Kommentar Griechenlandpleite: Maximale Demütigung der Griechen
Die Forderungen Merkozys an Athen sind blanker Unsinn. Athen kann einem "Sonderkonto" gar nicht zustimmen. Es sei denn, Griechenland wird zwangsverwaltet.
A n verrückten Vorschlägen mangelt es nicht, wenn es um Griechenland geht: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy ist auf die Idee verfallen, ein "Sonderkonto" einzurichten. Dorthin sollen alle griechischen Steuern fließen, um die Schulden zu bedienen. Kanzlerin Merkel scheint diesen Vorschlag irgendwie zu unterstützen. Geplant ist also die maximale Demütigung der Griechen, die ihre staatliche Souveränität abgeben müssten. Dagegen war der "Sparkommissar" harmlos, den Merkel vor knapp zwei Wochen vorschlug, um in Griechenland für Ordnung zu sorgen.
Es ist nicht vorstellbar, dass die Griechen einem "Sonderkonto" zustimmen. Es wäre die Selbstaufgabe als Nation. Zudem würde ein "Sonderkonto" nicht funktionieren, denn es würden kaum Steuern fließen. Sobald die Griechen das Gefühl hätten, dass von ihren Geldern nur noch fremde Mächte profitieren, würde es zum kollektiven Stolz, die Steuern noch stärker zu hinterziehen - und die Finanzbeamten würden willig wegsehen. Man müsste Griechenland also unter eine Art Zwangsverwaltung stellen, damit sich das "Sonderkonto" füllt. Eine abwegige Idee.
Warum fordern Sarkozy und Merkel solchen Unsinn? Die Antwort ist banal: Sarkozy befindet sich im Wahlkampf, da macht sich ein bisschen Populismus immer gut. Außerdem ist die Wahrheit unerfreulich: Griechenland wird teuer - und zwar bei jedem denkbaren Szenario.
ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz.
Auch eine Pleite wäre nicht billig, wie viele Deutsche meinen. Denn dabei vergessen sie, dass die Griechen vor allem im Ausland verschuldet sind. Letztlich verhandelt die EU nicht mit den Griechen - sondern mit sich selbst. Es werden nur noch die Verluste verteilt. Zwischen den Staaten und den Banken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Fans angegriffen
Gewalt in Amsterdam
Auflösung der Ampel-Regierung
Drängel-Merz
+++ Nach dem Ende der Ampel +++
Habeck hat Bock
Wirtschaftspolitik der FDP
Falsch und verlogen
Schönheitsideale in der Modewelt
Zurück zu Size Zero
Trumps Sieg bei US-Präsidentschaftswahl
Harris, Biden, die Elite? Wer hat Schuld?