Ärger im Murdoch-Imperium: Ein ungeeigneter Mann
Rupert Murdoch kassiert vom britischen Parlament ein scharfes Urteil. Nun drohen weitere Konsequenzen. Er könnte sogar den gewinnträchtigen Sender BSkyB verlieren.
Für einen 81-Jährigen sieht Rupert Murdoch fit aus. Verdammt fit sogar. Um so mehr dürfte ihn das Verdikt des Ausschusses für Kultur, Medien und Sport des britischen Parlaments treffen, er sei „not a fit person to run an major international company“ – also ungeeignet, die News Corporation, eines der größten Medienunternehmen der Welt, zu leiten.
Es ist das schärfste Urteil über einen Manager, dass das britische Parlament fällen kann. Und dass Sohn James, 39, ebenfalls schärfstens kritisiert wird, ist kein Trost.
James Murdoch wird vorgeworfen, bei seinen zwei Aussagen vor dem Ausschuss diesen durch „absichtliche Unwissenheit“ getäuscht zu haben. Das Unternehmen habe generell versucht, den Phone-Hacking-Skandal zu vertuschen, und als dies nicht mehr möglich war, als Tat eines einzelnen, auf eigene Faust handelnden Reporters darzustellen. Dabei hätten die Murdochs dem Ausschuss Informationen vorenthalten und andere hochrangige Mitarbeiter sogar bewusst falsche Aussagen gemacht, so der am Dienstag in London veröffentlichte Bericht.
Mitarbeiter der 2011 eingestellten Sonntagszeitung News of the World (NoW) hatten über Jahre in Zusammenarbeit mit einem Privatdetektiv Voicemails von Prominenten und Verbrechensopfern angezapft. James Murdoch war zu dieser Zeit Chef der Zeitungsholding News International, in der das britische Verlagsgeschäft des globalen Medienkonzerns News Corp. gebündelt ist. Der Ausschuss wirft ihm vor, über seine Kenntnisse über das Ausmaß der Hackingpraxis gelogen zu haben.
Auch die internen Ermittlungen bei der NoW seit 2006 seien von beiden Murdochs und anderen hochrangigen Mitarbeitern „übertrieben“ und „bewusst irreführend“ dargestellt worden. News Corp akzeptiert nun zwar, dass der Bericht „harte Wahrheiten“ enthalte – allerdings „bedauert“ der Konzern, dass diese Fakten durch „Meinungen ergänzt wurden […], die wir in höchstem Maße für ungerechtfertigt und voreingenommen halten.“ Will sagen: Natürlich ist Rupert noch fit, den Laden zu führen.
Lizenz in Gefahr
Das muss er auch sein. Denn durch die jüngsten Auftritte vor der Leveson-Inquiry (taz vom 27. 4.) und Eingeständnisse, dass es mit der Corporate Governance in Teilen seines Medienreiches nicht weit her ist, hatte der Druck auf Murdoch bereits deutlich zugenommen. Der Bericht des Parlamentsausschusses könnte jetzt der Anfang vom Ende sein – denn nun wird es auch jenseits seiner britischen Zeitungen richtig ernst: Mit weiteren Konsequenzen sollen sich nun das Unterhaus und die Medienbehörde Ofcom befassen.
Ofcom prüft gerade Murdochs Mehrheitsbeteiligung an der in Großbritannien registrierten Pay-TV-Plattform BSkyB. Dieser droht unter Umständen der Lizenzentzug. Es entbehrt nicht gewisser Ironie, dass BSkyB gerade wieder hervorragende Zahlen vorlegte – allein in den letzten neun Monaten machte der Sender fast eine Milliarde Pfund Gewinn. Fast flehentlich bat BSkyB-Chef Jeremy Darroch gestern in London, Ofcom möge doch bitte die Leistung von BSkyB als Sender, Arbeitgeber und Steuerzahler würdigen – und nicht die Fehler von News Corp: „Wir sind schließlich zwei getrennte Firmen“, so Darroch.
Richtiger Ärger droht nun auch in den USA, wo Murdoch im TV, Zeitungs- und Filmgeschäft unterwegs ist: Der Ethik-Watchdog Citizens for Responsibility and Ethics in Washington (Crew) hat bei der zuständigen US-Medienbehörde beantragt, die Lizenzen für 27 Sender von Murdochs Fox TV Network zu überprüfen. Und nach dem US Foreign Corrupt Practices Act könnte der Phone-Hacking-Skandal und das in der Leveson-Inquiry aufgedeckte systematische Schmieren von Polizeibeamten durch Murdochs Journalisten auch in den USA geahndet werden.
Zu Murdochs News Corp. gehört übrigens auch der Pay-TV-Sender Sky Deutschland, der sich gerade Harald Schmidt geangelt hat. Und der hat mit Witzen über seine Bosse bei Sat.1 oder der ARD ja jede Menge Übung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!