Kolumne Die Kriegsreporterin: Das große Quiz der Puffgänger
Der NDR tarnt Streicheleinheiten als Pressemitteilung. „Hinterfotziges Arschloch“ ist ein „drastisches Stilmittel“. Wer ist „Deutschlands Quiz Champion“?
H allo taz-Medienredaktion!
Kennst Du das, dass Du Dich selbst lobst, weil es kein anderer tut? Also ich kenne – und tu das. So manches Mal, wenn ich die letzten Zeilen von einem Text tippe und weiß, der ist gut, sage ich, bevor es kein anderer tut: „Burmester, das hast Du gut gemacht!“
Und weißt Du, wer das auch tut? Der NDR. Der lobt sich auch. Und weil er damit nicht allein bleiben will, schickt er seine Streicheleinheit als Pressemitteilung aus. „Der NDR ist sein Geld wert“ behauptet der Sender, weil angeblich 67 Prozent „der Norddeutschen“ das sagen. Das hat eine Studie von meinen Gebührengeldern hervorgebracht. Ich bin ja auch eine Norddeutsche. Und weil man mich nicht gefragt hat, mach ich es selbst: „Silke, bist Du mit dem NDR zufrieden?“
„Schön, dass Du das fragst, Silke. Ja. Ich bin sehr zufrieden mit dem NDR. Ich bekomme jeden Tag Pressemitteilungen, die mein Herz erquicken. Neulich die über die Studie bezüglich der Schädigung von Autolack durch Sonnencreme. Oder die: NaturNah: Wildes Leben auf 18 Loch. Gefreut habe ich mich auch über: N-Joy schließt Versorgungslücke in Lüneburg und verteilt zum Start ’Lüne-Burger.‘ Also, von daher, ja, ich bin zufrieden mit dem NDR.“
Wenn Ronald McDonald zu Burger King wechselt
Erfreuen tut mich auch das Urteil, demnach die Bezeichnungen „hinterfotziges Arschloch“ und „Puffgänger“ aus dem Munde Kurt Krömers gegenüber Mathias Matussek zwar als „drastisches Stilmittel“ Krömers einzuordnen wären, nicht aber als Beleidigung. Zwar mag man sich fragen, wo eine Beleidigung beginnt, aber im Angesicht des Sendungsverlaufs zu dem Schluss kommen, dass Krömer die Worte zunächst in der ihm eigenen charmanten Freundlichkeit gesagt hat. Und ohne bös zu sein. Matussek war mit „Sie alte Sau!“ auch nicht gerade zurückhaltend.
Wobei am Schönsten jener Einwurf Krömers ist: „Sie sind vom Stern zum Spiegel gewechselt. Ist das nicht so, als wenn Ronald McDonald zu Burger King wechselt?“ Interessant werden die folgenden Minuten, in denen Matussek das Gesicht gefriert. Ganz einfach vor dem Hintergrund, dass er mit dem Versuch, sein Buch vorzustellen, so grandios vorgeführt wird, dass nur noch ein Depp übrigbleibt über den sogar Mary Roos lacht.
Meine Helmpsychologie sagt mir, dass die Kastration an dieser Stelle stattgefunden hat. Der Puffgänger kam ihm gerade recht, um zu versuchen, die Ausstrahlung seiner Blamage zu verhindern. Hat aber nix gebracht. Puffgänger! Puffgänger!
„Ungeschützter Umgang“
Sehr hübsch war auch die Meldung von turi2, nachdem die Funke-Mediengruppe im WAZ-Intranet die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor „ungeschütztem Umgang“ mit den Springer-Leuten warnt. „Direkter Kontakt“ mit Springer-Angestellten sei zu vermeiden, so lange die kartellrechtliche Genehmigung nicht vorläge. Da kann man nur hoffen, dass die kommt, bevor die Weihnachtsfeier losgeht. Wobei Döpfi und die Funke-Oberen sicherlich die Einzigen sind, denen nach Anstoßen zumute sein wird.
Und noch einen Dienst möchte ich nennen: DWDL hat im Titelschutzanzeiger entdeckt, dass Jörg Pilawa sich die Namen für Shows hat sichern lassen, auf die der Fernsehzuschauer immer ungeduldiger wartet. Neun Titel aus nur acht Wörtern hat Wurstwerbejörg zusammengestoppelt: Der, die, Deutschland, deutsch, Quiz, Champion Meister und Master. „Deutschlands Quiz Champion“ und „Der deutsche Quiz Meister“ zum Beispiel.
Da sag noch mal einer, Fernsehfuzzis fiele nix mehr ein! An meiner eigenen Show „Deutschlands Puffgänger“ und „Das große Quiz der Puffgänger“ und „Das große Quiz katholischer Puffgänger“ bastelnd, zurück nach Berlin!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste