piwik no script img

Debatte FeminismusZeiten ändern dich

Kommentar von Ralf Bönt

Kristina Schröders Kritik am Feminismus alter Schule ist richtig. Alice Schwarzers offener Brief an die Ministerin zeugt von ihrer Verblendung.

Schwarzer ist doch am Ziel, sagt Ralf Bönt. Bild: photocase / doc lopez

E s ist viele Jahre her, als heftig über das Quorum - die Beteiligung von Frauen an hohen Ämtern per Quote - gestritten wurde. Ich erinnere mich noch gut an eine Talkshow mit Alice Schwarzer. Auf die Frage, ob sie nun für oder gegen das Quorum sei, sagte sie, sie sei dafür, könne selbst aber nie eine Quotenfrau sein. Mein Interesse für die Kollegin fand damit sein frühes Ende, und vielen Männern ging es genauso, meist freilich aus weniger filigranen Gründen. Denn Alice Schwarzer hat immer alles getan, um die Männer gegen sich zu haben.

Für die Quote oder das Quorum bin ich damals gewesen, wie ich es heute noch bin. Wir brauchen es auch noch eine Weile, nicht nur in der CSU. Durch diesen politischen Schritt, der sich nicht prinzipiell von der Aussetzung der Fünfprozentklausel für die dänische Minderheit in der schleswig-holsteinischen Landtagswahl unterscheidet, haben viele Frauen zeigen können, wer sie sind und was sie wollen. Sie haben Positionen durchgesetzt und unser Land nachhaltig verändert.

Die glücklichste Bewegung

Bild: Wikipedia-Benutzer/in Amrei-Marie – Lizenz: CC-BY-SA

Ralf Bönt ist Schriftsteller und lebt in Berlin. Zuletzt erschien von ihm der Roman "Die Entdeckung des Lichts" (Dumont Verlag). Ein Vorabdruck seines kommenden Romans "Der halbe Mensch" erscheint im Dezember im "vorn magazine".

Bildnachweis: Amrei-Marie:Amrei-Marie – Lizenz: CC-BY-SA

Heute haben wir eine Bundeskanzlerin, und fast hätten wir noch eine Bundespräsidentin bekommen. Doch gab es Stimmen, die sagten, nein, das müsse jetzt an einen Mann gehen. Man stelle sich dieses Argument 1980 vor - oder 1990! Alice Schwarzer hat vielleicht recht: Der Feminismus ist die folgenreichste soziale Bewegung des 20. Jahrhunderts. Seien wir nicht pingelig und lassen den Antifaschismus, die Friedens- und Antiatombewegung weg, die Schwulen- und Lesbenbewegung. Vergessen wir die Ökologie und sortieren Arbeiterbewegung und Sozialdemokratie für einen Moment nachsichtig ins 19. Jahrhundert ein - und die Wissenschaft, deren Erfolgsgeschichte so atemberaubend ist, dass niemand sie zur Kenntnis nimmt, in eine andere Kategorie. Letztere hatte auch riesige Kollateralschäden, denn Nazis und Kommunisten missbrauchten sie auf das Schlimmste, weil sie sich ihrer selbst nicht bewusst war: ein großes Problem bis heute. Nein, vielleicht ist der Feminismus unter den sozialen Bewegungen sogar noch mehr: die glücklichste.

Unsere Familienministerin Kristina Schröder ist nun ein ganz neuer Typ, eine neue Generation Frau in Führungsposition. Sie profitiert von ihren Vorgängerinnen, die oft männlicher als jeder Mann sein mussten, um zu bestehen. Denken wir an Margaret Thatcher, die wie kein anderer Politiker (!) zeigte, wie dämlich und gefährlich das Machogehabe ist. Natürlich musste sie der härteste Mann in ganz England sein, um überhaupt ins Amt zu kommen. Ähnliches galt für Colin Powell: Er war in seinen Positionen weißer als der durchschnittliche weiße Republikaner. Es ist nicht der Treppenwitz, sondern der Gang der Geschichte, dass Barack Obama sich heute nicht nur eine schwarze Identität erlauben, sondern auch noch beinahe weiblich daherkommen kann. Spannend, wenn die herbe, aggressive und auf Dominanz zielende Sarah Palin gegen ihn antreten sollte. Verkehrte Welt - wie schön! Ich tippe auf Obama.

Ein Referat für Jungs? Bravo!

Kristina Schröder jedenfalls hat es nicht nötig, maskulin aufzutreten, noch weniger als die neutrale Angela Merkel. Aber darin erschöpft sich die Agenda der Ministerin zum Glück nicht. Ihre Gründung eines eigenen Referats für Jungs ist ein kühner Schritt - und ein Paradigmenwechsel, für den viele Jahrzehnte lang gekämpft wurde. Denn Jungs, aufgepasst, müssen plötzlich geschützt werden! Vor der Benachteiligung durch und gegenüber Frauen. In der Schule. An der Wurzel der Karriere, im Sandkasten der Chancengleichheit. Aufgrund der Analysen und Erkenntnisse der Fachleute. Welch eine unerhörte Beleidigung des starken Geschlechts!

Man stelle sich dies 1980 oder 1990 vor: Der Minister wäre aus dem Amt gejagt worden. Die Gründung des Jungenreferats bedeutet ja nicht weniger, als dass die Vorherrschaft des Mannes, die mit der natürlichen intellektuellen Überlegenheit begründet wurde, gebrochen ist. Sie existiert nicht mehr, also war sie auch nicht gottgegeben. Alle Argumente zu ihrer Verteidigung waren falsch! Alles Abwinken und Belächeln war nur hilfloses Getue!

Alice Schwarzer ist am Ziel

Jungenreservate, Männerhäuser: Alice Schwarzer ist am Ziel. Aber sie sieht es leider nicht ein. Denn natürlich gibt es noch immer Ungerechtigkeiten bei Ämtern und Verdienst, vieles bleibt zu tun und zu erreichen. Aber die Karriere selbst muss vielleicht auch gar nicht immer das Wichtigste im Leben sein, wie etwa Frank-Walter Steinmeier oder Franz Müntefering zeigen konnten, die ihren Frauen zuliebe eine Auszeit nahmen. Die Jungs von heute werden als Männer anders sein, als was wir von Männern bislang kennen. Sie leben endlich nicht mehr unter dem Verdikt, auf alle Fälle den harten Max geben zu müssen und niemals krank sein zu dürfen.

