Ticker Neonazi-Aufmarsch Teil I: Blockaden gegen Neonazis
Teil I des Tickers zum Aufmarsch der Neonazis in Dresden – und zu den Kundgebungen gegen sie.
17.55: Die ersten hundert Nazis
Hauptbahnhof/Wiener Platz. Die ersten hundert Neonazis laufenzu ihrem Versammlungsort. Neben den vielen jungen Kameraden, sind auch wenige ältere Herrschaften zu sehen. Aus Leipzig war ein größerer Trupp mit dem Zug angereist. Ein Polizeisprecher sagte der taz, eigentlich sei keine zentrale Anreise von Neonazigruppen geplant gewesen. (taz)
17.50: Bahnhof protestfrei
Hauptbahnhof. Anders als im letzten Jahr ist der Zugang zum Bahnhof weitgehend frei, auch ohne Personenkontrollen darf das Gebäude betreten werden. Im Bahnhof selbst ist von Protest wenig zu spüren, einzig vor dem Bahnhof steht eine Sambagruppe, trommelt und musiziert. (taz)
17.45: Zweite Blockade
Sternplatz. Laut dem Bündnis "Dresden Nazifrei" gibt es eine zweite Blockade. Am Sternplatz seien 50 bis 100 Leute versammelt. Die Website von "Dresden Nazifrei" ist wieder online. Der Hoster habe die Seite wegen hoher Zugriffszahlen vom Netz genommen, einen Angriff habe es nicht gegeben. (taz)
17.37: Fröhliche Blockade
Blockade Ammonstraße. Die Versammlung an der Ammonstraße ist laut Polizei nun angemeldet. An der Kreuzung Freiberger Straße/Ammonstraße ist alles ruhig, es läuft Elektromusik und rosa Luftballons machen den Protest bunt. Während die Veranstalter und taz-Journalisten die Anwesenden auf etwa tausend Menschen schätzen, spricht die Polizei von mehreren hundert. (taz)
17.31: Menschenkette wird vorbereitet
Schlossplatz. Vor der Augustusbrücke strömen immer Menschen zusammen, jetzt sind es schon hunderte. Hier soll sich bald die Menschenkette über die Elbe schließen. Viele tragen Fahnen, Transparente und Protestaufkleber bei sich. Auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) und Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) wollen sich hier in die Menge einreihen. (taz)
17.28: Nazis kommen an
Hauptbahnhof. Die Polizei beginnt einzelne Personen herauszugreifen, die ihnen verdächtig erscheinen. Fünf Neonazis, akkurat gescheitelt, wird danach der Weg zu ihrem Versammlungsort gewiesen. Aus Regionalzügen trudeln langsam vereinzelte kleine Gruppen von Neonazis ein. Die Polizei nimmt sie in Empfang. (taz)
+++ Beim Live-Ticker von taz.de gab es zwischenzeitig technische Probleme bei der Aktualisierung. Jetzt ist alles wieder gut. Wenn die Nazis unbedingt kommen wollen, können sie kommen +++
17.17: Genervte Nazis
Hauptbahnhof. Vereinzelt versuchen Neonazis, zu ihrem Versammlungsplatz zu kommen. Die kleinenn Gruppen sind meist schwarz gekleidet und nur an kleinen Buttons kann man erkennen, dass sie zur rechtsextremen Szene gehören. Sehr genervt versuchen drei recht junge Neonazis am Wiener Platz durch ein Einkaufszentrum zum Parkplatz am Hauptbahnhof zu kommen. "Mist", sagt einer, da am Ausgang des Einkaufszentrums die Türen abgeschlossen sind. (taz)
17.15: Bürgermeister: "Gegen Nazis und Alltagsrassismus"
Rathaus. In der Innenstadt wird nun die Menschenkette gebildet. Der amtierende Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), der bis März Helma Orosz (CDU) vertritt, fragte: "Welchen Wert hat die Menschenkette wenn wir nicht jeden Tag gegen Nazis und Alltagsrassismus kämpfen?" (taz)
17.11: Tausend Demonstranten bei Blockade
Ammonstraße/Ecke Freiberger Straße. Das Delegiertenplenum der Gegendemonstranten trifft sich am Lautsprecherwagen, um zu besprechen, wie es mit der Blockade an der Ammonstraße weitergehen soll. Dort stehen nach einer taz-Schätzung derzeit rund tauasend Leute, unter die sich auch die Demonstranten gemischt haben, die zuvor durch die Polizeikette an der Maternistraße gerannt waren. Die Stimmung ist ausgelassen, eine Samba-Band spielt und überall sieht man pinke Luftballons. Gegenüber stehen zwei Wasserwerfer der Polizei. Klaus, ein Clown mit schwarzem Zylinder, sagt: "Heute gibt es kein gegen, sondern nur ein für die Liebe." Sabine Leidig, von der Linkspartei Hessen sagt: "Der Tag ist jetzt schon ein Erfolg für die Bewegung, weil wir viele sind und weil es der Polizei nicht gelungen ist, eine Eskalation zu provozieren." (taz)
17.10: Bundesregierung glänzt mit Abwesenheit
Bundestag. "Im Bundestag rufen Bundestagspräsident Norbert Lammert und die Bundesregierung dazu auf, dass sich alle demokratischen Kräfte entschlossen gegen Rechtsextremismus stellen sollten. Aber wenn es darauf ankommt, dann fehlen relevante Teile der breiten demokratischen Öffentlichkeit", sagt Linkspartei-Chefin Gesine Lötzsch der taz. Dies sei ein "falsches Signal".
