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Kommentar Korruption unter ÄrztenArzt im System

Heike Haarhoff
Kommentar von Heike Haarhoff

Der Bundesgerichtshof mischt sich ein in ein Dilemma, das zu lösen Aufgabe des Parlaments gewesen wäre. Endlich. Das System ist aus dem Ruder gelaufen.

E in Freiflug nach Chicago. Ein kostenloser BMW. Ein Konto in der Schweiz. So sieht sie in der Praxis aus, die missbrauchte ärztliche Therapiefreiheit: Ärzte wählen die Medikamente für ihre krebskranken Patienten nicht mehr nach deren Bedürftigkeit aus, sondern nach den persönlichen Vergünstigungen, die Pharmafirmen, Apotheker oder Gerätehersteller ihnen für entsprechende Verordnungen versprechen. Hippokrates? Ärztliche Selbstkontrolle? Der Beruf mit dem höchsten Ansehen? Was ist da bloß schiefgelaufen?

Gesundheit, das war einmal ein verfassungsrechtlich gesicherter Anspruch, medizinische Versorgung eine Notwendigkeit. Und die Mehrheit der Bevölkerung, auch die der korrekt arbeitenden 120.000 niedergelassenen Ärzte im Land wünschen, dass auf diesen gesellschaftlichen Konsens weiter Verlass ist. Allein: Das System läuft aus dem Ruder, die Kontrollen der Selbstverwaltung versagen, und die Politik ist unfähig, Sanktionen gegen Fehlverhalten durchzusetzen.

Jetzt mischt sich erstmals der Bundesgerichtshof ein in ein Dilemma, das zu lösen Aufgabe des Parlaments und der Selbstverwaltung gewesen wäre. Die Haltung der Karlsruher Richter wirkt erfrischend. Obwohl das endgültige Urteil noch aussteht, lässt ihre Vorabpositionierung wenig Zweifel: Bestechung und Bestechlichkeit im Gesundheitssystem sind keine Kavaliersdelikte. Auch die Götter in Weiß dürften demnächst bestraft werden, wenn ihr Handeln nicht von medizinischer Notwendigkeit, sondern von Bestechlichkeit geleitet ist.

Bild: taz
Heike Haarhoff

HEIKE HAARHOFF ist Redakteurin für Gesundheitspolitik im taz-Inlandsressort.

Die Geschäfte mit der Skrupellosigkeit dürften bald also zumindest härter sanktioniert werden. Ansonsten gilt: Euphorie in Maßen. Ärztliche Bestechung wird es weiterhin geben. Denn wo keine oder zu wenige Kläger, da kein Richter. Ärzte werden auch künftig Champagnerkisten von Apothekern in Empfang nehmen, werden von der Industrie gesponsert durch die Welt jetten. Seis drum. Wer meint, dies nicht selbst bezahlen zu können von einem sechsstelligen Jahreseinkommen, dem ist nicht zu helfen.

Und die vielen korrekt agierenden Mediziner? Sie sollten den Hinweis aus Karlsruhe nicht als Angriff werten, sondern als Chance, über die Würde ihres Stands nachzudenken. Und eigene Reformen anschieben. Denn wer absichtlich unnütz oder teuer verordnet, der schädigt nicht bloß Patienten und Beitragszahler. Sondern auch die Kollegen.

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Heike Haarhoff
Redakteurin im Inlands- und im Rechercheressort
Heike Haarhoff beschäftigt sich mit Gesundheitspolitik und Medizinthemen. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Kinderheim bei Paris ab 1989 Studium der Journalistik und Politikwissenschaften an den Universitäten Dortmund und Marseille, Volontariat beim Hellweger Anzeiger in Unna. Praktika bei dpa, AFP, Westfälische Rundschau, Neue Rhein Zeitung, Lyon Figaro, Radio Monte Carlo, Midi Libre. Bei der taz ab 1995 Redakteurin für Stadtentwicklung in Hamburg, 1998 Landeskorrespondentin für Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern und von 1999 bis 2010 politische Reporterin. Rechercheaufenthalte in Chile (IJP) und den USA (John McCloy Fellowship), als Stipendiatin der Fazit-Stiftung neun Monate Schülerin der Fondation Journalistes en Europe (Paris). Ausgezeichnet mit dem Journalistenpreis der Bundesarchitektenkammer (2001), dem Frans-Vink-Preis für Journalismus in Europa (2002) und dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse (2013). Derzeit Teilnehmerin am Journalistenkolleg "Tauchgänge in die Wissenschaft" der Robert Bosch Stiftung und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

18 Kommentare

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  • T
    Ter-Akopow

    Besser, oder besser gesagt überhaupt recherchieren, (können gerne bei mir vorbeikommen)und die emotionale Hasstiradengeneriermaschine ruhen lassen ..........

    dann bekommen Sie vielleicht etwas zustande was die Bezeichnung Journalismus verdient.

     

    Als kleine Hilfe meine Situation:

    Apotheker: Wandkalender mit Aufdruck der Apothekenanschrift 1 mal im Jahr

    Pharmavertreter: ein Paar Kugelschreiber für die Empfangtheke (Patienten müssen ja auch mal was ausfüllen)

    Auto: meinen Ford Fiesta habe ich selber geleast.

    Noch Fragen?

  • GW
    G. Walter

    Ich frage mich, wie lange es noch dauern wird, bis endlich diese Journalisten von der Bildfläche verschwinden, die seit Jahren und Jahrzehnten die aerzt in ihren Texten mit Hetz- und hasstiraden überziehen. Wer bringt das denen eigentlich bei? Cui Bono? Leider ist es nicht möglich jeden einzelnen wegen übler Nachrede, Rufmord und Diskriminierung zu verklagen. Vielleicht sollte man mal mit Journalistengehältern, gekauften Meinungen und ähnlichem anfangen. Aber welcher Arzt hat schon die Zeit, sich mit so einem Unsinn zu beschäftigen?

  • AD
    Anstand der Autorin? Fehlanzeige.

    Natürlich gibt es Bestechung, keine Frage. Es wäre aber der Autorin zuzumuten zu recherchieren wieviele Ärzte es betrifft. So bleibt es leider bei inem niveaulosen Rundumschlag, der nicht gerade den Qualitätsanforderungen seriöser Presse entspricht. Der Journalismus macht sich selbst kaputt.

  • DR
    Dr. Rainer Fontana

    Pfui!

    Das habe ich nicht verdient.

    6-Stelliges Jahresgehalt?

    Porsche?

    Geschenke von der Pharma?

     

    Ich erbringe 30% Leistungen bei Kassenpatienten, weil ich über mein Regelleistungsvolumen Tag für Tag arbeite und alle meine Kollegen auch.

     

    Widerlich!

    Ich muss raus aus diesem Land!

  • MM
    Michael Mészár

    Leider vergeigt die TAZ regelmäßig Gesundheitsthemen. Es wird zu knapp recherchiert und offensichtlich nicht von kompetenter Seite überprüft. Wenn einem sofort etliche Fehler auffallen (heute zum Beispiel die Definition von IGEL und die Differenzierung der zwei möglichen Anklagepunkte, die zur Vertagung der Sache geführt haben) glaubt man auch den anderen Ausführungen nicht mehr. Sehr fragwürdig ist auch das Einholen von Informationen bei den kranken Kassen, die ja bekanntermaßen Partei sind und im Verschleudern der Versichertengelder wahrscheinlich sämtliche Ärzte weit hinter sich lassen. Darüber hinaus mißfällt mir der verallgemeinernde Tenor. Frau Haarhoff scheint mir in ihren Artikeln den "Ärzten" generell großzügige Einnahmen zu unterstellen und auf diesen Bodensatz fallen dann noch die Bestechungssummen. Mal abgesehen davon, daß sie sicher weiß, daß viele hart arbeitende Ärzte so völlig zu Unrecht unter Verdacht gestellt werden, sollte sie doch auch ein wenig über den Bestechungsvorgang nachdenken. Der Bestechende verspricht sich von seinen Gaben in aller Regel einen Nutzen, der höher ist als seine Auslagen und beide Teile stammen aus den Versichertengeldern. Hierzu findet sich leider nichts in ihren Artikeln. Absicht ?

  • DS
    Dr. Stephan Klohe

    Ohne auf Ihre zu Unrecht und aus überflüssigem Neidkomplex generierten Anschuldigungen einzugehen nur ein paar Klarstellungen.

     

    1) Wir sind F r e i b e r u f l e r,

    niemals "Amtsträger" irgendeiner kranken Kasse. Ich weiß, daß diese Gruppe bei Linken nicht gerne gesehen ist.