So richtig oder zumindest verständlich die Aggressivität der Schwanz-ab-Frauen vor vierzig Jahren gewesen sein mag, so falsch ist sie heute. Heute sind längst Zigaretten und Schokolade nötig, um den letzten Hirni, der glaubt, er könne nicht zurückgesetzt, benachteiligt und beleidigt werden, der glaubt, keine Gefühle zu haben, aus seiner Garage zu locken und zum Sprechen zu bringen. Nun gut, viele Ältere werden es nicht mehr lernen. Die Jungs aber, die jetzt ein Referat im Familienministerium zu ihrem Schutz bekommen haben, werden sorgsamer mit sich umgehen.

Lese ich aber Alice Schwarzers offenen Brief an die Ministerin Schröder, dann habe ich wie damals bei der Talkshow zum Quorum das Gefühl, dass sie die Frauen schwach und unterdrückt braucht, um sich als ihre Heldin und Befreierin installieren zu können. Kristina Schröder, die ihre Karriere unter anderem auch dem Feminismus verdankt, und die Mehrheit der jungen Frauen wenden sich von Alice Schwarzer und noch deutlicher von diesem Feminismus ab. Sie fühlen, dass die alte Kämpferin genau jenen Weg versperrt, den sie öffnen wollte und geöffnet hat. Ihr Feminismus kann sich in die Rente verabschieden. Der Feminismus 2.0 hat endlich begonnen. Es ist der echte Antisexismus. Und nur so kann das Erreichte verteidigt werden: indem man es weiter entwickelt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

51 Kommentare

 / 
  • P
    Pummu

    Schwarzers Antwort hat in der Tat die Stammtischreflexe erst aufkommen lassen und ich finde es schade, dass sie ihrem Reflex gefolgt ist anstatt darueber zu schlafen. Fakt ist jedoch, dass Kristina Koehler mit Sicherheit nicht die Meinung aller Frauen ihrer Generation vertritt - ganz sicher nicht meine! Meine (und mehr noch Frau Koehlers) derzeitige Arbeitstellen haetten wir nie bekommen, wenn der Feminismus um 20ten Jahrhundert nicht fuer uns gekaempft hat - und in Dtl. auch und vor allem Frau Schwarzer!

    Ich habe noch immer viel zu viele Freundinnen, die eben nicht die Wahl haben sondern in deren Partnerschaft doch sie den Loewenanteil der Kindererziehung uebernehmen und somit auch beruflich die zweite Geige spielen - es gib viel zu wenig Maenner die das Selbstbewusstsein haben zurueckzustecken. Einen solchen habe ich gefunden (und bin meinem Glueck sehr dankbar!) - aber das zeigt mir auch fortwaehrend, dass es eben nicht alltaeglich ist. Die Sprueche, die er sich manchmal noch anhoeren muss.... es gibt noch einiges aufzuholen.

     

    Ueber das Jungsreferat kann ich nur lachen - Schlagzeilen hat sie bekommen, aber was haben wir bis dato eigenltich aus Frau Koehlers Ministerium gesehen? Sie kam auf die Idee wie Elterngeld Pflegegeld einzufuehern - wo sind wir damit? Ich habe nur die Idee aber nichts sonst gesehen. Gab vielleicht nicht genuegend Schlagzeilen - jetzt probieren wir es mit dem Jungsreferat - Schlagzeilen hat sie, ob es die sind die sie wollte???

     

    Ich hab selbst zwei sehr kleine jungs und wenn ich das so here wird mit ja Angst um bange um sie... aber sind wr doch mal ehrlich, dass Problem sind nicht Jungs per se - das Problem sind Jungs aus einkommensschwachen Schichten und wie eine Vorkommentator schon geschrieben hat, in deren Milieu ist leider der Machoreflex etc noch voll ausgebildet - vielleicht ist ein bisschen mehr Feminismus auch hier die Loesung?

  • F
    Feministin

    Wegen diesem Kommentar habe ich nun die TAZ das letzte mal online aufgerufen und werde sie auch nie nie nie wieder kaufen.

     

    Wenn eine Redaktion einer angeblich linken Zeitung so ein rechtspopulistischen und möchte gern konservativen Schrott abdrucken lässt, muss sie sich nicht wundern, dass die Frauen weglaufen.

     

    Da lese ich in Zukunft lieber die FAZ; die ist wenigstens ehrlich und die behält ihre Linie.

     

    Tschüss, taz.... ich habe es aufgegeben mit euch.

  • JW
    junge, weibliche Leserin

    Voll und ganz meine Meinung, Herr Bönt. Danke! Ist ganz genau das, was ich denke - endlich einmal in Worte gefasst.

  • L
    L.A.WOMAN

    Voll daneben ist auch vorbei, Herr Bönt..

     

    die Schröder ist eine Lachnummer,

    gebt ihr doch einfach 4 Wochen 364 euro zum Leben und was es an Zuschuss für ein 1 jähriges Kleinkind gibt, und sie darf eine selbiges, einen Jungen, natürlich, 4 Wochen lang versorgen ohne jede Hilfe, und noch was dazuverdienen 4 Sunden täglich mit was auch immer, das volle Programm mit Arbeit und Unterbringung organisieren, einkaufen, Wäsche, mit entsprechend wenig Schlaf, natürlich ohne auto und den ganzen Schnick schnack, an den sie so gewöhnt ist.

    Dann kann sie mit verquollenen Augen und hungrig wieder ein Interview geben.

  • V
    vantast

    Mit der Gleichberechtigung und der Quote habe ich keine Probleme, es ist nur zu fair. Allerdings ist die Vereinnahmung der deutschen Sprache durch den Feminismus sehr ärgerlich, Schüler/Schülerin, SchülerIn, Schüler_In, "Kollegen und Kolleginnen", all diese Schmarrn sind inzwischen Allgemeingut, was sagen Ausländer dazu? Konsequent wäre es, das GG nach feministischem Neudeutsch zu übersetzen, z.B.:

     

    "(1)Der Bundestag wählt seinen Präsidenten/seine Präsidentin, dessen/deren Stellvertreter/Stellvertreterin und die Schriftführer/Schriftführerinnen.

    Er gibt sich eine Geschäftsordnung.