Während die Bundestagsvizepräsidenten der Oppositionsparteien, Wolfgang Thierse (SPD), Katrin Göring-Eckardt (Grüne) und Petra Pau (Linkspartei), sowie weitere Spitzenpolitiker der Opposition zur Stunde in Dresden gegen Neonazis demonstrieren, beteiligt sich aus der Bundesregierung offiziellen Angaben zufolge niemand. In einer Antwort an Linkspartei-Chefin Lötzsch, die der taz vorliegt, hatte die Regierung zuvor eingeräumt, dass sich in dieser Legislaturperiode noch nie ein Minister oder die Kanzlerin qua Amt an Demonstrationen gegen Rechtsextreme beteiligt habe.
Grünen-Chefin Claudia Roth, sagte dazu am Nachmittag der taz: „Diese Haltung spiegelt das Versagen der demokratischen Verantwortung der Bundesregierung wieder." Ihr falle "kaum ein Bundesminister ein, der nach der erschütternden Mordserie von Rechtsextremen an diesem Tag nicht nach Dresden gehören würde", sagte Roth. "Auch Frau Merkel gehört hierher."
16.57: Teenager für die Kette
Postplatz. Gut 50 Teenager haben sich auf den Postplatz gestellt. "Schüler gegen Nazis" steht auf ihrem Transparent. Sie wollen sich gleich der Menschenkette gegen die Rechtsextremen anschließen. (taz)
16.55: Demonstranten durchbrechen Absperrung
Freiberger Straße, Ecke Maternistraße. Ungefähr 50 Demonstranten rennen durch eine Polizeisperre in die Maternistraße. Die Beamten setzen Pfefferspray ein. Der Großteil der Demonstranten bleibt jedoch hinter der Absperrung. (taz)
16.45: Rentner: "Die Chaoten werden sich kloppen"
Freiberger Straße. Zwei Polizeihubschrauber kreisen über der Freiberger Straße. "Da werden se sich bald wieder kloppen die Chaoten, die rechten wie die linken", sagt ein Dresdner Rentner. (taz)
16.43: Demonstranten gehen in die Innenstadt
Petersburger Straße, Ecke Waisenhausstraße. Rund 300 Demonstranten gehen die Waisenhausstraße hinunter Richtung Innenstadt. Die Polizei begleitet sie. Ringsherum herscht Verkehrschaos. Zwischendurch liefern sich die Demonstranten ein Wettrennen mit der Polizei. Ein Polizist: "Die kleine Gruppe können wir doch durchlassen." (taz)
16.35: Erste Nazis gesichtet
Hauptbahnhof. Am Nordausgang steht ein kümmerlicher Haufen Neonazis: 18 Männer und eine Frau stehen mucksmäuschenstill mit einer schwarzen Fahne an einem Polizeigatter. (taz)
16.30: Demonstranten ziehen zum Postplatz weiter
Parkstraße, Ecke Lindengasse. Der "Rundgang Täterspuren" wird aufgelöst. Vom Lautsprecherwagen aus rufen die Veranstalter die Demonstranten auf, in Richtung Postplatz weiterzuziehen. Die Menschen gehen nun die Parkstraße hinunter oder durch den Park. Christian Specht, ein Freund des Hauses taz, befindet sich ebenfalls unter den Demonstranten: "Ich bin hier, um zu zeigen, dass Protest gegen Nazis Sinn macht. Manche Leute reden und labern, statt real was zu tun." Ein Hubschrauber kreist über dem Geschehen. (taz)
16.26: Rundgang beendet
Gret-Palucca-Straße/Parkstraße. Der Rundgang "Täterspuren" ist von den Veranstaltern aufgelöst worden, die Gründe sind noch unklar. Die Teilnehmer stehen teilweise an der Kreuzung oder laufen Richtung Innenstadt. (taz)
16.22: Nazistrecke erstmals blockiert
Ammonstraße/Ecke Freiberger Straße. Laut "Dresden Nazifrei" sind 500 Leute an der Kreuzung versammelt, beide Fahrspuren seien gesperrt. Die Gegendemonstranten blockieren damit bereits jetzt einen Teil der verkürzten Marschstrecke der Nazis. An der Kreuzung sei laut "Dresden Nazifrei" bereits jetzt alles von der Polizei abgegittert, zwei Wasserwerfer und zahlreiche Einsatzkräfte seien vor Ort, die Lage aber noch ruhig. (taz)
16.15: Polizei hat keine "Lust auf Nazis"
