Arte-Doku zu Springers Geburtstag: Für immer im Bunker
Krise, Erweckung, Glaube, Kreuzzug: Mit „Drei Leben des Axel Springer“ liefert Arte eine kluge Dokumentation zum Springer-Geburtstag.
Mit den „Drei Leben des Axel Springer“ begeht Arte den runden Geburtstag eines Mannes, den man einfach nicht ignorieren kann, selbst wenn man es gern möchte: Der Verleger Axel Springer (1912–1985) begann seine Karriere in Hamburg – in einem Bunker. Und beendete sie in Berlin, Jerusalem, auf Sylt und der griechischen Insel Patmos – in einem Bunker.
Der Bunker in Hamburg war ein tatsächlicher, die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen zerstört, ein Betonklotz auf dem Heiligengeistfeld in St. Pauli bot dem jungen Springer Raum für sein Büro. „Seid nett zueinander“, so sollte seine Maxime lauten. Wer war Axel Springer? Für Arte dreierlei: Verleger, Feindbild, Privatmann.
Der Bunker, in dem der Verleger starb, war ein mentaler: Er, der kalte Krieger, hatte sich verrannt. Er wurde zunehmend wunderlich und weltfremd. Seine Anhänger mögen das bestreiten, für sie ist er noch immer „der Letzte, der an die Wiedervereinigung glaubte“. Und wie er zeitlebens glaubte, auch das zeichnet Arte nach: Springer ließ in seinen Blättern gegen Willy Brandt Stimmung machen, gegen die Ostpolitik, gegen den „Wandel durch Annäherung“. Die Geschichte sollte Brandt recht geben: Nicht Betonköpfe rissen die Mauer ein, sondern kluge Strategen, wie Egon Bahr.
Das Hassobjekt Axel Springer – im Film bezeugt durch den linken Schriftsteller Peter Schneider – war getrieben von religiösem Wahn und unerschütterlichem Glauben an die eigene Macht. Er passte sein Weltbild an die bestehende Ordnung an: Wer nicht für uns ist, muss gegen uns sein. Welche Auswirkungen dieses Denken hat, wenn es sich aus tiefem Glauben und dem Gefühl des Auserwähltsein speist, führte zuletzt George W. Bush auf der Weltbühne vor. Die Biografien ähneln sich: Krise, Erweckung, Glaube, Kreuzzug. Die „Drei Leben des Axel Springer“. Eine sehenswerte Dokumentation.
„Drei Leben des Axel Springer“, 1.5. 2012, 20.15 Uhr, Arte
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