    (2) Der Präsident/die Präsidentin übt das Hausrecht und die Polizeigewalt im Gebäude des Bundestages aus. Ohne seine/ihre Genehmigung darf in den Räumen des Bundestages keine Durchsuchung oder Beschlagnahme stattfinden".

  • VG
    Vera Gehlkiel

    Fragt mal nach, wer vorwiegend die Kinderbetreuung

    übernimmt, meist das Haus putzt, öfter kocht, in

    erster Linie auf Teilzeit geht, wenn Nachwuchs

    ansteht?! Wieso gab es noch nie einen Skandal um

    das ausserberufliche Sexleben einer weiblichen

    Fernsehprominenten?! Warum gibt es in Ratgebern

    aller Art beständig dieses verlogene Multitasking

    als Leitmotiv für die erfolgreiche moderne Frau?!

    Schröder, und auch von der Leyen, so kratzbürstig

    sie auch daherkommt, sind Ausnahmeerscheinungen,

    und solche Frauen konnten schon immer als Ausnahmen

    besichtigt werden. Die intellektuelle Genügsamkeit

    leitet hieraus gleich Allgemeinplätzchen ab, biedert

    sich aber in Wahrheit nur dem an, was aus Gründen

    der politischen Räson in den Mainstream reingepumpt

    wird. Ich kann jedenfalls diese gestressten Hungerhaken, die uns da als Vorbilder gezeigt

    werden, in ihrer Vorbildfunktion nicht akzeptieren,

    da ist mir die dicke Alice in ihrer ganzen Ambivalenz

    aber wesentlich lieber und auch näher dran.

  • G
    Gockeline

    Fragt mal alle Frauen zwischen 16-40 ob sie mit den Thesen von Frau Schwarzer noch was anfangen können?

    Heute bewegt sich Frau Schwarzer wie eine alte frustierende Schwiegermutter die sich noch mit Gewalt durchsetzen muß?.

    Die heutigen Frauen sind weiter als es Frau Schwarzer jemals war.

    Die Nachtiele der radikalen Feministinnen durfte niemand mehr diskutieren.

    Man hat Frau Schwarzer auf einen zu hohen Sockel gehoben.

  • A
    Anja

    bla, bla, bla....

     

    schon als Kind musste ich dauernd stark sein wie Pipi, Fahrräder reparieren und mit 11 hab ich den Emma-Jahresband durchgelesen. Mit 20 hab ich gemerkt, dass ich eigentlich ganz anders bin, nur leider passt das momentan überhaupt nicht ins Bild.

     

    Man, wie mich das anödet, die olle Schwarzer ist ja sowas von überholt. Meine einzige HOffnung ist die Tatsache, dass die schon Mitte Fuffzig ist und jüngere Frauen das alles ganz anders sehen.

     

    Irgendwann musses ja mal ein Ende haben!

    muss man CDU wählen, wenn man einfach nur Familie und seine Ruhe haben und so sein will, wie man ist?

     

    Was z.B., wenn ich son richtiges Muttchen bin, was schon früher immer nur mit Puppen spielen wollte. Und -oh Schreck- was, wenn das NICHT anerzogen ist??? (In meinem Fall bestimmt nicht)

    Es kann nciht sein, was nicht sein darf!

     

    Gottsei Dank sterben diese Bratzen mangels Nachwuchs sowieso aus (ob das jetzt der ZEnsur zum OPfer fällt, da bin ich gespannt)

  • FB
    Freiheit braucht Anonymität

    unabhängig vom text:

    ich kann mich über frau schröder nurnoch schlapp-lachen...wenn man sich anschaut, was die dame über die jusos gesagt hat, kann man sich über das mädchen doch nurnoch wundern.

    wer - aus cdu-reihen - der spd empfiehlt, dass sie dem "rutsch über den linken rand" ihrer jugend-partei engegen wirken soll, weil die jusos sozusagen schon feinde des rechtsstaats seien, der hat doch einen "dachschaden".

     

    ich persönlich sehe in frau schröder bloß eine überschminkte puppe, die den - durchaus in der männerwelt verbreitentem - sexismus ansprechen soll und für stimmen sorgen soll. mehr nicht.

  • M
    mfstaiger

    Alcina, vielen Dak für deinen Einwand. Ich sehe das ähnlich und möchte hinzufügen.

    Gesellschaftliche Veränderungen wird es immer geben, und natürlich kann man die Thesen des Feminismus von einst nicht 1:1 auf die heutige Zeit ummünzen. Aber darum, glaub ich, geht es auch nicht. Es ging den Frauen damals und heute um die Essenz daraus. Das wir Männer in großer Anzahl Frauen nicht gleichwertig behandeln!

    Und da ist es nicht egal, ob eine 33jährige Privilegierte versucht durch Worte das zu banalisieren...erst Recht nicht, wenn man gar nicht weiss wovon man da eigentlich spricht. Denn ich glaube kaum, dass Frau Schröder z.B. einer elementaren Forderungen wie z.B. Keine Gewalt gegen Frauen!... je ausgesetzt war in dem Maße, wie es viele Frauen Tag für Tag erleben müssen.

     

    Bei Frau Schröder habe ich immer das Gefühl, sie ist wie so ein vorlautes Mädchen, das gleich losschnattert und erst dann nachdenkt über das eben Gesagte. Diese Arroganz, die sie mit diesem Interview an den Tag legte, war einfach nur jugendlicher Leichtsinn. Aber für mich hat die Frau sich in ihrer Funktion als Ministerin selbst beerdigt und jegliche Glaubwürdigkeit zerstört, weil sie durch ihr Interview ganz viele Frauen im Regen stehen lässt, die tagtäglich andere Erfahrungen machen als sie in ihrer wohlbehüteten Traumwelt.

     

    Dass der männliche Kommentar so ausfallen muss, ist da dann schon fast Nebensache, denn auch der Autor kennt die einfachen Forderungen scheinbar nicht, sonst würde er nicht mithelfen beim Relativieren.

    Als ob ne Quote das Problem sei für die meisten Frauen da draussen ;)

     

    beste grüße von einem Mann

  • HA
    Henning Adam König

    Ihr Artikel ist einer der Glücklichsten, die ich zu in dieser Sache in der letzten Zeit an so herausragender Stelle gelesen habe.