Sächsischer Landtag. Der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Bernhard Witthaut, sagt auf einer Pressekonferenz, seine Beamten hätten "keine Lust, Demonstrationen einer politischen Bewegung zu schützen", die aus der Terrorgruppe NSU erwachsen sei. "Das ist etwas, was körperlich weh tut", so Witthaut. Gleichwohl habe die Polizei keine andere Wahl: Wenn ein Aufmarsch genehmigt sei, müsse die Polizei Demo-Blockaden der Gegner auflösen. "Wir können gar nicht anders." (taz)
16.05: Erste Handgreiflichkeiten
Heidefriedhof. Am Ausgang des Heidefriedhofs gibt es eine erste Auseinandersetzung zwischen Poliziei und Gegendemonstranten. Die Polizei drängt die Gegendemonstranten gewaltsam durch ein kleines Tor aus dem Friedhof. Vor dem Friedhof versammelt sich daraufhin eine größere Gruppe, die skandiert: "Dresden, Dresden, immer wieder alliierte Friedensflieger!" (taz)
16.00: Polizei sperrt ab
Ammonstraße/Budapester Straße: Die Polizei hat die Budapester Straße am Übergang zur Ammonstraße gesperrt. Hier in der Nähe soll später der Neonaziaufmarsch beginnen. (taz)
15.55: Stullen heiß begehrt
Grunaer Straße/Blüherstraße: Zwei junge Leute mit Irokesenhaarschnitt verteilen beim "Rundgang Täterspuren" vergane Stullen mit Kidney-Bohnen-Creme un Saft. Innerhalb von Minuten sind die zwei Kisten leer. (taz)
15.49: Erste Gruppe setzt sich vom Rundgang ab
Pirnaischer Platz/Ecke Petersburger Straße. Auch Wolfgang Thierse, Vizepräsident des Bundestages, ist unter den Teilnehmern des Rundgangs, der gerade am Pirnaischen Platz angekommen ist. Der SPD-Politiker ist jedoch etwas ratlos und fragt seine Mitarbeiter, warum hier denn alle schwarz angezogen seien. Eine erste Gruppe von Demonstranten setzt sich in Richtung Zentrum ab, der Großteil läuft aber den Rundgang weiter. (taz)
15.45: Kriegsgräberfürsorge: "Keine Bomben aus heiterem Himmel"
Heidefriedhof. An der Skulptur "Tränenmeer" erinnerte der Vorsitzende der Kriegsgräberfürsorge, Dieter Landgraf-Dietz, an den Angriff auf Dresden. "Schicksal machte keinen Unterschied zwischen Opfern und Tätern", sagte er. "Doch die Zerstörung kam nicht aus heiterem Himmel, man muss die Vorgeschichte mitbedenken." Anschließend zählte er mehrere Städte auf, die im Zweiten Weltkrieg von deutscher Seite bombardiert worden waren. (taz)
15.47: SPD-Politiker vermutet wieder Funkzellenauswertung
Schießgasse. Inzwischen sind auch vier Busse aus Thüringen zu den Protestierenden gestoßen. Darunter der Oberbürgermeister von Jena, Albrecht Schröter (SPD): "Die Nazis sind eingeknickt, aber noch da. Deshalb müssen wir ihnen zeigen, dass der Tag den Demokraten gehört", sagt er Die Ermittlungen gegen Nazi-Gegner und die Aufhebung der Immunität für linke Politiker seien ein hilfloser Spaltungsversuch. Schröter geht auch davon aus, dass die Polizei wieder Funkzellen abhöre: "Ich bin äußerst skeptisch, dass aus dem letzten Jahr politische Schlussfolgerungen gezogen wurden." Sein Parteifreund Christoph Matschie, Bildungsminister in Thüringen, pflichtet ihm bei: "Bei der Auseinandersetzung mit Rechtsextrem darf man nicht wackeln. Das ist keine Randerscheinung, sondern eine ernstzunehmende Gefahr für die Demokratie." (taz)
15.42: Leutert: "Ich will besondere Schwere der Schuld"
Schießgasse. Michael Leutert (Linke), dessen Immunität im Februar wegen seiner letztjährigen Teilnahme an den Anti-Nazi-Protesten aufgehoben wurde, läuft beim "Rundgang Täterspuren" mit. "Ich will, dass die besondere Schwere der Schuld festgestellt wird", lacht der Sprecher der sächsischen Landesgruppe im Bundestag. Wenn man sich Nazis nicht mehr entgegenstellen dürfe, sei der Aufstand der Anständigen nur noch eine leere Hülse. (taz)
15.36: Antifas: "Destroy the Spirit of Dresden"
