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ÖsterreichNazi-Aufmarsch als "humanitäre" Geste

Der Chef der österreichischen Rechten, Heinz Strache, soll 1989/90 an der innerdeutschen Grenze an einer Aktion der Wiking-Jugend teilgenommen haben.

Macht Flaggen zu Brotkörben: Heinz-Christian Strache, FPÖ. Bild: reuters

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat derzeit kein Glück mit seinen Themen. Egal, ob er ein Kopftuchverbot für ganz Österreich fordert oder gegen den Bau von Minaretten wettert, jede Pressekonferenz führt immer wieder zum Thema Wiking-Jugend.

Strache hat in der Silvesternacht 1989/90 an einem Aufmarsch der deutschen neonazistischen Jugendorganisation an der deutsch-deutschen Grenze teilgenommen und wurde dort von der Polizei festgenommen. Nach anfänglichem Leugnen stellt er jetzt seine Teilnahme an der Veranstaltung in Hilders bei Fulda nicht mehr in Abrede. Die Aktion hätte aber rein humanitäre Ziele verfolgt. Nach Darstellung Straches diente der Fackelzug unter Absingen nationalen Liedguts dazu, den DDR-Bürgern "Brotkörbe" über die Grenze zu reichen. Auf DDR-Seite waren nach Darstellung der Medien etwa 20 Gleichgesinnte aufmarschiert und forderten die Wiedervereinigung. Die Begegnung sollte nicht lange dauern. Mehrere Teilnehmer an der nächtlichen Grenzbegegnung, darunter eine Anzahl gerichtsnotorischer österreichischer Neonazis, wurden festgenommen und erlebten den Jahreswechsel in der Polizeizelle.

Von Lebensmittelpaketen war in den Polizeiprotokollen keine Rede. Dafür wurden mehrere Reichskriegsfahnen beschlagnahmt. Auch auf den Fotos der Fuldaer Zeitung sind nur Fackeln, Fahnen und Feuerwerkskörper zu sehen. Ein "Wikinger", der mit Strache die Zelle geteilt haben will, bekam laut Tageszeitung Österreich, als er mit der Darstellung des FPÖ-Chefs konfrontiert wurde, "einen Lachkrampf".

Die Wiking-Jugend wurde 1994 in Deutschland verboten. Seit 1990 will Strache keine Kontakte mehr zu dieser Organisation gepflegt haben. Distanzieren wollte er sich aber von deren Zielsetzungen nicht.

Im vergangenen Januar waren in den Medien Fotos aufgetaucht, die den etwa 20-jährigen Strache in Uniform bei Kriegsspielen in einem Kärntner Wald zeigen. Experten für Rechtsextremismus wollen auf den Bildern Wehrsportübungen erkennen. Harmlose Paintball-Spiele seien es gewesen, verteidigte sich der FPÖ-Obmann. In Wehrsportzirkel, so berichtete das Wochenmagazin profil, habe Strache "als unterhaltsamer Kamerad, aber auch als farbloser Mitläufer ohne großen intellektuellen Anspruch" gegolten.

Auf der Homepage der FPÖ wird ausführlich zu den Vorwürfen Stellung genommen. Die Kontakte zu rechtsextremen Organisationen werden dort als oberflächlich und lange zurückliegend beschrieben.

Bei der eigenen Klientel scheinen dem Mann, der seine Stimmen mit Anti-Ausländer-Parolen holt, die Zeugnisse aus der Vergangenheit nicht zu schaden. Jüngsten Umfragen zufolge liegt die FPÖ stabil bei etwa 11 Prozent, die sie auch bei den Nationalratswahlen vor einem Jahr holte. Deklarierte Neonazis wählen zwar FPÖ, treten ihr aber nicht bei. Besonders unter Jugendlichen erfreut sich der Rechtsextremismus wieder zunehmender Beliebtheit.

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