    Sicher gibt es noch viel, viel dazu zu sagen, aber ihre Worte sind ein guter, kluger Schritt - für das Miteinander - wofür viele heutige Männer schon mit ihrer eigenen Biografie zeichnen.

    Danke, Herr Bönt, auch im Namen meiner Söhne und ihrer zukünftigen Freundinnen, Partnerinnen

  • F1
    Feminismus 1.3

    Das ist einer der schlechtesten Artikel, die ich seit langem in der TAZ gelesen habe. Es wird einfach Feminismus 1.0 (was soll das denn sein) gegen Feminismus 2.0 (gleiche Frage) gestellt und gefolgert, dass ersterer ein Auslaufmodell ist, weil wir alle ja ach so gleichberechtigt sind.

     

    Ein Blick auf die Zahlen macht eine strukturelle Ungleichheit allerdings offensichtlich (Frauen verdienen weniger, 80% der unbefristeten Vollzeitstellen werden von Männern besetzt, während Frauen oft in befristeten Teilzeitstellen zu finden sind, Frauen sind weniger in Manager-Posten zu finden, Frauen nehmen zu über 90% die Elternzeit, nach einer Scheidung übernehmen über 90% Frauen die Pflege und Erziehung der Kinder und vieles mehr). Das sind natürlich alles nur Peanuts und werden zwar hier und da einmal erwähnt, aber aktiv dagegen vorgehen muss mensch nicht.

     

    Ich bin nicht gegen Jungenförderung (und btw. das gibt es auch schon in zahlreichen Jugendeinrichtungen), weil sich am System der Ungleichberechtigung, natürlich ohne Beteiligung von Jungen oder Männern nichts ändern wird. Aber das nur auf schlechtere Leistungen von Jungen in der Schule aufzubauen, halte ich für Quatsch, vor allem da sich die Leistungen spätestens im Studium oder in der Ausbildung wieder angleichen und vor allem auch die Wahl des Berufes Auswirkungen auf die Gehälter hat.

     

    Ich bin sehr dafür, dass mehr Männer als Grundschullehrer und Erzieher arbeiten, weil es dann keine klassischen Frauenberufe mehr sind, die per se unterbezahlt sind (s. Krankenpflege und Einzelhandel). Denn merkwürdigerweise werden Berufe, die vorwiegend von Frauen ausgeübt werden, oftmals unterbewertet (im Kindergarten da spielen die Erzieherinnen doch nur mit den Kindern). Der/die SekretärIn ist ein gutes Beispiel dafür.

     

    In Deutschland ist das Wort Feminismus negativ besetzt, fast schon ein Schimpfwort: Schwarzer, die alte Feministin. Auch wenn Schwarzer mir teilweise zu radikal ist in ihren Aussagen, Schröder ist mir definitiv zu angepasst, zu bieder und zu inhaltsleer. Und dass diese Frau von vielen so 'fortschrittlich' im Bezug auf 'Gleichberechtigung' gesehen, macht mir Angst. Das Ignorieren und Schönreden von Ungleichheiten, wird diese nicht beseitigen. Und in Deutschland sind immer noch einige gleicher als andere. Das wird Schröder nicht ändern können, nicht mal ändern wollen, denn Schröder ist ja gleichberechtig, oder?

  • HB
    Henrietta Bästlein

    Wieso ist der Herr Bönt mit diesem Geschwätz nicht zum Frisör gegangen? Weil er wenig Haare auf dem Kopf hat. Über das, was er im Kopf hat, wollen wir schweigen.

  • GM
    Gunhild Mewes

    Die zweite Frauenbewegung als "Schwanz-ab-Feminismus" zu bezeichnen, zeigt, wes Geistes Kind Herr Bönt ist. Es sind damals Anliegen in die Debatte gebracht worden, ohne die Frauen u.a: heute noch ihren Mann um Erlaubnis bitten müssten, wenn sie arbeiten wollen; bei der Polizei ausgelacht würden, wenn sie ihren prügelnden Ehemann anzeigen wollen; die Forderung nach gleicher Beteiligung im Haushalt für eine abstruse Anmaßung gehalten würde; gleichgeschlechtliche Partnerschaften für krank und behandlungsbedürftig, auf jeden Fall aber geheimzuhalten angesehen würden.

    Aber es gibt ja auch heute noch Leute, die so denken, und die sich unbehaglich dabei fühlen, dass es heute anders ist.

    Herr Bönt weiß genau, was die jungen Frauen fühlen: sie wenden sich vom besagten Feminismus ab. Ich bin eine einigermaßen junge Feministin und begeistert und dankbar für das, was die kämpferischen Omis, die sie heute sind, erreicht haben. Ich bin froh, dass Chauvinismus heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist. Die alten Kämpferinnen versperren nicht, wie Bönt schreibt, neue Wege, sondern eröffneten sie erst. Sie wollen Frauen nicht grundsätzlich als Opfer sehen, sondern zum Programm gehörte immer auch Empowerment: zeigen, was Frauen sich trauen und leisten können.

    Bin ich in meinem Alter die Ausnahme? Lesen Sie mal im maedchenblog.blogsport.de, maedchenmannschaft.net oder kaufen Sie sich die aktuelle Missy Mag. Abgesehen davon gibt es tatsächlich relativ wenig junge Frauen, die sich als Feministin bezeichnen, obwohl sie für Gleichberechtigung sind. Denn die Sichtweise Feminismus = Männerfeindlichkeit hat sich in der Breite erfolgreich durchsetzen können. Sie entstammt dem Wunsch, den Status quo zu erhalten und die, die ihn kritisieren und ändern wollen, zu diffamieren. Dass man das heutzutage immer noch so deutlich ausbuchstabieren muss, verdankt sich Leuten wie Herrn Bönt, die das entweder nicht kapieren wollen oder können.

  • B
    Bobaphatt

    Sehr guter Artikel, danke!

  • L
    Letterman

    @ Alcina:

     

    Wollen Sie mit in Ihrem Kommentar andeuten, alle Männer seien gleich? Anders kann ich Sie leider nicht verstehen, da Sie nicht ernsthaft der Meinung sein können, der Feminismus halte Frauenhändler von ihren Verbrechen ab. Dafür ist die Polizei zuständig.