Waldfriedhof. Eine kleine Gruppe von Linken versucht, ein Transparent mit der Aufschrift "Destroy the Mythos of Dresden" hochzuhalten. Die Polizei schreitet sofort ein, so dass das Transparent kaum zu sehen ist. Die Gruppe wird von der Polizei aus dem Friedhof geführt. Eine andere Gruppe stört die Veranstaltung mit zwitschernden Faschingsartikeln. (taz)
15.33: GdP fordert NPD-Verbot
Sächsischer Landtag. Bei einer Pressekonferenz der Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert der Landesvorsitzende Hagen Husgen ein NPD-Verbot: Man müsse "dem rechten Wahnsinn Einhalt gebieten". (taz)
15.20: Gedenken an Pogrome
Synagoge. Bei der Zwischenkundgebung des "Rundgangs Täterspuren" spricht die Vorsitzende der Dresdener Jüdischen Gemeinde, Nora Goldbogen. Es habe in Dresden keinen Widerstand gegen die Zerstörung der Synagoge während der Reichspogromnacht 1938 gegeben. Die Jüdische Gemeinde unterstütze die Proteste gegen den Neonaziaufmarsch und werde am Abend einen Film über die Zerstörung der Synagoge zeigen. Der Rundgang hat inzwischen rund 2.000 Teilnehmer. (taz)
15.10: Friedhof nazifrei
Heidefriedhof. Die städtische Gedenkveranstaltung hat begonnen und unter den Besuchern scheint kein Neonazi zu sein. Bei der Eröffnungsrede zeigte sich kein Vertreter der NPD-Landtagsfraktion aus Sachsen. Gerüchten zufolge sind die Mitglieder der Neonazi-Partei verstimmt, weil nach dem Protokoll eine Kranzniederlegung nicht mehr vorgesehen ist. (taz)
15.05: König darf nicht auf den Heidefriedhof
Heidefriedhof. Am Eingang des Friedhofs hat der Jenaer Pfarrer Lothar König zu einer Protestaktion aufgerufen. Er trägt seine Pfarreskutte, raucht selbstgedrehte Zigaretten und hat eine St.-Pauli-Mütze auf dem Kopf. Gemeinsam mit Punks und verkleideten Protest-Aktivisten will er nun seinen Kranz am Heidefriedof niederlegen. Es ist eine Anspielung auf die Gedenkpolitik der letzten Jahre, als hier auch NPD-Vertreter Kränze niederlegen durften. In diesem Jahr wurde das Protokoll geändert: Es gibt ein Kranzverbot. Deswegen erhält König, gegen den die Polizei nach seinen Protesten im letzen Jahr in Dresden scharf vorgegenagen war, mit seinem Kranz auch keinen Zugang. Das wundert nicht: Auf dem Kranz steht geschrieben: "Kein Vergeben, kein Vergessen – dem Lauti gewidmet". König erklärt die Widmung: "Wir protestieren dagegen, dass mein Lautsprecherwagen, mit dem ich mich im vergangenen Jahr an den Protesten beteiligt habe, beschlagnahmt wurde." (taz)
15.06: 1.500 Menschen beim ""Rundgang Täterspuren"
Pillnitzer Straße. Das Bündnis "Dresden Nazifrei" spricht von mittlerweile 1.500 Teilnehmern. (taz)
14.56: Polizei sperrt weiter ab
Rathenauplatz: Die Polizei meldet im "Bereich Rathenauplatz veranstaltungsbedingte Sperrungen". (taz)
14.52: Nelken für ermordete Juden
Rietschelstraße/Ecke Pillnitzer Straße. Ein alter Mann steht dort, wo sich beide Straßen treffen. Auf einer unscheinbaren Betonsäule steht geschrieben: "An dieser Stelle stand das Gefängnis Mathildenstraße. 1933-45 widerstanden hier tausende Deutsche und Tschechoslowaken dem faschistischen Terror." Nun wickelt der Mann roten Nelken aus der Verpackung und legt sie auf den Boden. "Allein hier kamen hunderte polnische und tschechische Juden ums Leben", sagt er. "Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus", steht auf dem roten Papierblatt, das an den Nelken hängt. Es ist eine ruhige Situation, eine andächtige. Einige hundert Meter weiter kommt nun der Demo-Zug an, der hier gedenken will. Es wird lauter. (taz)
14.51: Metzger: "Nazis haben Angst"
Berlin. Der stellvertretende taz-Chefredakteur Reiner Metzger sagt: "Die Nazis haben Angst vor der NSU-Falle."
