Suhrkamp-Verlag in Berlin: Glanz in der neuen Hütte

Bei sibirischer Eiseskälte feiert der Suhrkamp-Verlag seinen Umzug nach Berlin. An die 100 Suhrkamp-Autor/innen waren dabei, Klaus Wowereit – und natürlich Ulla Suhrkamp-Berkéwicz.

Ulla Unseld-Berkewicz, Chefin des Suhrkamp-Verlages, bei der Eröffnungsfeier. Bild: dpa

Peter Handke sah toll aus. Hochgekrempelte Jeans, halblanger Mantel, helles Hemd, Schal, nach hinten gekämmte graue Haare, vor allem eine Schlankheit und ein dichtes Faltenmosaik, die etwas Gegerbtes und asketisch Weises ausstrahlten. Dabei ein sehr zugewandtes, sehr freundliches Gesicht.

Sehr nach Nouvelle Vague sah das aus, auch nach Wanderer jenseits aller Moden (und zehn Prozent nach dem alten Clint Eastwood), wie der Schriftsteller bei sibirischer Eiseskälte im Innenhof des neuen Suhrkamp-Domizils herumstand. An solche Begegnungen darf man sich nun also als Berliner gewöhnen. Gern!

Hans Magnus Enzensberger, der andere Immer-schon-Suhrkamp-Renommierautor, verströmte dagegen etwas Unernstes. Eher in die Jahre gekommener Zocker als der Luftikus, der er immer sein will. Und was Uwe Tellkamp, bald womöglich Auflagenmillionar, immer mit seiner Dresdner Farbkombination Schwarz-Gelb hat! Dass er schwarzen Anzug und gelben Pullover anzieht, okay. Aber dass er auch seinen Kinderwagen in diesen Farben wählt … Na ja, ein jeder hat seine Marotten.

Sekt und Glühwein

Am Dienstag also wurden die neuen Räumlichkeiten des von Frankfurt nach Berlin gezogenen Suhrkamp Verlages offiziell eingeweiht. Man konnte sich gut der Betrachtung des Outfits der anwesenden Stargäste widmen, weil sonst nicht so viel Interessantes los war. Kulturstaatsminister Bernd Neumann hielt eine kulturstaatsministerliche Routinerede ("Suhrkampkultur", "Urheberrecht", Hesse-Zitat). Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit war erkältet, freute sich dennoch tapfer für die "Kulturhauptstadt" Berlin, gedachte dann staatsmännisch seiner unterlegenen Frankfurter Kollegin Petra Roth und bekannte sich zum Bücherlesen.

Zelte waren gegen die Kälte aufgebaut. Sekt und Glühwein wurden gereicht. Höhepunkt des Festaktes war, als Ulla Unseld-Berkéwicz, die Verlegerin, in schönster Suhrkamp-Tradition minutenlang an die 100 Namen der anwesenden Suhrkamp-AutorInnen verlas, von Marcel Beyer bis Detlef Kuhlbrodt, von Sibylle Lewitscharoff bis Bernd Cailloux, von Christa Wolf bis Martin Walser. Ja, das unter geräuschvollen Umständen zu Rowohlt gewechselte Suhrkamp-Urgestein Walser ließ sich auch in der Pappelallee 78/79 sehen; schon bemerkenswert. Außer Jürgen Habermas war so ziemlich jeder Autor gekommen, der dem Haus Glanz verleiht. Und dann auch noch Rainald Goetz.

Die Räume im vierten und fünften Stock eines ehemaligen Finanzamtes sind wunderbar. Größer als in der Frankfurter Lindenallee. Schöne Blicke über die Dächer. Hier, mitten in der Stadt und doch nur dem Himmel untertan, kann man bestimmt gut arbeiten. Und man merkte den anwesenden Verlagsmitarbeitern an, dass sie nach einem Umzugs- und Schrumpfungsjahr sich nun wieder mit mehr Ruhe dem Büchermachen widmen wollen. Das können sie, mindestens zwei Jahre lang, in Wahrheit aber wohl ein paar Jahre mehr.

Denn im Nicolaihaus in Berlin-Mitte, das als endgültiges Domizil des Verlages dienen soll, haben die Umbauarbeiten noch nicht angefangen. Das kann dauern.

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