     

    Es wird immer Männer geben, die Frauen ohne Respekt und Würde behandeln, und es wird immer Frauen geben, die Männer ohne Respekt und Würde behandeln. Gerade Hausmänner machen diese Erfahrung. Sie können nicht ein ganzes Geschlecht für seine schwarzen Schafe in Sippenhaft nehmen.

  • MN
    mein Name

    Wenn ich den letzten Absatz richtig verstehe, steht dort, Frau Schröder wolle dem Feminismus einen neuen Weg öffnen. Was genau diesen Weg ausmacht und welches Frau Schröders Beitrag dazu sein könnte, bleibt aber unklar. Abgesehen vom Etikett "Feminismus 2.0".

     

    Außerdem beachtet Herr Bönt meines Erachtens kaum, dass Frau Schwarzer sich vor allem gegen Schröders Interpretation ihrer Bücher gewehrt hat. Schröder hat zum Beispiel behauptet, laut Schwarzer sei der heterosexuelle Geschlechtsverkehr kaum möglich ohne die Unterwerfung der Frau. Hat Frau Schwarzer das tatsächlich geschrieben? Schwarzer sagt jetzt "Richtig sei nach wie vor, dass manche Frauen unter "Liebe vor allem Selbstaufgabe" verstünden und Sexualität "noch viel zu oft mit Gewalt verbunden" sei."

     

    Damit hat sie Recht, finde ich. Man kann darüber unterschiedlicher Meinung sein, aber man kann das nicht einfach als überholten Feminismus 1.0 vom Tisch fegen.

     

    Ich sehe nicht, dass Frau Schröder versuchen würde, den Feminismus weiterzuentwickeln. Eher setzt sie sich vom Feminismus ab, um in der Öffentlichkeit (endlich) als konservative Politikerin wahrgenommen zu werden.

  • A
    Alcina

    Ehrlich gesagt, finde ich den Artikel komplett inhaltslos. Was will uns denn der Verfasser sagen? Dass inzwichen Männer diskriminiert und Frauen priviligiert sind? Wo soll das denn sein? Im Kindergarten und in der Schule? Dann sollten sich die Männer vielleicht mal fragen, ob es nicht ihre eigene Entscheidung war und ist, Die Erziehung von Kleinkindern und Schulkindern auf die Frauen abzuwälzen. Es gibt ja wohl kein Gesetz, dass es Männern verbietet, primär Hausmann, Vater, Kindergärtner oder Grundschullehrer zu sein. Und wenn ich jetzt mal einen großen Sprung machen darf: Es ist nach wie vor eine inzwischen nicht einmal mehr sittenwirdrige "Natur" der Männer, Menschen, nämlich Frauen, zum Gebrauchsgenstand für sexuelle Befriedigung zu degradieren indem man einfach zu einer Nutte geht. Dass Deutschland in Europa das Zentrum des Frauenhandels ist deutet für mich nicht darauf hin, dass alle Männer tatsächlich Frauen mit Respekt und Würde behandeln. Ich finde nicht, dass Frau Schwarzer falsch liegt wenn sie behauptet, dass Frau Ministerin inkompetent ist.

  • Z
    zauderin

    Alles in allem ein ausgewogener Artikel, fürwahr.

    Mich als aufgeklärte Leserin stört an Frau Schröders Interview auch weniger ihre "Kritik" an der Frauenbewegung und dem, was sie Feminismus nennt. Und die Reaktion Frau Schwarzers geht deshalb auch am Ziel vorbei.

    Was mich stört ist Frau Schröders Konservativismus gepaart mit einer unglaublichen Naivität, mit der sie auf die Fragen Bezug nimmt. Und das mir auch nach dem Lesen dieses Interviews nicht klar ist, was denn nun genau ihr Profil ist, wofür sie steht und womit sie real existierenden Frauen, Männern, Kindern, Familien und Senioren hilft oder helfen will.

    Die Worthülse der jungenförderung ist nämlich eine viel gebrauchte und kaum konkretisierte.

  • HA
    hut auf

    in gewisser weise hat er recht: gleichberechtigung ist dann erreicht, wenn eine frau im amt genauso inkompetent sein darf wie ein mann.

     

    andererseits hat er natürlich unrecht: der "feminismus 2.0" ist eine hohle worthülse, und tumbes schwarzer-bashing ist überhaupt nur möglich, wenn man vom feminismus der 70er nur oberflächlich etwas verstanden hat.

  • W
    Winston

    Nochmal: ein richtig guter Artikel - VOLLE ZUSTIMMUNG.

    Warum es aber auch so manchen jüngeren VertreterInnen dieser Bewegung (um nicht zu sagen Alice-Schwarzer-Epigonen) nicht einleuchten will, dass es sowas wie FORTSCHRITT gibt - auch in Sachen Feminismus -, das grenzt fast an Verbohrtheit und Stumpfsinn. Es werden sicher genug Stimmen laut werden gegen Frau Schröder und so manche® wird sie des Reaktionismus im weistesten Sinne des Wortes bezichtigen. Doch der werte Leser wird sich dafür in immer mehr sich selbst abschotternden (links- mehr oder minder redikalen) Nischen bewegen müssen, dort wo der stagnierende Feminismus noch voll ausgekostet wird, wo frau ihres Frauseins scheinbar müde bzw. überdrüssig ist und der Nivellismus als höchster Wert gilt. There is no difference - there is a lot of BOREDOM.

  • TJ
    tante jutta

    Dem kann ich mich nur anschließen. Ein guter Kommentar!

     

    Man solte gnädiger mit den alten Vorkämpferinnen umgehen und sich gerade als Trägerin eines öffentlichen Amtes nicht selbst ins Knie schießen mit unreflektiertem Bashing derer, denen man die eigene Karriere verdankt und das freie Leben - TROTZ Gebärmutter... .

     

    Ich hoffe, Frau Schröder entschuldigt sich irgendwann bei Frau Schwarzer für ihren verbalen Fehltritt und sorgt dafür, dass wir uns nicht weiterhin mit "gottgegebenen Unterschieden" oder "natürlicher Schwäche" aufgrund eines Geschlechts um die eigene, gleichberechtigte, gemeinsame Zukunft bringen.

  • M
    Michi

    So ein Artikel bei welchem man denkt,warum schreibt der meine Gedanken?

    Sehr gut

  • H
    HannoP

    Feminin tritt die Ministerin aber auch nicht auf.