14.47: Polizei sperrt Zugang
Pillnitzer Straße. Die Polizei meldet "veranstaltungsbedingte Sperrungen an der Pillnitzer Straße in Richtung Stadtzentrum".
14.30: Kalter Montag stimmt Polizist optimistisch
Schloßstraße/Wisldruffer Straße. Fünf Polizisten haben fünf Sterni-Bier trinkende Linke umzingelt. Was da los ist? "Ausweiskontrolle", sagt ein Polizist. "Ganz normal." Und ansonsten? Wie ist die Lage? "Friedlich. Und das bleibt auch so." Seinen Optimismus begründet der Polizist so: "Es ist kalt. Und es ist Montag." (taz)
14.29: Homepage von "Dresden Nazifrei" doch offline
Internet. Immer noch ist die Homepage von "Dresden Nazifrei" offline. Ein Sprecher des Bündnisses sagte der taz, es sei schwer auszumachen, woran der Ausfall liege. Einen Hacker-Angriff könne man nicht ausschließen. Es solle noch zwischen einer halben und einer vollen Stunde dauern, bis die Website wieder abrufbar sei. Der Ticker von "Dresden Nazifrei" funktioniert hingegen weiterhin. (taz)
14.26: Schorlemmer für "sichtbaren Protest"
Aufruf. Der Bürgerrechtler und Theologe Friedrich Schorlemmer erklärt am Montag, dass "die Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit für braune Fackeln schmerzhaft an die Grenzen des Rechtsstaates rührt" und "sichtbaren Protest braucht". Schorlemmer wird am Abend bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Kreuzkirche predigen. (epd)
14.10: Polizei: "Wir riegeln gar nicht ab"
Budapester Straße/Josephinenstraße. Hier in der Nähe werden später wahrscheinlich die Nazis demonstrieren. Doch nach wie vor gibt es einen freien Durchgang und stichprobenartige Kontrollen. Eine Polizistin sagt: "Wir riegeln vorerst gar nicht ab." (taz)
14.02: Die Berliner sind da
Comeniusplatz. Der Buskonvoi mit Antifaschisten aus Berlin ist bereits vor einer Weile eingetroffen. Die 350 Berliner wollen zunächst zum "Täterspuren"-Rundgang gehen. "Letztes Jahr sind wir von der Autobahn aus in die Stadt gelaufen", erinnert sich ein älterer Herr. (taz)
13.57: Revisionistische Rentner
Altmarkt. Irritierende Szenen am Altmarkt. Hier wurden 1945 mehr als 6.000 Leichen von Opfern der Luftangriffe der Alliierten verbrannt. "Damals kehrte der Schrecken des Krieges, von Deutschland aus in alle Welt getragen, auch in unsere Stadt zurück", steht auf einer Gedenkmauer. Rund 30 Rentner, manche von ihnen Augenzeugen der Bombennacht, sind hergekommen, um Blumen niederzulegen, einige mit Tränen in den Augen. Doch neben stiller Trauer gibt es hier auch offenen Revisionismus. Die Deutschen seien nach dem Ersten Weltkrieg von den Briten und Franzosen so geknechtet worden, da habe ja so einer wie Hitler kommen müssen und sich wehren, sagt einer. Ein Rentner-Paar pflichtet ihm bei und schimpft über eine "Umerziehung durch die Amerikaner" nach dem Zweiten Weltkrieg und "Gutmenschen", die alles in der deutschen Geschichte schlecht redeten. (taz)
13.55: Buntes Publikum beim Rundgang Täterspuren
Comeniusplatz. Inzwischen haben sich rund 1.000 Demonstranten zum Rundgang Täterspuren versammelt. Immer noch kommen neue Busse an. Die Demonstranten bieten einen bunt-durchmischten Anblick: Viele Antifas sind darunter, aber auch Senioren. Die Piraten, die Linkspartei und die Grünen machen mit Fahnen auf ihre Parteien aufmerksam.
