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Bildungspolitik in Baden-Württemberg"Giftliste" für die Schulen

Baden-Württembergs Regierung will in den Schulen sparen und erntet damit den Widerstand ihrer Unterstützer. Die GEW hat massive Proteste angekündigt.

Ob die Begeisterung bleibt? Schulanfang in Freiburg. Bild: dpa

STUTTGART taz | Der grün-roten Landesregierung in Stuttgart drohen Proteste aus den Reihen ihrer Unterstützer. So wirft die Bildungsgewerkschaft GEW der Regierung unter Winfried Kretschmann (Grüne) vor, entscheidende Wahlversprechen nicht einzuhalten. Nach Auskunft der GEW existiert im SPD-geführten Kultusministerium eine "Giftliste", deren Umsetzung vor allem die Unterrichtsversorgung massiv verschlechtern würde. Die GEW kündigte am Montag massive Proteste von Eltern, Schülern und Lehrern an, sollten die Pläne durchgesetzt werden. Bislang zogen Grün-Rot und GEW an einem Strang.

Die geplanten Kürzungen würden nach Informationen der GEW insbesondere auf die Krankheitsvertretungen abzielen. Bisher verbleibt Geld für Pädagogen, die krank geschrieben sind, im Bildungstopf. Damit können dann Vertretungen bezahlt werden. Diese Schöpfmittel sollen demnach um die Hälfte gekürzt werden.

Die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz zeigt sich angesichts der Pläne zutiefst enttäuscht von der neuen Regierung. In diese hatte die Bildungsgewerkschaft all ihre Hoffnungen gelegt, dass das Bildungssystem entsprechend ihrer Vorstellungen endlich reformiert werde. "Ich hatte mich über den Koalitionsvertrag so gefreut, weil das inhaltlich in die richtige Richtung ging", sagte Moritz der taz.

Nun aber habe sie den Eindruck, dass der Bildungsbereich "als Steinbruch" zur Sanierung des Haushalts herhalten muss. "Wenn es eine erfolgreiche Bildungsreform geben soll, dann müssen doch diejenigen in den Klassenzimmern den Eindruck bekommen, dass diese Landesregierung anders mit ihnen umgeht." Und wer so klare Vorhaben in den Raum stelle, wie es Grün-Rot mit der Bildungsreform getan habe, dürfe nicht über die haushaltspolitische Situation überrascht sein. "Gute Bildung ist teuer. Schlechte Bildung ist so teuer, dass wir sie uns nicht leisten können", so Moritz.

Das Kultusministerium wies darauf hin, dass die Haushaltsberatungen noch liefen und die Ergebnisse unklar seien. Ministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) wolle aber eine bessere Unterrichtsversorgung. Die Existenz der Giftliste wurde in der Stellungnahme allerdings nicht bestritten.

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5 Kommentare

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  • P
    Politik

    Denken wir mal nach....

     

    Die lange CDU - Regierung hatte ein super in sich gefestigtes System mit einem absolut rigiden operativem Apparat, dem Regierungspräsidium, aufgebaut. Nichts, aber auch garnichts ohne das RP.

     

    Jetzt wechselt das Parteibuch der Regierung. Erklärt mir, wie die neue Regierung auf die Schnelle fähige Leute vor allem in das Kultusministerium bringt. Denn die bisherigen Leute sind in der CDU oder haben eine super Schlüsselposition im RP.

     

    Der Regierung bleibt nichts anderes übrig, als fähige Leute aus dem Rp ins KM zu holen. Die sind natürlich linientreu oder haben zumindestens noch per excellene Verbindungen in die alte Welt.

     

    Welche Rolle hat dann das RP. Glaubt Ihr die Regierung kann das RP von heute auf morgen umwandeln. Wer im KM ist der neuen Regierung linientreu.

     

    Die Amtschefin im KM selber war jahrelang bei der CDU, ist zwar ausgetreten, hatte zuvor aber eine zentrale Position im RP.

     

    Wie kann ich eine Regierung aushungern lassen.....

    Wieviel Informationen bekommt die SPD Ministerin...

    Wieviel Informationen geht an die SPD

    an den landeschef

    an die Presse...

     

    Ich denke, eine der wesentlichen Aufgaben, nicht nur im RP Bereich Schule, das RP neu zu besetzen.

  • A
    axel

    Und zum wiederholten Male ein grünes Wahlversprechen gebrochen - Hamburg und das Saarland grüßen!

  • G
    gregorius

    Ist Baden Würtembergs Koalition verrückt?

    Die Bildung ist einer der zentralen Gründe

    dorthin zu ziehen, weil man eben glaubt,

    dass hier der Wert von Bildung richtig

    evaluiert worden ist.

     

    Wenn die Deutschen endlich aus diesen

    EU-Rettungswahnsinn aussteigen würden,

    blieben diese Aktionen unnötig.

    Baden-Würtemberg hätte klar machen sollen,

    dass weitere Hilfsmilliarden nicht

    mehr akzeptierbar sind und außerhalb

    jeglicher Verantwortbarkeit liegen.

    Ihr verdammten Politiker müßt vorrangig

    auch an unser ökonomisches Überleben

    und die Zukunft unserer Kinder denken!!

    Das ist Euer primärer Wahlauftrag.

     

    Die Feigheit dieser Kaste und der Normalbürger

    ist grauenvoll.

    Wenn die Rettungsmilliarden abgerufen werden,

    die in Wirklichkeit Investitionsschutzmaßnahmen

    der Investoren sind,

    dann werden das auch wieder die kleinen Kinder

    mit bezahlen!!!

    Per gesetzlichen Noterlaß müßte Stuttgart21

    gestoppt werden ohne Zahlung jeglicher

    Regressansprüche durch ein Sondergesetz!!!!!

     

    Die Verantwortungslosigkeit der heutigen Politik

    ist ein Verbrechen.

  • L
    Leidkultur

    Meine Schadenfreude kennt keine Grenzen.

  • N
    Neo

    Wer hat ein Interesse daran an Bildung zu sparen?

    Was sagt das Grundgesetz dazu?

     

    Neo