ARD spart beim Bundeswehr-TV: Kein Tatort am Hindukusch
Die ARD liefert SoldatInnen in Afghanistan künftig nur noch Nachrichten plus Sport-Großveranstaltungen – für weitere Programmteile ist kein Geld da.
Die arme Bundeswehr! Auch in Afghanistan ist sie vor den bizarren Auswüchsen deutscher Medienpolitik nicht sicher. Am Freitag schaltet die ARD am Hindukusch mal wieder – wie schon 2010 für einige Monate – ihr Signal ab, es handelt sich garantiert um keinen Aprilscherz. Und die Bild freut sich wie immer über die Steilvorlage.
Dabei ist die Sache bei näherem Hinsehen so banal wie komplex: Das Kürzel "bwtv" steht in diesem Fall nicht für einen baden-württembergischen Regionalsender, sondern für das streitkräfteeigene TV-Programm, dem die ARD künftig bestimmte Sendungen zuliefern wird. Mit dem Verteidigungsministerium habe man sich darauf geeinigt, "dass die ARD Informationsprogramme wie Tagesschau und Tagesthemen sowie die Regionalnachrichten der Dritten Programme kostenlos zur Verfügung stellt".
Außerdem kann die Bundeswehr das Signal aller Sport-Großveranstaltungen, an denen die ARD die Rechte hält, übernehmen. "Damit wird die Informationsversorgung für die Soldatinnen und Soldaten des deutschen Einsatzkontingentes Isaf in Afghanistan garantiert", heißt es in einer ARD-Stellungnahme. Auch für das Verteidigungsministerium sei dies ein "befriedigender Kompromiss".
Denn die vorübergehende Ausstrahlung des ARD-Programms über Eutelsat habe den Senderverbund 32.000 Euro netto pro Monat gekostet – und das sei schlicht zu teuer, befand die ARD. Also gibt es künftig keinen Tatort mehr am Hindukusch – wobei bwtv durchaus auch Filme und andere Unterhaltungsware zeigt, mit Sendezeiten, die im schönsten internationalen Militärsprech in Zulu-Zeit angegeben sind.
Mit dem ARD-Ausfall hadernde SoldatInnen können sich außerdem auch weiterhin mit RTL und ZDF trösten – beide Sender bleiben komplett empfangbar. Das Zweite ist eben offenbar ein bisschen reicher als die ARD. Man habe den entsprechenden Satellitenvertrag eben erst verlängert, heißt es in Mainz.
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