Eine Rednerin sagt: "Wir wollen die Wahrnehmung zurechtrücken. Mit Dresden wurde nicht nur die Elbflorenz bombardiert, sondern auch eine nationalsozialistische Stadt." Auf dem Transparent, das dem Rundgang vorangetragen wird, steht: "Mit Opfermythen Schluss machen." Am Rand der Demonstranten steht eine 89-jährige Anwohnerin mit Strickmütze. Das mehr den Bombenopfern als den NS-Opfern gedacht werde, stimme schon, sagt die Frau, "aber nur öffentlich. In den Familien war beides Leid immer präsent. Das war eine fürchterliche Zeit." (taz)
13.51: Viel Polizei am Waldfriedhof
Waldfriedhof. Obwohl das städtische Gedenken erst um 15 Uhr beginnt, steht am Waldhof schon jetzt sehr viel Polizei bereit. Im vergangenen Jahr hatte es Protest gegeben als die rechtsextreme NPD ihre Kränze niederlegte. Die Polizei entfernte die Protestierenden und vermutlich sind sie deswegen dieses Jahr schon jetzt präsent. (taz)
13.46: Einsame Bewacher am Landtag
Landtagsvorplatz. Die Stadt wirkt ruhig. Vor dem sächsischen Landtag stehen etwas einsam zwei Polizisten und halten Wache. Warum sie denn soweit Abseits stünden? "Es versteht sich von selbst, dass man an einem solchen Tag vor einem slchen Gebäude steht," sagt der ältere der beiden. "Man weiß ja nie was passiert. Vielleicht wendet sich die Gewalt gegen ein solches Objekt, wenn man anderswo nicht zum Zuge kommt." Ob der damit die Neonazis oder die Gegendemonstranten meint, sagt er nicht. (taz)
13.45: "Dresden Nazifrei" wieder online
Internet. Die Website von "Dresden Nazifrei" ist wieder online. Ob die Seite tatsächlich wegen eines Hackerangriffs zwischenzeitig offline war, können die Organisatoren derzeit nicht sagen. (taz)
13.38: "Täterrundgang" gestartet
Comeniusplatz. Mit halbstündiger Verspätung haben sich rund 600 Demonstranten zum "Rundgang Täterspuren" in Bewegung gesetzt. Laut "Dresden Nazifrei" ist die Stimmung ruhig, die Polizei läuft am Rand mit. (taz)
Ein Bild der Piratenpartei von vor Ort finden Sie hier: t.co/igGNH6mI.
13.36: Abwarten am Nazi-Sammelpunkt
Budapester Straße. Am Sammelpunkt der Nazis stehen ein Dutzend Polizisten und vier pinke Dixiklos. Ein Schild an der Bushaltestelle verspricht für heute Stillstand: "Diese Haltestelle wird am 13. Februar in der Zeit von 10 bis 20 Uhr nicht bedient." (taz)
13.31: Die Polizei bereitet sich vor
Hauptbahnhof. Vor den Ketten der Beamten, die den Zugang und Abgang zum Bahnhof regulieren und Ausweiskontrollen vornehmen, sind mit Blaulicht Dutzende Polizeibusse aufgefahren. Sie parken nun in komplizierten Manövern so hintereinander, dass rund um den Bahnhof Durchgangssperren entstehen. Gegendemonstranten vermuten, dass am Nachmittag der Neonaziaufmarsch ganz in der Nähe des Hauptbahnhofes stattfinden könnte. Noch dominieren neben entspannten Polizisten genervte Reisende das Bild am Verkehrsknotenpunkt. (taz)
13.20: Tausend Teilnehmer beim Tätermahngang erwartet
Comeniusplatz. 500 Leute sind laut "Dresden Nazifrei" bereits beim Rundgang Täterspuren, der über verschiedene Stationen auf die Spuren von Naziverbrechen im Dresdner Stadtzentrum aufmerksam machen will. "Wir wissen noch von 500 weiteren Teilnehmern, die sich im Moment noch auf der Anreise befinden", sagt Stefan Thiele von "Dresden Nazifrei". (taz)
13.15: Linkspartei im Antifa-Bus
Im Berliner Buskonvoi fahren auch die Linkspartei-Bundestagsabgeordneten Nicole Gohlke und Sabine Leidig mit. Sie wollen bei möglichen Kontrollen mit der Polizei verhandeln. Leidig ist mit einem kleinen orangefarbenen Rollkoffer gekommen. "Morgen Abend muss ich zu einer Kundgebung in Stuttgart sein, da werden wieder Bäume gefällt", sagt Leidig. (taz)
12.58: "Dein Kampf" an der Augustusbrücke
Augustusbrücke. Die komplette Parteiführung der Grünen – Cem Özdemir, Renate Künast, Claudia Roth und Jürgen Trittin – sind an der Brücke versammelt und haben ein Protestplakat mit der Aufschrift "Dein Kampf" enthüllt. "Nachhilfe braucht Dresden nicht, hier gibt es eine lebendige Antifa-Szene", sagt Trittin. "Es ist aber richtig, dass auch viele Menschen anreisen. Schließlich mobilisieren auch die Nazis bundesweit." (taz)
12.48: Ruhe vor dem Sturm
Stadtzentrum. Durch das Stadtzentrum rollen Mannschaftswagen; die Polizei hat bereits das Gebiet um den Hauptbahnhof weiträumig in Beschlag. An allen Ausgängen sind Gitter platziert – noch für alle Reisenden geöffnet. Südlich des Bahnhofs parken aber bereits Wasserwerfer und Räumfahrzeuge. Nordwestlich, an der Budapester Straße, wo sich ab 17 Uhr die Neonazis sammeln sollen, ist ein verwaister Parkplatz abgesperrt. Nur ein Dutzend Polizisten langweilt sich hier, noch. Kollegen stoppen derweil einen weißen Kleintransporter, besetzt mit Dreadlockträgern. Es ist nur eine französische Rockband auf Deutschlandtour. "Bon Voyage and much success", lässt sie der Beamte passieren. Das Hauptquartier der Polizei ist unschwer auszumachen: Rund 100 Polizeiwagen dürften es sein, die auf dem Parkplatz des Ibis-Hotels, drei recht hässliche Hochhausklötze unweit des Hauptbahnhofs, stehen. Aus den Eingängen strömen Beamte mit Lunchbeuteln: Belegte Brötchen, zwei Wiener, Apfel, ein Pfannkuchen. "Alles belegt bei uns", entschuldigt sich die nette Dame an der Rezeption. Sie nickt in Richtung der von Uniformierten belagerten Lobby. "Sie sehens ja." (taz)
12.48: Zugänge zur Naziroute noch frei
Sternplatz. Gegendemonstranten können momentan noch problemlos in die Dresdner Südvorstadt gelangen, da die vorraussichtliche Route für den Nazi-Marsch noch frei ist. Am Sternplatz, dem 26er Ring und der Budapester Straße steht die Polizei zwar schon bereit, hat aber noch keine Absperrungen errichtet. (taz)
12.47: Angriff auf Website von "Dresden Nazifrei"
Internet. Die Website von "Dresden Nazifrei" ist offline. Über Twitter spricht das Bündnis von einem Angriff auf die Seite. (taz)
12.45: Gedenken in der Frauenkirche
Frauenkirche. "Man gedenkt heute nicht nur der Zerstörung der Stadt vor 67 Jahren", sagt Pfarrer Holger Treutmann in der Friedensandacht. Denn ein wahrhaftes Gedenken müsse immer auch die Zerstörungen beinhalten, die zuvor von deutschem Boden ausgingen. Neonazis versuchten an diesem Montag die Geschichte zu verfälschen, so der Pfarrer. Nicht zuletzt wegen der Morde des NSU brauche man deshalb heute ein kraftvolles Zeichen der Gegenwehr, bis hin zu friedlichen Blockaden der Neonazi-Demo. In diesem Jahr müsse es besonders gut werden. (taz)
12.37: Bündnis meldet Polizeikontrollen
Comeniusplatz. Das Bündnis "Dresden Nazifrei" meldet mehrere Polizeiautos am Comeniusplatz. Es werden Personenkontrollen durchgeführt. Am Comeniusplatz soll um 13 Uhr der Rundgang "Täterspuren" beginnen. (taz)
12.34: Verwirrung am Volkshaus
Schützenplatz. Am Volkshaus stehen rund 25 junge Leute, zum Teil aus Chemnitz angereist, die zu spät erfahren haben, dass die Auftaktveranstaltung der Gewerkschaften, die hier um 12 Uhr hätte stattfinden sollen, auf 15.30 Uhr verlegt wurde. Die Demonstranten ziehen weiter in Richtung Freiberger Straße. (taz)
12.32: NPD kuschelt mit Kameradschaftsnazis