    2) Wenn Sie annähernd so viele Stunden arbeiten würden wie ein niedergelassener Arzt, hätten sie ein besseres Gehalt. Auf Ihre Vergünstigungen als Journalistin wurde ja oben schon eingegangen.

    3) Ich vermute Sie waren noch nie richtig krank. Immer wenn ich zum Arzt muß hoffe ich, daß es Ihm gut geht, damit er sich auch mit ganzer Kraft meinem Problem widmet und nicht seine eigenen wälzt.

     

    Aber zugegeben als Feindbild taugen wir gut, was auch am z. Teil großspurigen Auftreten der wohlhabenden Ärztegeneration vor uns liegt.

     

    Schade auch, daß sich niemand den wirklichen (großen) Problemen im Gesundheitswesen widmet, Sie könnten ja wenigstens darüber schreiben.

  • DM
    Dr. med. Ricarda Kauert

    Sehr geehrte Frau Haarhoff,

     

    Ihre pauschale Verurteilung der Ärzte als bestechlich empfinde ich als diskriminierend und indifferenziert.

     

    So langsam habe ich es satt, als Ärztin in den Medien heruntergemacht und angek...tzt zu werden.

     

    Geben Sie mit Ihrem Kommentar ein achtbares Bild einer Journalistin ab?

    Macht das Kasse?

    Ist das opportun?

    Gefällt das Ihrem Chef, dem Herausgeber, den Geldgebern im Hintergrund?

     

    Ich kann mir schlecht vorstellen, daß der Bürger als Patient Ihren Kommentar goutiert, womöglich klammheimlich hämisch grinsend... Unsere Patienten kennen inzwischen mehr als zur Genüge die Begrenzungen der Kassenmedizin, unter denen sie selbst und ihre Ärzte leiden. Sie vertrauen ihrem Arzt, schätzen seine Arbeit, stimmen mit den Füßen ab, vermeiden Praxen, in denen sie mit ihrem Leid und ihren Leiden nicht ernst genommen werden.

     

    Überprüfen Sie bitte Ihr Berufsbild von den sog. "Halbgöttern in Weiß". Welche Ärzte suchen Sie denn um Himmelswillen auf, Frau Haarhoff? Woher beziehen Sie die Informationen, auf die Sie sich in Ihrem Kommentar beziehen???

     

    Werden Sie doch bitte konkret, nennen Sie Roß und Reiter, warnen Sie Ihre Mitbürger vorurteilslos und tapfer vor Abzockern und Vorteilsgrabschern. Geben Sie Butter bei die Fische!

    Ansonsten wirkte Ihr Kommentar allzu zustimmungsheischend und undifferenziert.

     

    Dr. med. Ricarda Kauert

    Fachärztin für Psychosomatik und Psychotherapie / Psychoanalyse

     

    Rudolf-Ziersch-Str. 17

    42287 Wuppertal

    Tel u. Fax: 0202/ 555 402

    ricarda.kauert@wtal,de

  • UB
    Uwe Blaettner

    Rotkäppchen für lau? Luxusschlitten auf Drittmittelrechnung?

    Das überlassen wir gern Hummer-Sahra, Porsche-Klaus und Villen-Oskar und allen anderen Luxuslinken, die den an sich löblichen Spruch "Luxus für alle" als "Luxus für mich; falls was übrigbleibt: den Rest für alle" auslegen.

     

    taz go home, Du bist nicht besser als Bild und die Bertelsschmieranten, die Dich sich schon bald einverleiben, denn Du paßt ja so gut ins Portfolio.

     

    P.S.: hehe, Ihr tazzis; Schleichwerbung für exklusive

    taz-Fernreisen, italienische Gummis oder das Verkupplerportal "Elitepartner": wo bleibt denn da die protilarische Relevution?

  • DT
    Dr Tobias Mall

    Einfach nur billig. Einen solchen Artikel hätte wohl jeder hingekriegt dem man ein Blatt Papier und einen Stift in die Hand gedrückt hätte.

  • WD
    Wetten dass ...

    ... dieser Kommentar nicht veröffentlicht wird?

     

    Wir hoffen, dass mit derselben radikalen Konsequenz die "Nehmerqualitäten" von Journalisten (Autotest=Luxusgefährt für eine Woche zur freien Verfügung, Hoteltest=Wochenende im 5-Sterne-Ressort, in der Redaktion verteilte, nie gelesene Rezensionsexemplare, Kinokarten, Theaterbillets, Gutscheine für Kirmes- und Volksfeste, Rabatte aller Art und allerorten etc. etc. etc.) angeprangert werden.

