Duell zwischen "Bild" und ARD: Rache im Kleinen
Straft die "Bild"-Zeitung in ihren TV-Tipps die ARD ab? Geht es um die "Tagesschau-App"? Die Zahlen sagen: ja.
Der Springer-Konzern und die ARD liegen seit längerem in heftigem Clinch. Grund dafür ist die "Tagesschau"-App des öffentlich-rechtlichen Senderverbundes, gegen die Mitte Juni acht Zeitungsverlage vor Gericht eine gemeinsame Klage eingereicht haben, mit Springer an vorderster Front.
Der Vorwurf an die ARD lautet dabei, sie agiere mit ihren textdominierten Online-Inhalten auf verbotenem Terrain und sie gefährde damit das Geschäft der Verlage existenziell. Mehrfach war in jüngster Zeit zu lesen, der Springer-Konzern plane in diesem Zusammenhang bereits mit der ganzen Macht seines Boulevardblattes Bild eine große Anti-ARD-Kampagne. Die ist bisher ausgeblieben.
Im Kleinen freilich hat die Bild die ARD im vergangenen Monat schon mal abgestraft, wie die Funkkorrespondenz festgestellt hat. Denn bei den täglichen Fernsehtipps auf Seite 1 des Blattes ist die ARD im Juli regelrecht abgestürzt: Es gab nur noch fünf Hinweise auf deren Sendungen. Dabei liegt die ARD mit ihrem Ersten Programm in dieser Rubrik in der Regel klar auf Platz 1, stets vor dem ZDF. Die Privatsender spielen bei diesen Fernsehtipps fast keine Rolle. RTL und Sat.1 müssen froh sein, wenn sie wenigstens zwei- oder dreimal im Monat berücksichtigt werden, Pro Sieben und kleinere Sender kommen bis auf wenige Ausnahmen nicht vor.
Und nun im Juli die Überraschung: Das ZDF liegt bei den Bild-Fernsehtipps mit 10 Hinweisen auf Platz 1 und auf Rang 2 findet sich - Sat.1 mit 6 Nennungen. Erst danach kommt die ARD auf dem dritten Rang mit nur 5 Hinweisen. Die ARD lag im ersten Halbjahr 2011 bei den Bild-TV-Tipps außer in einem Monat - im Februar, als das ZDF führte - immer deutlich und zweistellig vorn. Nun sind es im Juli also nur noch ganze 5 Tipps für ARD-Sendungen. Und ebenfalls erstaunlich: Zum ersten Mal überhaupt, seit die Funkkorrespondenz die Bild-Fernsehtipps misst (ab Juni 2006), liegt Sat.1 vor der ARD.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative