JUBILÄUMSGALA Viele Lieder, ein paar Bücher und seit zwei Jahren im Südblock auch wieder die Flittchenbar: Christiane Rösinger kennt Pop als Schmiermittel und empfiehlt die Geselligkeit als Mittel gegen Melancholie
Als alles vorbei war, wurden die Türme dunkel. Im Pressezentrum begann die Schlacht um den Promo-Müll. Es waren zwei ambivalente, schrecklich-wunderbare Wochen.
Das erste Halbfinale des Eurovision Song Contests hatte einiges zu bieten: Dreadlockhochsteckfrisuren, krasse Ältlichkeiten, kurze Rocksäume und manchmal auch große Kunst.
Die Schweiz ist boring, Belgien langweilt und San Marino – komponiert von Ralf Siegel – ist Favoritin auf den allerletzten Platz. Und Albanien tut weh.
Er kann alles. Auch erklären, woher die Bezeichnung „Aseri“ kommt: Rashad Pashazade, einer der ESC-Volunteers in Baku, ist stolz, sein Land zu präsentieren.
Was bei uns die Busenfreundin, ist in Aserbaidschan der All-Time-Buddy: In Baku empört sich niemand, dass an der Kaspischen Corniche fast nur Männer tanzen – miteinander.
Baku ist keine beruhigte Zivilisationszone wie Düsseldorf. Trotzdem arbeitet Jörg Grabosch gerne hier. Seine Firma stemmt die komplette Technik des ESC.
ESC-Fans sind die Links zu einem bekennenden Europäertum: In das Raumschiff ESC dürfen alle einsteigen, egal wie schlecht ihre Stimme ist oder ihre Frisuren sind.
Ob das Festival „Singen für die Demokratie“ stattfindet, ist unklar. Unklar ist auch, ob es schon korrupt ist, Baku klasse zu finden und ob da Adorno helfen kann.
Keine Fahrradfahrer, kein Öko-Zeug, Baustaub, Frauen auf Highheels und Männer mit spitzen Schuhen: Das sind nicht nur Klischees, das ist wirklich Baku!
Baku ist gerüstet für den Eurovision Songcontest. Aus den Sümpfen wurde eine Halle gestampft, die LED-Lämpchen glühen und die Skyline mutet dubaiesk an.