     

    Sie ist Mitglied von SELK (siehe wikipedia).

  • LT
    Larry Taylor

    Kann man hier nur Jubel-Kommentare abgeben ?

  • V
    V.A.

    Richtig guter Artikel!!!

     

    Einer der besten seit langem in der taz!

  • C
    Christian

    Ich habe viele differenzierte Artikel zur Gleichberechtigung in der taz gelesen. Dies ist leider kein solcher. Man kann Alice Schwarzer kritisieren. Kristina Schröder kann das nicht.

  • B
    Bruno

    Der Feminismus 2.0, ein antisexistischer Feminismus hat begonnen? Fein, dann warte ich als Mann mal darauf, daß sich dieser doch bitteschön auch für Männer einsetzt, sei es bei der Frage der Wehrpflicht, bei der Männergesundheit, beim Sorgerecht usw. usf. Bisher erkenne ich da jedoch nur Blockaden von feministischer Seite, egal ob sich dieser als Feminismus 1.0 oder 2.0 bezeichnet. Und daran wird sich traurigerweise auch nichts ändern.

  • SD
    susanne discher

    Mit der Besetzung Kristina Schröders als Familienministerin wurde einmal mehr in dieser genialen Regierung der Bock zum Gärtner gemacht, genau wie beispielsweise mit der Besetzung des Umweltministeriums oder des Gesundheitsministeriums. Und jemanden so offensichtlich (auch in anderen Fragen als der Frauenfrage) reaktionären Menschen wie Kristina Schröder als fortschrittlich anzupreisen, kann (hoffentlich) nur einem Mann einfallen.

  • C
    camus

    feminismus von wegen?

    eine weibliche kanzlerin und weibliche ministerinnen sind per se noch kein erfolg des feminismus. das sie dafür gehalten werden zeigt gerade wei verflacht diese debatte ist. anstatt sich an personen ab zu arbeiten sollten für tatsächliche feminist/innen politische inhalte im vordergrund stehen. auch von gleichberechtigung sind wir meilenweit entfernt, man schaue sich nur das frauenbild der wirtschaft und werbung an.

    alice schwarzer ist auch keine feministin mehr... sie ist eine reine selbstvermarkterin. wer sich selbst al feministin bezeichnet und für eine gewisse zeitung berichtet, die in jeder ausgabe eine frau auf nackte tatsachen reduziert ist einfach nur noch lächerlich.

    und ach ja der böse kommunismus. in einem atemzug mit dem faschsimus das böse per se. jeder der ein wenig reflektiert und nicht nur agititiert wird zweifel anmelden ob es sich bei den diktaturen des 20. jh. um kommunismus handelt. und auch die freie marktwirtschaft weiß nicht immer gut mit technologie umzugehen, sie atombombe, napalm, genpflanzen und menschenexperimente mit arzneimitteln

  • M
    Maennlich

    Gar nicht schlecht...Feminismus 2.0, klingt vernuenftig, was der Autor sagt (wenn ich mir als Mann diese Urteil erlauben darf)

  • SD
    susanne discher

    Kristina Schröder, die absolut garnichts mit Frauen am Hut hat und nichts für die Frauen tun möchte und auch nicht für Mädchen, und die ihre Selbstsicherheit größtenteils über ihre Wirkung auf Männer zu gewinnen scheint, ist nicht nur eine eklatante Fehlbesetzung auf ihrem Posten (meiner Meinung nach völlig richtig gesehen von Alice Schwarzer), sie ist eine Peinlichkeit als Frau überhaupt. Dabei ist sie klar Nutznießerin dessen, was Feministinnen wie Alice Schwarzer bitter erkämpfen mussten. So empfinde ich das jedenfalls als Frau.

  • H
    HamburgerX

    Ich sehe das etwas anders.

     

    Der Kardinal-Irrtum von Frau Schwarzer war "der kleine Unterschied". Männer und Frauen unterscheiden sich mehr, als viele Feministen dachten und vor allem gibt es immer mehr biologisch nachgewiesene Besonderheiten.

     

    Das heißt nichts anderes, als dass Männer und Frauen als Gruppe in der Gesellschaft immer unterschiedliche Strukturmerkmale aufweisen werden.

     

    Natürlich bleiben manche Unterschiede weiterhin kulturell bedingt. Aber wollen wir wirklich unsere Kultur zugunsten fragwürdiger Gleichmacherei-Utopien abschaffen?

     

    Ich halte von Quoten grundsätzlich nichts. Denn erstmal eingeführt, kann bald jede irgendwie definierte Gruppe für sich eigene Quoten beanspruchen.

     

    Also: Lasst den Dingen mehr ihren freien Lauf.

  • RD
    Richard Detzer

    Gegen Feminismus als Selbstgestaltung habe ich nichts. Feminismus als Gegenbewegung zu jeder Form von Männlichkeit können sie vergessen. Zum Feminismus als Selbstgestaltung wird es noch eine Kritik geben.

  • T
    Tankwart

    Die Zeiten ändern sich, aber leider geschieht dies viel zu langsam.

     

    Was bedeutet schon die Gründung eines Jungenreferats gegenüber dem institutionalisierten Feminismus in Staat, Verwaltung und Wirtschaft?

     

    Weitaus größere Wirkung auf das Verhältnis der Geschlechter dürfte im Übrigen die gerade ausgesprochene Berufung der bekennenden Feministin Susanne Baer als Verfassungsrichterin haben.

     

    Nachdem der feminstische Mythos, dass Frauen angeblich für die gleiche Arbeit 23% weniger Gehalt verdienen, vom statistischen Bundesamt numehr auf nicht mehr ganz so aufregende 8% zusammengestutzt wurde, wird sich das feminstische Netzwerk ganz auf das Thema Quote in der Wirtschaft konzentrieren.

    Insofern ist es schon recht verharmlosend, wenn Sie eine regionale Sonderregelung für die dänische Minderheit in Schlesweig-Holstein mit den nun in fast allen großen Parteien vorgesehenen Quotenregelungen gleichsetzen. Abgesehen davon, dass eine Frauenquote nichts anderes als die Diskriminierung gleich geeigneter männlicher Kandidaten aufgrund ihres Geschlechts bedeutet und insofern dem Anspruch des Bürgers auf Gleichheit vor dem Gesetz und dem Prinzip der innerparteilichen Demokratie zuwiderläuft, spiegeln die Parteienquoren meist noch nicht einmal das jeweilige Mitgliederverhältnis wieder: Dies bedeutet nichts anderes, als dass Lena beim Parteieintritt eine höhere Chance auf ein Amt hat als Lukas.

