Zum Tod von Ronlad Searle: No fuss and no flowers
Ronald Searle, Großmeister der Karikaturisten und Weltkriegsveteran, stirbt im Alter von 91 Jahren. Seine Zeichnungen waren Entlarvungen.
Millionen Menschen kennen seine Zeichnungen, aber die meisten davon haben vom Zeichner selbst wohl nie gehört. Ronald Searle hat in seiner britischen Heimat, den USA und Frankreich unzählige Zeitungs- und Zeitschriftenleser mit seinen Karikaturen zum Schmunzeln gebracht, aber Insider verehrten ihn darüber hinaus als besten Zeichner Englands.
Prägend war für Ronald Searle, Sohn eines Portiers und einer Uhrmalerin in Cambridge, die japanische Kriegsgefangenschaft im Zweiten Weltkrieg, die er von 1942 bis 1945 als Zwangsarbeiter auf der Thailand-Birma-Eisenbahn erlebte und als einer der wenigen überlebte. Seine heimlichen Zeichnungen des Horrors wurden zu wertvollen Dokumenten. Zurück in der Heimat, konnte er sich nicht mehr in den Mainstream einfügen.
Seine Zeichnungen waren Entlarvungen. Berühmt wurde er durch seine Cartoonserien über die fiktive Mädchenschule St. Trinians und den fiktiven Grundschüler Nigel Molesworth. Nachdem seine Heimat ihn zum Kinderbuchillustrator abgestempelt hatte, wanderte er aus.
Seit 1966 lebte Searle in Frankreich, eine fast mythische Figur, der die Menschen zugleich achtete und durchschaute, bissig und humorvoll, vom Wesen her irgendwo zwischen der Provence und dem 18. Jahrhundert angesiedelt. Vom Tod seiner Frau 2010 erholte er sich nie. Am 30. Dezember starb auch er, mit 91. Seine Einäscherung, hat er verfügt, soll "with no fuss and no flowers" stattfinden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!