Ende des „Philosophischen Quartetts“: Ein Scharlatan muss gehen
Nach langen elf Jahren beendet das ZDF am Sonntagabend Sloterdijks „Philosophisches Quartett“. Und zwar ebenso, wie es begann: peinlich.
Nach elf Jahren hat das ZDF am Sonntagabend Sloterdijks „Philosophisches Quartett“ beerdigt. Der Titel der Sendung war immer schon ein Plagiat, vom medialen Schub Marcel Reich-Ranickis „literarischem Quartett“ wollte Sloterdijk etwas abhaben. Mit Philosophie hatte die Sache wenig, mit neoliberalen Blasen viel zu tun.
Außerhalb der FDP-Wählerschaft hätte wohl niemand den Abgang Sloterdijks bemerkt, wenn das Zeit-Feuilleton – das ihn einst als das entlarvte, was er ist: ein Scharlatan – ihm nicht zum Abschied eine Seite Selbstdarstellung eingeräumt hätte. Zusammen mit Rüdiger Safranski (der beim Abschied fehlte) stimmte Sloterdijk das Klagelied an, das böse ZDF hätte seine Show vor einem Monat einseitig abgesetzt.
Schlecker-Frauen werden über Nacht in die Hartz-IV-Welt geschickt, und der professorale Doppelverdiener Sloterdijk, der den Staatshaushalt von Steuern auf Spenden umstellen wollte, beklagt sich weinerlich, das ZDF hätte mit ihm nicht über „gemeinsame Ausstiegsperspektiven“ diskutiert.
Sloterdijks Stammtisch krankte immer schon daran, dass der Talkmaster nur seinen Vorrat an Meinungen bestätigt wissen wollte. Insofern war die Beerdigung am Sonntag mit Martin Walser eine Traumbesetzung. Der nämlich pflegt eine einzige idée fixe: „Ich habe keine Meinung“ – sondern Sprache und Wörter. Jetzt trat er als Beerdigungsredner Sloterdijks auf, als welcher er dreimal die Meinung wiederholte, Sloterdijks Sendung sei gar nicht tot, sondern reif für RTL. Das war kein Witz, sondern eine Meinung.
Der Dritte am Stammtisch, der Schriftsteller und Verleger Michael Krüger, hatte keine Chance, den selbstgefälligen Befindlichkeitsjargon der beiden Heidegger-Enthusiasten zu übertönen. Es endete, wie es begann – peinlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Social-Media-Verbot für Jugendliche
Generation Gammelhirn