Hauptbahnhof. "Die Landtagsfraktion mit Herrn Apfel wird da sein", versichert der NPD-Bundespressesprecher Frank Franz der taz. Auch die Bundes-NPD will einem "Befehl des Gewissens" folgen. Gleich nahe Bahnhof, an der Ammonstraße, hat das Neonazi-"Aktionsbündnis" um Maik Müller ihren Veranstaltungsauftakt. Im vergangenen Jahr war den Freien Nationalisten die Zusammenarbeit mit der NPD nicht ganz so recht. 2012, ist aber nicht 2011. Die Erfahrungen wegen des breiten Protests nicht wie geplant aufmarschieren zu können, wirken nach. Zwei Mal in Folge, 2011 und schon 2010, war doch der größte Neonazimarsch in Europa mit bis zu über 6.000 Teilnehmer durch einen vielfältigen Widerstand gestoppt worden. (taz)
11.48: Antifa-Konvoi kommt
Berlin. Mit sieben Bussen setzt sich der Antifa-Konvoi aus Berlin in Bewegung. Zuerst werden Zeitungen verteilt. Bürgerliche Blätter im Sonderangebot – man muss ja wissen was die Grünen denken – meint ein Aktivist gut gelaunt durch den Bus und verteilt die taz. Im zweiten Durchgang wird die Tageszeitung junge Welt verteilt. "Kann ich bitte auch noch ein bischen Solidarität mit dem Regime in Damaskus haben", kommentiert ein Aktivist ironisch und nimmt auch Zeitung an. "Ja das blenden wir jetzt einfach mal aus", kontert der Verteiler ironisch. Dann werden Wärmedecken, Stadtkarten und Sitzkissen ausgehändigt. Die Aktivisten in den Bussen hoffen auf Blockaden und echtes "Russland-1943-Feeling mit sibirischer Kälte, nationaler Frustration und der keimenden Einsicht bei den Nazis, dass die Sache verloren ist", heißt es in einem Flugblatt, das im Bus verteilt wird. (taz)
12.00: Ein Gedenktag und viele Proteste
Überblick. Die "Friedensandacht" in der Frauenkirche ist der erste große Termin, mit dem heute in Sachsens Landeshauptstadt an die Opfer des Zweiten Weltkriegs gedacht werden soll – und an die Opfer jener Bombennacht am 13. Februar 1945, als ein großer Teil der Dresdner Innenstadt von alliierten Bombern zerstört wurde. Mit zahlreichen Veranstaltungen wollen Kirchengemeinden, Parteien, Gewerkschaftsgruppen, die Stadt und zahlreiche linke Gruppen heute auf ihre Weise mit diesem Datum umgehen, das in der Stadtgeschichte schon immer für Spannungen sorgte.
Mit einem geschichtspolitischen "Täterrundgang" will das Bündnis "Dresden Nazifrei" ab 13 Uhr an Orte erinnern, an denen Nazis in der Zeit des Dritten Reiches aktiv waren. Nachdem die Stadt den Rundgang im vergangenen Jahr noch verboten hat, darf der Mahngang in diesem Jahr stattfinden. Um 15 Uhr findet auf dem Dresdner Heidefriedhof das offizielle Gedenken der Stadt und der Landes statt – hier hatte auch die NPD im letzten Jahr einen Kranz zum Gedenken an die deutschen Opfer niedergelegt. In diesem Jahr wurde das Protokoll geändert – in der Hoffnung, dass die Rechtsextremen der Veranstaltung fern bleiben.
Mit einer großen Menschenkette soll dann ab 17 Uhr in der Innenstadt ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt werden. Hier erwartet die Stadt weit über 10.000 Menschen. Tausende wollen im Anschluss gemeinsam mit dem Bündnis "Dresden Nazifrei", einem Zusammenschluss aus Parteien, Gewerkschaften und linken Gruppen, den für 18 Uhr angekündigten Neonaziaufmarsch blockieren.
Das hatte im letzten Jahr für Zwist gesorgt. Es kam zu brennenden Barrikaden und oft friedlichen, teils schweren Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Nach dem Bekanntwerden einer massenhaften Handydatenauswertung von Demonstranten war der Polizeieinsatz auch im Nachhinein noch in die Kritik geraten.
In diesem Jahr sichert die Polizei mit 4.500 Beamten das Stadtgebiet. Wie der umkämpfte Gedenktag in Dresden in diesem Jahr aussehen wird, wird die taz über den gesamten Tag im taz-Live-Ticker berichten. (taz)
In Dresden für die taz: Michael Bartsch, Martin Kaul, Konrad Litschko, Wolf Schmidt, Andreas Speit und Moritz Wichmann.
Am Live-Ticker in Berlin: Sebastian Fischer, Lalon Sander und Deniz Yücel.
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