     

    Die Einführung einer Quote für die Aufsichtsräte und das obere Management in der Wirtschaft ist der nächste Milestone, den es zu erreichen gilt: Selbst wenn es nicht dazu kommt, werden die Drohgebärden der EU-Wettbewerbskommissarin und annderen führenden Politikerinnen Wirkung zeigen. Gerne wird hier ja das angebliche so erfolgreiche Beispiel Norwegen angeführt. Was dabei nie zur Sprache kommt, ist dass die Hälfte der betroffenen Unternehmen ihre Rechtsform änderten, um sich dem Quotenzwang zu entziehen. Alles ganz toll also.

     

    Ich möchte in einer freien Gesellschaft leben, in dem jede/r die gleichen Chancen auf Teilhabe hat. In Bezug auf ausreichende Betreuungsmöglichkeiten für Kinder ist hier der Staat in der Pflicht, genauso wie in Bezug auf gleichberechtigte Bildungschancen. Dies darf aber nicht soweit kommen, dass bei der Vergabe von Ämtern das Geschlecht zur unschlagbaren Zusatzqualifikation wird.

  • SS
    Stephan Schiffels

    Vielen Dank für diesen erfrischenden Beitrag!

     

    Ich teile zwar Ihre generelle Abneigung gegen Alice Schwarzer nicht ganz, in der Sache gebe ich Ihnen aber recht. Kristina Schröder hat sich zum Thema Feminismus in meinen Augen sehr vorsichtig geäußert. Die Kritik von Alice Schwarzer ist unangebracht und beleidigend! Kristina Schröder, Angela Merkel, Ursula von der Leyen und viele andere Frauen in öffentlichen Ämtern zeigen mal wieder, dass die Politik in weiten Teilen schon weiter ist als es manche ewig gestrige gerne darstellen. Das passiert ja nicht zum ersten mal.

     

    Stephan Schiffels, Köln

  • L
    larry_taylor

    Was immer man auch von Emma halten mag, in Bezug auf Schröder hat sie ausnahmsweise recht.

  • RI
    Rollenverhältnisse in Frage stellen

    Es geht hier nicht um Schwarzer oder Schröder,sondern es geht darum, dass Frauen auf diesem Planeten einfach benachteiligter sind. Und das hat etwas mit einem patriarchalen Wertesystem zu tun. Wenn Frauen sich ( hier z. B. ) fleissig anpassen, dann können sie natürlich auch Alpha-weibchen werden, obwohl das mit der Bezahlung und Häufigkeit in Relation zu Männern sicherlich nicht 1:1 existiert.Wenn sich die Zeiten geändert haben sollen, warum wird Frauen dann so oft Gewalt angetan ? Und warum setzt sich Frau Christine Schröder nicht für Männerhäuser ein ?Und: wieviel frauenverachtende Kommentare werden hier bald zu lesen sein ?Und warum tragen Männer keine Röcke, wenn sie dies eigentlich gerne tun möchten ?Feminismusdebatte ist etwas anderes als Schwarzer oder Schröder.

  • DB
    Dr Blog

    Wer schon bei 3-Viertel-Gleichberechtigung der Frauen ( siehe nur mal Löhne , Positionen)

     

    avisiert, dass er gleich weint,

    is ne ganz olle Memme.

     

     

    Echte Männer können schom 1 zu 1 aushalten.

  • J
    Jane

    Solange der Einkommensunterschied mehr als ein statistischer Unfall ist und solange "sie hat ihn gefickt" noch weniger natürlich klingt als "er hat sie gefickt", ist Feminismus immer noch notwendig.

  • H
    Herjeh

    Obwohl der Feminismus 1.0 eindeutig sexistisch war, habe ich (Mann) ihn im Zusammenhang mit den Quotierungen 20 Jahre lang unterstützt.

    Da ist es jetzt doch nur konsequent, daß auch bei den Konservativen selbstbewußte Frauen in politisch verantwortlichen Positionen sitzen. Das war doch so gewollt! Ja, und Frau Schwarzer muß sich jetzt mit diesen Frauen anlegen.

    Eine natürliche Entwicklung. Früher haben in den meisten Positionen Männer gesessen. Da hat Frau Schwarzer besser punkten können.

    Wie heißt es so schön? Die Revolution frißt ihre Kinder.

  • ED
    El Damo

    Unsere Familienministerin Kristina Schröder ist nun ein ganz neuer Typ? Hhhhmmm, ganz wie Serena Joy in "Der Report der Magd" vielleicht?

  • HP
    Heidemarie Philipps

    Als alte "FeministInen" haben wir immer schon gefordert, dass sich um die Jungs gekümmert wird - allerdings nicht von Frauen, sondern von den da zuständigen Männern. Hat aber jahrelang keiner gemacht. Und nun soll das ein Verdienst unserer Frauen- und Familienministerin sein. Da kann ich doch nur lachen. Mein Dank geht auch an Frau Schwarzer!

  • VW
    verkehrte welt

    Der Artikel ist zutiefst widersprüchlich. Das ist schön, weil es zum Denken anregt. Aber er kommt zu dem falschen Schluss und er hat Schwarzers Feminismus nicht verstanden. Es ist zwar die Zeit für einen Feminismus, der auch Stärken von Frauen und Schwächen von Männern akzeptiert, aber das hat Schwarzer immer vertreten. Sie ist sicherlich kritisierbar für ihre eurozentrische weiße Perspektive. Aber sicherlich nicht dafür, wie es in diesem Artikel dargestellt wird. Die Familienministerin hat dagegen offenbar keine Ahnung von der Normalität häuslicher Gewalt, von Homophobie und von Queers und Trans*. Sie verteidigt das Patriarchat und seine Kleinfamilie. Und den Jungen hilft sei auch nicht mit ihrer klischeehaften Vorstellung davon, was sie brauchen und sind. Sie ist nur in dieser Position, weil der rechte Flügel der CDU bedient werden musste. Für alle Frauen, Lesben, Trans, Queers etc. heißt das, dass sie weiterhin auf sich gestellt sind. Das ist schlimm und sollte bei einer Beurteilung ihrer Politik eine Rolle spielen.