     

    Frei nach Kästner: "Die schärfsten Kritiker der Elche, sind selber welche."

     

    Also immer feste druff und ran an die Korruption!

  • MJ
    Münster johann

    Fr.Haarhoff, Sie können ja mal die unbezahlten Überstunden der Ärzte aufgrund Budgetierung plus die Regresszahlungen der Ärzte wegen aufwendiger Krankenbehandlung gegenrechnen. Ich vermute daß aus diesen Gründen und meist frei erfundenen Anschuldigungen immer weniger Kassenarzt sein werden (das käme dann ja auch dem Ziel der gesetzlichen Kassen entgegen).

  • TM
    Thomas Münsterjohann

    Fr.Haarhoff, Sie können ja mal die unbezahlten Überstunden der Ärzte aufgrund Budgetierung plus die Regresszahlungen der Ärzte wegen aufwendiger Krankenbehandlung gegenrechnen. Ich vermute daß aus diesen Gründen und meist frei erfundenen Anschuldigungen immer weniger Kassenarzt sein werden (das käme dann ja auch dem Ziel der gesetzlichen Kassen entgegen).

  • TM
    Thomas Münsterjohann

    Fr.Haarhoff, Sie können ja mal die unbezahlten Überstunden der Ärzte aufgrund Budgetierung plus die Regresszahlungen der Ärzte wegen aufwendiger Krankenbehandlung gegenrechnen. Ich vermute daß aus diesen Gründen und meist frei erfundenen Anschuldigungen immer weniger Kassenarzt sein werden (das käme dann ja auch dem Ziel der gesetzlichen Kassen entgegen).

  • RF
    Rainer funk

    Warum fällt mir immer Journalistenrabatt ein, wenn ich Artikel und Kommentar lese?

  • ES
    Eberhardt Sumpf

    Redakteurin im Glashaus:

    http://www.pressekonditionen.de/

    Condor 50% Rabatt plus Sonderklasse.

    Tuifly 50% Rabatt für Redakteurin plus Begleitperson!

    Bei den 1356 veröffentlichten Rabatten handelt es sich ausdrücklich nur um solche, die bestätigt sind und deren Veröffentlichung von den Anbietern freigegeben wurde. Die Rabatte, für welche man sich noch mehr schämen müsste, werden natürlich nicht in`s Netz gestellt.

  • SN
    Sebastian Niehaus

    Sehsstelliges Jahreseinkommen? Wow! Wenn ich Euren Artikel mit meinem Steuerbescheid vergleiche so scheint mir, dass Euch ein Fehler unterlaufen ist: mein Jahreseinkommen ist nicht sechs- sondern siebenstellig. Zumindest, wenn man die Nachkommastellen mitzählt. Oder anders: der Versuch, weitverbreitete Pauschalurteile zu pflegen passt nicht so recht in Eure Zeitung. Etwas mehr Differenzierung trägt sicher dazu bei, dieses wichtige Titelthema als ernsthaftes Anliegen wahrzunehmen und nicht nur als Aufhänger für wohlfeile Ärzteschelte.

     

     

     

     

    Sebastian Niehaus

    Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin

  • SA
    Susanne Aßmann- Sutera

    So korrupt sind also alle Ärzte!

    Habe eben vor unserer Wohnung geschaut wo unser BMW steht!! Was haben unsere Ärzte hier im Umfeld nur falsch gemacht?

    Sprachen Sie nicht von allen Ärzten die sich bestechen lassen?

    Mein Tipp...Besser recherchieren und nicht durch überdrehen von Einzelfällen Leser gewinnen wollen.

    Falls Sie Hilfe benötigen in wahren Artikeln über Ärzte, so melden Sie sich, unsere Ärzte heute haben gar keinen Freirraum sich über einzelne Medikamente

    Gedanken zu machen! Vielleicht rettet ja einer demnächst Ihr Leben! Alles Gute.

  • H
    Hasso

    Wenn man so einen "Arsch" wie Rössler als Gesundheitsminister hat, dann wundert mich das überhaupt nicht.Wir brauchen in der Politik wieder Autoritäten und keine Waschlappen, die sich gängeln lassen.