Finanzmarkt-Doku auf Arte: Ein Monster im Casino
Eine Arte-Doku erklärt, wie die Privatbank Goldman Sachs die Geschicke der Welt lenkt. Sie ist gut recherchiert, wirkt aber über Strecken zu einfach und plakativ.
Die „Banker-Mönche“ sind diskret, arrogant und gierig. Sie wetteifern rücksichtslos um den größtmöglichen Profit. Ihr elitärer Orden residiert in einem unspektakulären Hochhaus an der 200 West Street in Lower Manhattan, „ohne Firmenschild, ohne Gesicht“.
Die Finanzsekte trägt den Namen Goldman Sachs. Die gleichnamige Doku, die Arte heute um 20.15 Uhr zeigt, zeichnet ein ebenso singuläres wie dämonisierendes Bild des US-Geldhauses. In 70 Minuten werden die spekulativen Exzesse von Goldman Sachs thrillerartig beleuchtet: angefangen mit der geplatzten Immobilienblase in den USA bis hin zur Eurokrise.
Die Bank sitzt auf einem Vermögen von 700 Milliarden Euro und ist, bis in die höchsten Regierungs- wie Wirtschaftskreise hinein, perfekt international vernetzt. Bei dem Geldinstitut kümmern sich 33.000 Mitarbeiter um die Geschäfte von Staaten, Großunternehmen und einem kleinen Kreis von Privatkunden. Eigentlich aber tut Goldman Sachs das, was Banken eben tun: Geld verdienen.
Der Film nährt sich an den düsteren Aussagen von Wirtschafts- und Währungsexperten, Exmitarbeitern und Ermittlern. Da ist Fabrice Tourre, den Goldman Sachs öffentlich für die faulen Immobiliendeals 2007 schlachten ließ. Da ist Mario Draghi, auch ein Ehemaliger aus dem illusteren Kreis von Goldman Sachs, heute EZB-Chef. Das zynische Fazit: Interessens- und Gewissenskonflikte gibt es nicht. Nach der Verantwortung der Kunden fragen die Macher der Doku nicht.
Am Ende bleibt nur der keuchende Atem vom „Darth Vader der Wall Street“ zu hören. Die Banker-Mönche haben ein Monster geschaffen und es gezwungen, ein Casino zu bauen. Auch wenn die Sage dahinter schlüssig recherchiert erscheint, ist das alles doch ein bisschen zu einfach gestrickt.
„Goldman Sachs“, 4.9., 20.15 Uhr, Arte
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