Die Welt subventioniert Öl und Kohle: Fast eine halbe Billion Dollar
Regierungen haben 2010 fossile Brennstoffe mit hunderten Milliarden Dollar subventioniert. Die Internationale Energieagentur fordert, das Geld armen Familien zu geben.
![](https://taz.de/picture/247168/14/fossilsubvention_imago.jpg)
BERLIN taz | 409 Milliarden US-Dollar. Diese gewaltigen Summe haben im vergangenen Jahr Regierungen weltweit ausgegeben, um fossile Energieträger künstlich billig zu halten. 45 bis 75 Milliarden davon entfallen auf die Industrieländer der OECD.
Das gab gestern die Internationale Energieagentur IEA in Paris bekannt, zusammen mit einem klaren Appell: "Diese Analyse ruft nach besseren Wegen, diese riesigen Summen auszugeben", sagte IEA-Chefökonom Fatih Birol.
Die Agentur fordert, besser arme Familien zu unterstützen. Weltweit hätten eine Milliarde Menschen nicht einmal einen Stromanschluss. Zudem werde so der sparsame Umgang mit Energie gefördert, was die globalen Treibhausgasemissionen in den nächsten Jahrzehnten um bis zu 6 Prozent reduzieren könne.
Absechssichtlich spricht die IEA von "Unterstützung" und nicht von "Subventionen" - die Staaten sind äußerst kreativ darin, Benzin, Kohle und Erdgas versteckt zu bezuschussen. Dazu gehören direkte Subventionen an der Tankstelle - Mexiko etwa hat einen Fonds aufgelegt, der angesichts hoher Ölpreise die Kosten für das Benzin stabil halten soll.
2008 kostete die Maßnahme den Staat 17,7 Milliarden Dollar. Andere Länder gewähren günstige Kredite bei der Förderung von Öl und Gas, garantierten Investoren dabei Mindestrenditen oder geben Steuererleichterungen. In Deutschland zahlen Aluminiumhersteller keine Ökosteuer, es gibt diverse Steuerbegünstigungen, wenn Öl oder Kohle verstromt werden.
Dazu kommen 1,7 Milliarden Euro, mit der die Kohleförderung 2010 subventioniert wurde, erst 2018 läuft die Förderung aus. Zusammen unterstützt der deutsche Staat im vergangenen Jahr fossile Energieträger mit 5,5 Milliarden Euro. Steuereinnahmen sind allerdings nicht gegengerechnet - genauso wenig wie Umweltschäden, die durch die Nutzung fossiler Energieträger entstehen.
Rekordhalter an direkten Subventionen ist der Iran, dort kosten Öl, Gas und Kohle nur 15 Prozent des Weltmarktpreises. Das Land wird auch gelobt, weil es die Subventionen nun kürzen und dafür bedürftige Familien unterstützen will.
Die 34 OECD-Staaten sowie die G-20-Staaten unterzeichneten bereits 2009 ein Abkommen, nach denen mittelfristig die Unterstützung für fossile Energieträger abgeschafft werden soll.
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