxnutzerin Linda de Mol seit ihrem letzten Auftritt im deutschen Fernsehen im Mai 2008, als sie im ZDF eine einmalige Neuauflage der "Traumhochzeit" präsentierte. Auf das kleine Revival folgt nun das große: Ab Frühjahr 2012 wird de Mol bei Sat.1 zu sehen sein, als Moderatorin einer weiteren Castingshow. In "The Winner is …" wetteifern 64 Gesangstalente um eine Million Euro - viel Geld für irgendein One-Hit-Wonder.
Die Niederländerin de Mol dagegen war in den 90ern - wie zuvor schon Lou van Burg und Rudi Carrell - ein Publikumsliebling, herzlich, emotional, bodenständig. Die 92 Folgen der von ihrem Bruder John de Mol erdachten und produzierten "Traumhochzeit" sahen von 1992 bis 2000 jeweils bis zu 11 Millionen Zuschauer. Der Aufstieg von RTL war auch ihr Werk - was viele TV-Kritiker de Mol bis heute nicht verziehen haben.
Auch in ihrer Muttersprache garantiert die 47-Jährige hohe Einschaltquoten, in einer engen Allianz mit ihrem Bruder moderiert sie in den Niederlanden mehr als 30 Samstagabendshows jährlich und spielt in Kinofilmen und TV-Serien mit. Wegen der Mimik müsse sie mit dem Botox vorsichtig sein, sagte sie in einem Interview.
Von der Verpflichtung der ehemaligen Quotenqueen des größten Konkurrenten verspricht Sat.1 sich nicht weniger als die Rückkehr zu altem Glanz - dieser originalitätsbefreite "Retro-Trend" durchzieht das gesamte Programm der neuen Saison: Harald Schmidt kehrt mit seiner Late-Night zurück, die Vermisstensuche "Bitte melde dich", ein weiterer Quotenhit der 90er, wird wiederbelebt, und Katarina Witt moderiert - wie schon 2006 beim Schwestersender ProSieben - "Stars auf Eis". Sogar der bunte Ball im Senderlogo ist wieder da. Ein kreativer Offenbarungseid: Wer keine neuen Ideen hat, wärmt eben alte wieder auf.
In Bild begründete de Mol ihr Comeback damit, dass sie uns "schon ein bisschen vermisst" habe - nun ja, Geld wird auch eine Rolle gespielt haben. Immerhin war es de Mol, die 2001 im niederländischen Fernsehen die deutsche Hymne ein "Scheißlied" nannte. Aus ihrem Mund, in ihrer weichen Sprachmelodie, hat das fast wie ein Kompliment geklungen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative