Zivilcouragierten bewirken mehr als alle Fensterreden: Denunzierte Demokraten
Man kann keinen sächsischen oder anderen Demokratiepreis vergeben und dann der Jury hineinreden wollen, weil ihre Auswahl zu linkslastig erscheint.
D ie ach so Christlich-Konservativen sollten sich wieder einmal an die Bergpredigt Matthäus 7 erinnern. Da ist vom Splitter im Auge des anderen und vom Balken im eigenen die Rede.
Man kann keinen sächsischen oder anderen Demokratiepreis vergeben und dann der Jury hineinreden wollen, weil ihre Auswahl zu linkslastig erscheint. Und man kann erst recht nicht wie die CDU-FDP-Regierungen in Dresden und Berlin versuchen, die preiswürdigen Initiativen auf eine Extremismusklausel festzunageln, mit der sie in ihrer Arbeit nichts anfangen können. Denn jene rassistischen und nationalistischen Anschauungen, die man pharisäerhaft gern an die extremistischen Ränder delegiert, gedeihen genau auch in der bürgerlichen Mitte. Es ist schäbig, ausgerechnet diejenigen unter den Generalverdacht der Verfassungsfeindlichkeit zu stellen, die an der Demokratiefront den Kopf hinhalten. Das ist in vielen Fällen leider wörtlich gemeint, denn von Übergriffen berichten fast alle sächsischen Preiskandidaten. Diese Zivilcouragierten bewirken mehr als alle Fensterreden der Krawattennadelklasse. Sie stellen allerdings auch die höheren Güter Humanismus und Menschenrechte über die Irrtümer des Verfassungsschutzes.
Der sächsische Eklat, die Verweigerung des zugedachten Preises durch das Alternative Kultur- und Bildungszentrum Pirna wegen der verlangten Extremismuserklärung, sollte der zuständigen Bundesfamilienministerin Kristina Schröder zu denken geben. Wenn sie flächendeckend solche Verpflichtungserklärungen wie in Sachsen einführt, wird sie die gefährlichen Gestalten von rechts und vielleicht auch links kaum treffen. Das zivile Engagement für Demokratie aber würde denunziert und gespalten.
Nicht in der Sache, aber in der Form sollten auch die Pirnaer Preisträger ihr Verhalten prüfen. Die kurzfristige Rücknahme einer bereits geleisteten Unterschrift unter die Erklärung hat die Preisstifter zu Recht verärgert.
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