  • B
    BürgerausBaWü

    Ein Teil der Analyse ist wohl richtig. Aber sowohl frau Merkel als auch Frau Schröder haben es letztendlich Frau SchwarzersEinsatz und Engagement zu verdanken,d ass es eine kanlerin und eine Ministerin gibt.

    Frau Schröder hat doch gar keinen Grund gehabt, den frühen Feminismus zu kritisieren.

    Sie wollte sich aber im Spiegel Interview als besonders schlau hinstellen. Aber das ist ihr leider nicht gelungen.

    Die Antwort von Alice Schwarzer war noch zu zahm und zu freundlich.

  • H
    Herjeh2010

    Wenn Frau Schwarzer mit einem Mann diesen Disput hätte, wäre es so wie früher ein Kampf der Geschlechter geworden.

    Nun ist es aber eine Frau, gegen die sie antritt.

    Und diese Frau ist das Produkt der emanzipatorischen Bewegung der letzten Jahrzehnte.

    Dafür, daß es eines Tages solche selbstbewußten Frauen gibt, haben sich viele der, ach so schlimmen Männer, für die Quotierungen eingesetzt.

    Ja, das haben sie, denn bei den demokratischen Abstimmungen hätten die handvoll Feministinnen nie ohne Männer eine Mehrheit gekriegt. Ich habe die Quotierungen ähnlich wie der Autor lange unterstützt.

    Das, was ich mir damals davon versprochen hatte, ist jetzt auf den ganzen politischen Breite Wirklichkeit geworden. Sogar im konservativen Lager. Das ist doch wunderbar.

  • D
    deviant

    Richtig, Alice Schwartzer ist ein Dinosaurier, der dem modernen Feminismus eher schadet als nutzt, weil sie in ihrer antiquierten Radikalität eher als Hassfigur für Männer taugt, denn als Vorkämpferin der Frauen.

    Gerade von emanzipierten, selbstbewussten Frauen höre ich oft die übelsten Schmähungen dieser Frau, vermutlich zu Recht, weil sie sich längst aus der ewigen Opferrolle befreit haben, in die sie Schwartzer zu drängen droht, ebenso über die blinde Radikalität "Der Mann ist immer Schuld, die Frau niemals" (zuletzt im Fall Kachelmann eindringlich bewiesen). Vielleicht gilt auch für Schwartzer, was einst für Robespierre galt: Die Revolution frisst ihre Kinder.

    Hinzu kommt, dass Alice Schwartzer eben kein Oswalt Kolle ist...

     

    Soweit so treffend ihre Analyse.

    Bei Obama/Palin stimme ich ihnen nicht zu.

    Es mag sein, weil der Amerikaner, insbesondere jenseits der Küsten, noch im vorletzten Jahrhundert lebt und sich vermutlich am liebsten seinen eigenen Putin wählte, mag sein, dass es aus tief verwurzeltem Chauvinismus, der sich als "Patriotismus" tarnt, geschieht: Das "Machoweib", dieses heterosexuelle Gegenstück zur "Bulldyke", dieses intellektualitätsferne Konglomerat von pöbelhaften Vorurteilen wird gegen den "europäischen", "modernen" und auch intellektuellen Mann Obama bestehen können, weil die Mehrheit der Amis genau so ist. Und der Rest wird sich einmal mehr wie Fremde im eigenen Land fühlen.

  • P
    Pina

    Absolut guter Artikel,

     

    schon vor 20 Jahren haben amerikanische "Frauenrechtlerinnen" gesagt, dass es nicht um Feminismus, sondern um Menschenrechte für die ganze Bevölkerung gehe. Um gleiche Rechte und Möglichkeiten für Frauen und Männer, nicht darum, dass Frauen das bessere Geschlecht seien... genauso übel wie nach der besseren rasse zu suchen.

    Dass Frauen vielleicht bislang mehr kommunikative Möglichkeiten haben als Männer (die Gründe sind sicher vielfältig) führt dazu, dass sie nun in Schulen und Unis besser abschneidenals die männlichen Kollegen.

    Im Sinne der Menschenrechte logisch, dass jetzt mehr auf Jungen geachtet wird...

  • F
    Flipper

    Zum Teil stimme ich dem zu, ganz besonders bei den Ausführungen zur Wissenschaft und auch bei der Ablehnung der Bild-"Feministin" Schwarzer, aber Herr Bönt, gehen Sie doch mal durch ein real existierendes Unterschicht-Viertel deutscher Städte, da sehen Sie wie sehr die Jungs von heute das dumme Machogehabe nicht mehr nötig haben! Was sie sagen gilt vielleicht für Gymnasiasten, aber bestimmt nicht so ohne weiteres für die Gesamtbevölkerung!

  • O
    ohjemine

    Man weiß ja gar nicht, wo man anfangen soll...

     

    Vielleicht erstmal nur so viel: es gibt ihn nicht, den einen Feminismus und es hat ihn auch nie gegeben. Der Feminismus als soziale Bewegung ist in eine Debatte eingebettet, in der es von Anfang an verschiedene Positionen gegeben hat. Jetzt Frau Schröder Recht geben, heißt auch, davon genauso wenig verstanden zu haben wie sie. Man pickt sich etwas heraus, pointiert es und schon hat man ein Gerücht geschaffen, aber sich ganz bestimmt nicht ernsthaft mit den Inhalten beschäftigt.

     

    Warum können Steinmeier und Co. denn eine Auszeit nehmen? Weil sie in einer Position sind, die sowieso vielen Menschen, aber unter ihnen ganz besonders Frauen noch verwehrt bleiben. An der Spitze der Karriereleiter muss ich mich natürlich nicht mehr darum kümmern, noch weiter zu kommen. Aber was sagt das über Strukturen der Berufswelt aus, in der Männer immer noch die besseren Karten haben?

  • DE
    Der Ekelbaron

    "Die Jungs von heute werden als Männer anders sein, als was wir von Männern bislang kennen. Sie leben endlich nicht mehr unter dem Verdikt, auf alle Fälle den harten Max geben zu müssen und niemals krank sein zu dürfen."

     

    Auf welchem Planeten lebt dieser Mensch eigentlich?!?